Reichenbach
zur Zeit des Tabellarischen Verzeichnisses von 1769 (Teil
3): Bürger und ihre Güter - Innerhalb der Ringmauer |
Innerhalb
der Ringmauer hat sich Reichenbach nach der
frühwürttembergischen Zeit (1595 - 1668), in der neben
dem Pfarrhaus (vgl. 2.2) als bürgerliches Gut der Hof des
"Märtesbauern" hinzugekommen war, kaum
verändert. Lediglich im Komplex der Gastherberg kam es
1763 noch einmal zu einer Vermehrung der Bausubstanz:
dort ließ der alte Gastmeister Franz Jacob Klumpp,
wahrscheinlich als seinen Alterssitz, ein Haus errichten,
das später die Nummer 48 bekommen und 1893 Sitz des
Forstamts werden sollte. Im übrigen war es innerhalb der
Ringmauer eher eng geworden, was den Ochsenmeier und
Waldknecht Christian Klumpp veranlasste, seinen neuen
Hof, den Waldknechtshof, im Laufe des Jahres 1769 vor die
Mauer zu verlegen. Christian Klumpp begegnet uns also
sowohl in diesem Teil der Studie mit dem alten Ochsengut
als auch im fünften Teil mit dem neuen Waldknechtshof
(vgl. 5.5). Die Zuordnung von Bürgern und Gütern ist innerhalb der Ringmauer recht eindeutig. Es besitzen
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3.1 | Johann Martin Frey, Bauer | Haus 5 "Märtesbauer" |
Martin
Frey, korrekt: Johann Martin Frey (1720 - 1803, F 553).
ist der "Märtesbauer". Vielleicht hat er dem
Hof sogar seinen Namen gegeben, denn er ist der erste
Besitzer mit dem Namen Martin. Obwohl der Hof innerhalb
der Ringmauer liegt, geht er wahrscheinlich nicht auf die
Klosterzeit zurück. Der erste Besitzer, von dem wir
wissen, war der Bäcker Hans Keck ( 1680), der ab
1642 in Reichenbach nachweisbar wird (L). Seine regionale und familiäre
Herkunft liegt im Dunkeln, vielleicht ist er ein
Verwandter des Müllers Jacob Keck (F 2143), der zwischen
1629 und 1651, wohl mit Unterbrechungen, als Pächter der
Klostermühle belegt ist (zur Klostermühle in
frühwürttembergischer Zeit vgl. die Studie "Die wechselnden
Besitzverhältnisse über die Klostermühle zu
Reichenbach 1595 - 1671"). Für eine
verwandtschaftliche Nähe des Bäckers Keck zum Müller
Keck spricht auch die unmittelbare Nachbarschaft von
Mühle und Märtesbauernhof, dessen Lage im Lagerbuch von
1668 so beschrieben wird (XXXV): "innerhalb des Closters
Ringmauren, bei der Mahlmihlen, zwischen dem
Allmeindplatz neben besagter Mihlbehaußung, Unnd dem
Mihlgärtlin". Der Hof blieb drei Generationen in
Händen der Familie Keck, ehe 1749 Johann Martin Frey, er
stammte von den Höfen im Tonbach, die Urenkelin des Hans
Keck, Anna Catharina Keck (1715 - 1764), heiratete (L). Im Lagerbuch festgehalten ist auch der Grundbesitz des Hans Keck: 4 Mannsmahd und 3 Viertel, das sind knapp 7 Morgen, im Nötlinstrauf (zusammen mit Hans Ganss, der auch Bäcker ist) und insgesamt 4 Morgen "ob dem Waldacker" - das ist ein relativ kleiner und daher wohl auch junger Besitz. Er wächst bis 1769 auf gut 14 Morgen und bis 1840 (Besitzer ist jetzt Johann Georg Frey, 1800 - 1879) auf gut 20 Morgen. Der Viehbestand ist 1769 mit 17 Stück "Horn- und Rindvieh" und 2 Schweinen gemessen am Grundbesitz auch dann recht hoch, wenn sich hinter dem Horn- und Rindvieh neben Rindern auch eine namhafte Zahl von Ziegen verbergen sollte. Aus der Ehe zwischen Johann Martin Frey und Anna Catharina Keck gehen drei Kinder hervor, die jedoch alle früh sterben, dann stirbt auch die Mutter. Johann Martin Frey heiratet noch vier Mal, alle Ehen bleiben aber, die Ehefrauen sind meistens schon zu alt, kinderlos (L). So geht der Besitz 1793/94 durch Verkauf (XXII) an den Neffen Johann Georg Frey (1752 - 1831, F 376) aus Röt, der 1793 auch heiratet. Dessen Sohn, Johann Georg Frey, ist der oben genannte Besitzer des Hofes um 1840 (LII). |
3.2 | Johann Jacob Haisch, Müller | Haus 6 Klostermühle (Standort) |
Die
Klostermühle ist 1769 schon hundert Jahre in Händen der
Familie Haisch (früher: Haist), nachdem um 1670 Johann
Jacob Haist (1641 - 1704, F 154 A), der vielleicht aus
Baiersbronn stammte, mit Anna Maria Krepser die Erbin der
Mühle geheiratet hatte (vgl. dazu auch die Studie "Die wechselnden
Besitzverhältnisse über die Klostermühle zu
Reichenbach 1595- 1671"). Nach Vater, Sohn und
Enkel, die alle mit Vornamen Johann Jacob hießen, ist
die Mühle 1769 im Besitz des Urenkels (Johann) Jacob
Haisch (1734 - 1795, F 549). Er ist seit 1762 in erster
Ehe verheiratet mit Rosina Barbara Klumpp (1746 - 1776)
von der Gastherberg (L). Aus dieser Ehe stammt auch der
Sohn Franz Carl Haisch (1770 - 1830, F 1262), der nach
dem Tod des Vaters, wie das Handlohn- und Weglösebuch
beweist (XXII), die Klostermühle übernommen
hat. Dessen Sohn wiederum, auch er heißt Franz Carl, ist
um 1840 im Primärkataster als Erbe der Mühle belegt (LII). Zur Klostermühle, die nicht auf Ackerbau und Viehzucht, sondern gewerblich ausgerichtet war, gehörte ursprünglich nicht viel Land. 1668, im Lagerbuch, erstreckt sich der Besitz an Grund und Boden (auf dem Eselacker und auf der Vogelherdt, im Schachen und im Reichenbacher Tal) auf gut 13 Morgen (XXXV). Dieser Grundbesitz ist bis 1769 kräftig auf rund 30 Morgen gewachsen. Wahrscheinlich damit einher ging eine Vergrößerung des Viehbestands, der 1769 mit 18 Stück "Horn- und Rindvieh", vier Schafen und drei Schweinen respektabel ist. Sowohl Grundbesitz als auch Viehbestand dienen wohl nicht mehr nur der Selbstversorgung, sondern auch dem Erwerb, so dass die früher einseitig gewerbliche und vielleicht nicht die Existenz sichernde Orientierung der Mühle überwunden ist. Nach dem Tabellarischen Verzeichnis umfasst der Haushalt des Müllers neun Personen. Weil wir 1769 mit Eltern und zwei Kindern nur vier Familienmitglieder haben und die Eltern des Müllers bereits verstorben sind, muss es sich bei den übrigen Personen überwiegend um (Mühlen-) Knechte und Mägde handeln. |
3.3 | Johann Peter Mast, Klostermeier | Haus 7 Reichenbach (Standort) |
Besitzer des
alten Meiereiguts Reichenbach zur Zeit des Tabellarischen
Verzeichnisses ist (Johann) Peter Mast (1709 - 1784, F
343). Er wird im Verzeichnis "Bürgermeister"
genannt - ein Titel, der zu jener Zeit selten ist.
Gebräuchlich war die Amtsbezeichnung Schultheiß für
den Chef der kommunalen Selbstverwaltung. Wir finden
Schultheiße in allen Klosterdörfern, nicht jedoch in
Reichenbach, dem Sitz der Amtsverwaltung. Erst 1807, nach
der Auflösung des Klosteramts, bekommt auch Reichenbach
seinen Schultheiß. Es könnte sein, dass das Amt des
Bürgermeisters in Reichenbach gegen Ende der
Klosteramtszeit als Ersatz für das Schultheißenamt,
aber wohl mit geringeren Befugnissen, geschaffen wurde. Johann Peter Mast ist der Enkel des Franz Mast (1636 - 1740, F 90), der um 1663 den alten Reichenbach übernahm. Er ist seit 1736 verheiratet mit Margaretha Weßner (1719 - 1775), die 14 Kinder auf die Welt brachte, von denen allerdings sechs früh gestorben sind (L). Von den übrigen sind zur Zeit des Tabellarischen Verzeichnisses die meisten schon erwachsen, so dass wahrscheinlich nur die drei jüngsten Kinder noch im elterlichen Haushalt leben. Unter den neun "Seelen überhaubt", die das Verzeichnis aufführt, müssen demnach auch einige Dienstboten sein. Die relativ große Zahl der überlebenden Kinder ist vielleicht auch ein Grund für die Teilung des Guts nach dem Tod des Bürgermeisters 1784. Jedenfalls besitzt 1789 jeder der beiden Söhne Franz Mast (1745 - 1806, F 346) und Johann Georg Mast (1748 - 1818, F 399) "die halbe Meierei der Reichenbach genannt" (XXII). Der Anteil des Franz Mast an den Feldern und Wiesen des Reichenbachs und das alte Hofgebäude innerhalb der Ringmauer sind um 1840 bereits in anderen Händen (LII). Besitzer des Hofs, er trägt jetzt die Nummer 7, sind der Zimmermann Christian Burkhard (1801 - 1876) und der Fuhrmann Christian Teufel (1792 - 1869), dessen Namen bald auf den Hof übertragen wird: "Teufelsbauernhaus". Über die allmähliche Auflösung des alten Meiereiguts habe ich ausführlicher in einer Studie aus dem Jahr 1999 berichtet. Der Besitz des Johann Peter Mast an Grund und Boden entspricht 1769 mit knapp 60 Morgen, das sind knapp 40 Mannsmahd, zumindest der Größe nach dem alten Bestand. 1668 verteilt er sich auf das riesige Feldstück Reichenbach (52 Morgen), auf den Ziegelacker (4,5 Morgen) und auf drei Morgen des Waldackers (XXXV). Der Viehbestand gehört mit einem Pferd, 27 Stück "Horn- und Rindvieh", fünf Schafen und drei Schweinen zu den größten des Ortes und des Klosteramts. |
3.4 | Johann Ludwig Schaible, Weber | Haus 43 Torhäuslein |
Der
Weber (Johann) Ludwig Schaible (auch: Schaiblen; 1724 -
1775, F 601) ist wie sein Bruder Johann Georg vom Haus 11
(vgl. 4.3) ein Enkel des Schuhmachers Anton
Schaiblin (1657 - 1726, F 400 A), der um 1680 von Röt
nach Reichenbach kam. Johann Ludwig ist seit 1752
verheiratet mit Agatha Frey (1726 - 1783) aus Huzenbach.
Von den sieben Kindern des Ehepaars sterben fünf früh
(eine kurze zweite Ehe der Agatha mit Andreas Rempp, F
818 bleibt kinderlos; L). Wenn 1769 im Haushalt des Webers
insgesamt sechs Personen leben, dann können also mit den
Eltern und den beiden Kindern, es sind zwei Söhne, nur
vier der Kernfamilie angehören. Johann Ludwig Schaiblen
verfügt über drei Morgen Land, zwei Stück "Horn-
und Rindvieh" und ein Schwein sowie über ein
eigenes Haus. Doch, wo liegt das Haus? 1789, die beiden Eltern sind bereits tot, besitzen "Ludwig Schaiblens Erben", das müssen die beiden hinterlassenen Söhne sein, "ein Häuslen am oberen Thoor" und dazu ungefähr 2,5 Morgen Grund und Boden (XXII). Während der 1758 geborene ältere Sohn Johann Peter wohl schon früh das Elternhaus verlassen hat, heiratet der um zehn Jahre jüngere zweite Sohn Johann Ludwig (F 719), er ist Weber wie sein Vater, 1793 in Reichenbach Rosina Dorothea Haisch (1769 - 1838). In der Ehe wird 1794 auch ein Kind geboren, das aber schon nach einem Jahr stirbt. Möglicherweise in die gleiche Zeit fällt ein Ereignis, das im Seelenregister aus dem Jahr 1800 so dokumentiert ist: Johann Ludwig Schaible "verlässt die Familie und heiratet in Frankreich" (L). Es mag einige Zeit gedauert haben, die alte Ehe förmlich aufzulösen, um der zurückgelassenen jungen Frau eine neue Ehe zu ermöglichen. 1802 schließlich heiratet Rosina Dorothea Haisch den Wagner Jacob Eberhardt (1775 - 1831) aus Baiersbronn (L). Beider Sohn, der Wagner Friedrich Eberhardt (1803 - 1891), ist um 1840 Besitzer des Hauses 43, des "Torhäusleins" am Ochsentor (LII). In seiner Nachbarschaft liegt, wie ich in der Studie "Eine genauere Lagebeschreibung des Ochsenguts" nachgewiesen habe, mit dem Haus 47 das alte Ochsengut. |
3.5 | Christian Klumpp, Ochsenmeier und Waldknecht - 1 | Haus 47 Ochsengut |
Mit
dem alten Ochsengut, seiner Lage innerhalb der Ringmauer
und seiner Verbindung zum Amt und Hof des Waldknechts
habe ich mich in drei Studien ausführlich beschäftigt. Tragen
wir hier noch einmal die wichtigsten Daten zum alten
Ochsengut zusammen: Es ist seit 1651, als Bernhard Klumpp
(1606 - 1692, F 4) aus Röt das Gut kaufte, in Händen
der Familie Klumpp; sein Besitzer 1769, der Ochsenmeier
und Waldknecht Christian Klumpp (1732 - 1809, F 510), ist
der Urenkel des Bernhard Klumpp. Er ist seit 1757
verheiratet mit Christina Martha Klumpp (1735 - 1810) aus
der Gastherberg. Von den insgesamt 14 Kindern leben 1769
fünf (L), der Haushalt des Ochsenmeiers
und Waldknechts zählt mit etlichen Bediensteten 13
Personen. Der Grundbesitz fällt mit gut 66 Morgen etwas
geringer aus als 1668 im Lagerbuch, wo rund 50 Mannsmahd
(1 Mannsmahd = 1,5 Morgen) dokumentiert sind (XXXV); doch verfügt Christian Klumpp
1769 zusätzlich über 37 Morgen "Allmanden",
also wohl von der Gemeinde gepachtetem Land. Sein
Viehbestand erreicht mit einem Pferd, 28 Stück
"Horn- und Rindvieh", vier Schafen und drei
Schweinen ungefähr die gleiche Höhe wie der des Johann
Peter Mast (vgl. 3.3). Das Tabellarische Verzeichnis weist für Christian Klumpp den Besitz von zwei Wohnhäusern nach. Es könnte sein, dass mit dem zweiten Haus bereits der Waldknechtshof gemeint ist, dessen Errichtung nach der Baugenehmigung im Oktober 1768 (XXVII) im Frühjahr 1769, als das Tabellarische Verzeichnis erschien, wohl schon in Angriff genommen war. Es könnte sich aber auch um ein bereits vorhandenes, vermietetes Gebäude handeln, also zum Beispiel, wie im Teil 2 der Studie schon angemerkt, um eines der Häuser 54 oder 56 vor dem Weihertor (vgl. 2.1). Weil Belege fehlen, kann zwischen den möglichen Alternativen nicht entschieden werden. In seinem Baugesuch zur Errichtung des Waldknechtshofs, ebenfalls vom Oktober 1768 (XXVII), hatte Christian Klumpp erklärt (Faksimile), sein altes Hofgebäude innerhalb der Ringmauer sei so schadhaft und baufällig geworden, dass er es ohne Lebensgefahr nicht länger bewohnen könne. Meine ursprünglich (in der Studie "Wo stand das alte Ochsengut des Klosters Reichenbach?") geäußerten Zweifel an der Richtigkeit dieser Darstellung - sie setzt ja voraus, dass der begüterte Ochsenmeier und Waldknecht sein Hofgebäude derart herunterkommen ließ - sind ein wenig gedämpft, seit erkennbar wurde (LIII), dass der alte Bau zwischen 1769 und 1788 tatsächlich abgetragen und durch einen neuen ersetzt wurde (vgl. dazu die Studie "Eine genauere Lagebeschreibung des Ochsenguts"). Dieses neue Hofgebäude, "inner der Kl. Ringmauer", ist 1789 (Handlohn- und Weglösebuch; XXII) im Besitz des Jacob Friedrich Klumpp (1756 - 1844, F 673), des ältesten Sohnes von Christian Klumpp. Der Vater verfügt dagegen über die Hälfte an einem Haus, "so er auf sein Ochsen Guth die Ochsenwaid genannt erbaut hat" (die andere Hälfte ist bereits in Händen seines Sohnes Adam Klumpp (vgl. dazu 5.5). Und um 1840 besitzt der Bäcker und "Bierwirt" Franz Jacob Klumpp (1785 - 1856), Enkel des Christian und Sohn des Jacob Friedrich Klumpp, das Haus 47 (LII), an dessen Stelle einst der Hof des alten Ochensguts lag. |
3.6 | Franz Jacob Klumpp, alter Gastmeister | Haus 48 (später: Forstamt) |
Franz
Jacob Klumpp (1702 - 1779, F 2), der alte Gastmeister,
ist ein Sohn des Hans Bernhard Klumpp (1645 - 1724, F 3),
der um 1668 die 41 Jahre ältere Besitzerin der
Gastherberg, Magdalena, verw. Braun, verw. Mast, geb.
Frey (1604 - 1683) geheiratet hatte. In der zweiten, 1684
geschlossenen Ehe des Hans Bernhard mit Maria Jacobina
Buob (1663 - 1736) aus Pfalzgrafenweiler werden nicht
weniger als 17 Kinder geboren, darunter auch, als
dreizehntes, Franz Jacob Klumpp. Wahrscheinlich mit
dessen Hochzeit, 1731, ging die Gastherberg in seinen
Besitz über. Nach dem frühen Tod der ersten Frau, Anna
Veronica Kappler (1712 - 1739) aus Dobel, heiratet Franz
Jacob Klumpp 1739 in zweiter Ehe Anna Barbara Lichtenfels
(1719 - 1769) aus Neusatz, Kirchspiel Dobel. In dieser
Ehe wird als erstes Kind 1744 Franz Carl Klumpp geboren,
der wahrscheinlich mit seiner Hochzeit, 1766, die
Gastherberg übernahm (L). Der Vater, Franz Jacob, hatte sich unterdessen auf dem Hofgelände der Gastherberg als Akterssitz ein neues Haus gebaut, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts (1893) Sitz des Forstamts werden sollte (vgl. dazu auch die Studie "Hat der Gastmeister das nachmalige Reichenbacher Forsthaus kurz nach 1763 erbaut?"). Das Tabellarische Verzeichnis führt denn auch neben den beiden Wohnhäusern des jungen Gastmeisters ein weiteres Wohnhaus des alten Gastmeisters auf. Sein Haushalt besteht aus vier Personen, zu denen seine noch lebende Frau (sie stirbt im August 1769) und wahrscheinlich die beiden jüngsten, 1756 und 1758 geborenen Töchter zählen. 1770, nach dem Tod der zweiten Frau, heiratet Franz Jacob Klumpp ein drittes Mal, und zwar Johanna Burkhardt (* 1716), die Witwe des Johann Michael Gaiser aus Baiersbronn (L). |
3.7 | Franz Carl Klumpp, Gastmeister | Haus 49 (Gastherberg) |
1769
ist Franz Carl Klumpp (1744 - 1799, F 1) als Sohn und
Nachfolger seines Vaters, Franz Jacob Klumpp (3.6), unzweifelhaft Gastmeister in
Reichenbach. Mit seinem Namen sind, wie das Tabellarische
Verzeichnis weiter erkennen lässt, wenigstens drei
Superlative verbunden: er führt mit 18 Personen,
darunter wohl viele Knechte und Mägde, den größten
Haushalt des Klosteramts; auch sein Besitz an Feldern und
Wiesen ist mit 100 Morgen der reichste im Amtsbezirk;
schließlich ist sein Bestand an Vieh mit 39 Stück
immerhin der höchste in Reichenbach und einer der
höchsten im Klosteramt. Er verfügt neben der
Gastherberg über ein weiteres Wohnhaus, bei dem es sich
vielleicht um eines der beiden Häuser mit den späteren
Nummern 54 und 56 vor dem Weihertor handelt (vgl. 2.1). Des weiteren gibt es
Anhaltspunkte dafür, dass die kurz vor 1760 von seinem
Vater erbaute Erlensägmühle ebenfalls in seinem Besitz
ist (vgl. Teil 8). Franz Carl Klumpp ist seit 1766 verheiratet mit Susanna Barbara Riflen (* 1742) aus Pforzheim. Aus dieser Ehe gehen zwölf Kinder hervor, von denen sechs im Kindesalter sterben; von den übrigen sechs verlassen drei durch Heirat den Ort und nur drei bleiben in Reichenbach zurück: Johann Friedrich Klumpp (1770 - 1850), der Rotgerber, der 1802, nach einigen Jahren in Altensteig, das Haus 22 in Reichenbach kauft (vgl. 5.3); Johanna Philippina Klumpp (1771 - 1834), die den Amtsschreiber Eberhard Ludwig Heller (1765 - 1842), einen Sohn des Oberamtmanns Heller (vgl. 2.2) heiratet; Christoph Friedrich Klumpp (1776 - 1828), der wohl nach dem Tod des Vaters (1799) die Gastherberg übernimmt (L). Die im Jahr 1800 geschlossene Ehe des Christoph Friedrich Klumpp mit Catharina Baader (1773 - 1830) aus Tuttlingen bleibt kinderlos. Nach dem Tod des Gastmeisters, 1828, heiratet die Witwe 1829 den Forstbeamten Eberhard Jonathan Rempp (1789 - 1842) aus Schmiedelfeld (Schwäbisch Hall), ein Jahr später stirbt auch sie. Der Forstbeamte Rempp zieht 1839 mit der dritten Ehefrau nach Reutlingen und stirbt 1842 in Holzgerlingen (L). Zu dieser Zeit ist die Gastherberg in Händen des neuen Gastmeisters Gottlieb Friedrich Schweikle (1800 - 1871) aus Nagold (LII), der seit 1827 mit Friederika (Catharina) Wilhelmina Böhringer (*1804) verheiratet ist (L). Sie ist eine Tochter der Carolina Wilhelmina Klumpp (1784 - 1838), dem jüngsten Kind des Franz Carl Klumpp, die im Jahr 1802 Johann Georg Böhringer (1778 - 1846), später Besitzer der Buhlbacher Glashütte, geheiratet hatte (G. Frey, 1986). |
Internetversion:
04/06 Aktualisierung: 04/06 |
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987) |