Die
Lehenshöfe zu Huzenbach 1600 - 1840 (Teil 1): Die Lehenshöfe im Überblick |
Im Lagerbuch des Klosteramtes
Reichenbach aus dem Jahr 1667/68 (XXXV) sind für Huzenbach, dessen Teil
aus dem Jahr 1667 stammt, fünf Lehensbauernhöfe mit
ihren Besitzern aufgeführt. Die Höfe haben im Lagerbuch
keine Namen, und auch sonst nennen die zeitgenössischen
Quellen kaum Hofnamen; nur für den nördlichsten der
fünf Höfe finden wir gelegentlich die Ortsbezeichnung
"auf dem Huzenberg". Das macht die
Identifizierung der Höfe oftmals schwierig. S.
Finkbeiner hat (im Huzenbach-Buch, 1989) eine Zuordnung von Hofbesitzern
des Jahres 1667 und heute noch gebräuchlichen Hofnamen
vorgeschlagen, die sich als tragfähig erwiesen hat.
Danach besitzen 1667
Die ungefähre Lage der Höfe - ich führe sie stets von Nord nach Süd auf - verdeutlicht die schematische Lageskizze. Später werden wir ihre Lage anhand der frühesten Flurkarten genauer bestimmen. Die Hofnamen lassen sich nur schwer bis zu ihrer Entstehung zurückverfolgen, zumal sie gewiss aus verschiedenen Epochen stammen. Immerhin können wir bei zweien die Zeit ihres Aufkommens ungefähr erschließen: Der Hof "auf dem Huzenberg" ist erst um 1840 auf die Familie Bühler übergegangen, die Bezeichnung "Bühlerhof" kann demnach nicht älter sein. Der Name "Pfeiflesbauer" stammt aus dem 18. Jahrhundert, in dem drei Generationen der Familie Pfeifle (Pfeifflen, Pfeifflin) den Hof besaßen. Für die Hofnamen "Friedersbauer" (vermutlich auf den Vornamen Friedrich zurückgehend) und "Christenmichel" lassen sich dagegen in der Zeit nach 1600 keine eindeutigen Bezugspersonen finden, sie könnten also sehr alt sein. Im Lagerbuch sind in vier von fünf Fällen neben den aktuellen Hofbesitzern auch die Vorbesitzer genannt:
Bei Michael Sackmann ist kein Vorbesitzer genannt, vielleicht deshalb, weil der Vater (und Vorbesitzer) ebenfalls den Vornamen Michael trug. Doch muss das so nicht sein, denn nur in einem Fall war der im Lagerbuch namhaft gemachte Vorbesitzer wirklich unmittelbar zuvor im Besitz des Hofes: Georg Stribich ist der Schwiegervater von Martin Frey. In den anderen drei Fällen können die im Lagerbuch genannten Vorbesitzer nicht unmittelbar den Besitzern des Jahres 1667 vorangegangen sein. Dies soll kurz belegt werden:
Wir müssen also erkennen, dass die im Lagerbuch genannten Vorbesitzer zwar durchaus im Besitz des entsprechenden Hofes waren, aber (mit einer Ausnahme) eben nicht, wie man zunächst zu verstehen meint, unmittelbar vor dem Besitzer des Jahres 1667. Die im Lagerbuch von 1667/68 genannten Vorbesitzer finden wir fast alle in einem Steuerbuch aus dem Jahre 1612 (IX):
Es fehlt nur Georg Stribich, doch der aufgeführte Friedrich Stribich ist sein Vater. Wir haben also mit dieser Personengruppe wohl die Besitzer der Huzenbacher Höfe im Jahre 1612. Vergleicht man diese Personenliste mit früheren Listen, so kann man Schritt für Schritt die früheren Besitzverhältnisse rekonstruieren. Zwei Jahre vor dem Steuerbuch, also 1610, wurde für die Ortschaften des Klosteramtes ein Bürgerbuch (VIII) erstellt. Für Huzenbach finden wir in der Gruppe der Lehensbauern die folgenden Namen:
Diese Liste ist nur durch einen Namen verändert: Gall Schwemblin, der offenbar vor Ludwig Brickel und dessen Erben Besitzer des Christenmichelshofes war. Gehen wir noch drei Jahre weiter zurück, so stoßen wir auf ein Schätzungsregister vom Dezember 1607. Es handelt sich um eine aktualisierte und gekürzte Fassung eines ausführlichen Schätzungsregisters aus dem Jahre 1604, auf das wir gleich zurückkommen werden. Das Register aus dem Jahre 1607 (XLVI) zählt für Huzenbach die folgenden Hofbauern auf (Faksimile):
Wir haben demnach bei zwei Höfen neue Vorbesitzer, wobei wir alleine aus den Besitzernamen natürlich nicht auf den Hof schließen können. Wir wissen aber aus einer Notiz im sog. Urregister von Schwarzenberg (LI), dass Michael Sackmann der Nachfolger von Hans Stribich ist. Folgt man diesem Hinweis, dann ergibt sich folgende Zuordnung von Vorbesitzern und Höfen: Moritz Wackenhuts seelige Erben besitzen 1607 den Unteren Friedersbauernhof, Hans Stribich den Pfeiflesbauernhof. Im Schätzungsregister des Jahres 1604 (VI) finden wir für den Unteren Friedersbauernhof noch einmal einen neuen Vorbesitzer: Hans Großmann. Die Liste der Huzenbacher Hofbesitzer im Jahre 1604 sieht nun so aus (wobei wir um der besseren Übersicht willen erneut die von S. Finkbeiner übernommenen Hofnamen beifügen):
Damit haben wir einen guten Überblick über die Besitzverhältnisse bei den Huzenbacher Lehenshöfen in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts. Groß dagegen ist noch die Lücke zwischen 1612 und 1667. Zum Glück haben wir ein weiteres Schätzungsregister in zwei Handschriften identischen Inhalts (XLVII). Leider sind beide Exemplare des Schätzungsregisters undatiert, die Zeit seiner Entstehung lässt sich aber ungefähr ermitteln:
Ich schlage also bis auf weiteres die Datierung 1635 für das bisher undatierte Schätzungsregister vor. Die etwas umgestellte Liste der Huzenbacher Hofbauern im Schätzungsregister 1635 hat nun folgenden Wortlaut (fl. = Gulden):
Die Identifizierung der Besitzernamen mit den Höfen macht keine Schwierigkeiten:
Irritierend an der Liste ist, dass unversehens der Name Fridt Stribich auftaucht - Friedrich Stribich ist seit 1616 tot, und es gibt um diese Zeit keine zweite Person dieses Namens in Huzenbach oder Schwarzenberg. Sieht man jedoch genauer hin, dann ist Friedrich Stribich gar nicht als Person und Besitzer gemeint, vielmehr dient sein Name zur Identifizierung des Hofes: "Fridt Stribichs guot". Das deutet darauf hin, dass die Besitzverhältnisse über den Oberen Friedersbauernhof um 1635 nicht ganz klar sind. Wir werden bei der genaueren Untersuchung des Hofes im Teil 5 diese Interpretation bestätigt finden. |
Jahr | Bühlerhof | Christenmichel | Unterer Friedersbauer | Oberer Friedersbauer | Pfeiflesbauer |
1604 | Benedict Mast sen. | Gall Schwemblin | Hans Großmann | Fridt Stribich | Hans Stribich |
1607 | Benedict Mast sen. | Gall Schwemblin | Moritz Wackenhuts Erben | Fridt Stribich | Hans Stribich |
1610 | Benedict Mast sen. | Gall Schwemblin | Bernhard Mast | Fridt Stribich | Michael Sackmann sen. |
1612 | Benedict Mast sen. | Ludwig Brickels Erben | Bernhard Mast | Fridt Stribich | Michael Sackmann sen. |
1635 | Peter Mast | Jacob Braun | Hans Keck | ("Fridt Stribichs guot") | Michael Sackmann sen. |
1667 | Andreas Finkbeiner | Peter Braun | Martin Keck | Martin Frey | Michael Sackmann jun. |
Tafel 1: Die Besitzer der Huzenbacher Lehenshöfe in einigen ausgewählten Jahren zwischen 1604 und 1667 |
Wir sind nun in der Lage, für die Zeit
zwischen 1604 und 1667 eine relativ detaillierte
Übersicht über die Huzenbacher Hofbesitzer
zusammenzustellen, was in der Tafel 1 geschehen ist.
Diese Übersicht ist deshalb besonders wichtig, weil in
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die
Kirchenbücher häufig versagen, genealogische
Betrachtungen also nur beschränkt vorgenommen werden
können:
Glücklicherweise werden die Kirchenbücher nach 1650 vollständiger und zuverlässiger, dagegen lassen andere Quellen nach: Neben dem Lagerbuch von 1667/68 haben wir nur noch einige Schützenlisten der Jahre 1655, 1656, 1658, 1665, 1668/69, 1669/70 und 1670/71 (XLIV, XLV) und die Inventar- und Teilungsbücher (XLVIII). Aus früherer Zeit haben wir noch eine Schützenliste der Jahre 1625/26 (XLIII) und eine Musterungsliste des Jahres 1588 (I). Einen stabilen Pfeiler für unsere Untersuchungen gewinnen wir erst wieder mit dem "Tabellarischen Verzeichnis" aller Einwohner des Klosteramtes aus dem Jahre 1769 (XXXI). Das Verzeichnis nennt zwar keine Hofnamen, sondern nur die Hofbauern, zählt aber deren Besitz an Land und Vieh sehr genau. Weil das Lagerbuch von 1667/68 ebenfalls Angaben über die Größe des Landbesitzes enthält, lässt sich durch einen Größenvergleich eine Brücke über die 100 Jahre zwischen 1667 und 1769 schlagen. Die Übersicht auf Tafel 2 enthält zusätzlich den Schätzwert der Güter aus dem Register von 1604 und die Steuerlast aus dem Lagerbuch von 1667/68. |
Hofname | Schätzwert
1604 in Gulden |
Steuerlast
1667 in Kreuzer |
Ländereien
1667 in Morgen |
Ländereien
1769 in Morgen |
Hofbauer 1769 |
Bühlerhof | 1590 | 20 | 56 | 49 | Michael Faißt sen. |
Christenmichel | 1150 | 20 | 46 | 42 | Christian Sackmann |
Unterer Friedersbauer | 750 | 12 | 31 | 38 | Johann Michael Frey |
Oberer Friedersbauer | 500 | 6 | 15 | 21 | Johann Adam Wunsch |
Pfeiflesbauer | 1200 | 12 | 12 | 41 | Johannes Pfeifflen |
160 | 191 |
Tafel 2: Größenvergleich der Huzenbacher Lehenshöfe 1604, 1667 und 1769 |
An
dem Größenvergleich der fünf Höfe ist wohl dreierlei
bemerkenswert:
Der Größenvergleich der fünf Höfe erlaubt nun auch eine vorsichtige Zuordnung der Besitzernamen und Daten aus dem "Tabellarischen Verzeichnis" zu den Hofnamen. Danach besitzen wahrscheinlich
Der so gewonnene Pfeiler für das Jahr 1769 ist freilich noch nicht stabil genug. Mehr Stabilität gewinnen wir, wenn sich aus den Besitzverhältnissen des Jahres 1801, die wir genau kennen, die für 1769 erschlossenen Zuordnungen bestätigen lassen. Dies soll im nächsten Schritt versucht werden. Eine Abschrift des Huzenbacher Teils des Lagerbuchs von 1667 aus dem Jahre 1801 (sie wird von S. Finkbeiner im Huzenbach-Buch, 1989, zitiert und befindet sich im Pfarrhaus von Schwarzenberg) macht zu den Passagen der Hofbeschreibungen im Lagerbuch die Hofbesitzer des Jahres 1801 namhaft. Danach besitzen 1801
Die Hofbesitzer des Jahres 1801 stehen zu den Besitzern des Jahres 1769 ("Tabellarisches Verzeichnis") in dem folgenden familiären Verhältnis:
Den Nachweis der familiären Beziehungen zwischen Christian Sackmann und Michael Frey, den Besitzern des geteilten Pfeiflesbauernhofes im Jahre 1801, zu Johannes Pfeiflen, dem Besitzer 1769, erbringen wir erst im Teil 6; er ist hier nicht mehr nötig, denn die Zuordnung ist ja eindeutig, ferner ist er, wie sich zeigen wird, auch etwas komplizierter. Wichtig ist zunächst, dass die Klärung der familiären Beziehungen zwischen den Besitzern 1801 und 1769 die für das Jahr 1769 erschlossenen Besitzverhältnisse bestätigt hat. Die ersten Flurkarten im Maßstab 1 : 2500 - die "Urkarte" und die "Nummernkarte" aus der Zeit um 1840 - sowie der zugehörige Kataster machen die Identifizierung von Hofbesitzern und die Lokalisation der Höfe einfach (Karten und Kataster, LII, lagern im Staatlichen Vermessungsamt Freudenstadt). Um 1840 besitzen
Nach der Teilung des Christenmichelshofes haben wir also um 1840 statt der alten fünf nunmehr sieben Huzenbacher Lehenshöfe. Mit der Klärung der Besitzverhältnisse um das Jahr 1840 haben wir den fünften und letzten Pfeiler für die detaillierte Untersuchung der Hofbesitzer zwischen 1600 und 1840 gewonnen. Die fünf Pfeiler - also die Hofbesitzer in den Jahren 1604, 1667, 1769, 1801 und 1840 - fassen wir in der Tafel 3 noch einmal zusammen. |
Jahr | Bühlerhof | Christenmichel | Unterer Friedersbauer | Oberer Friedersbauer | Pfeiflesbauer |
1604 | Benedict Mast sen. | Gall Schwemblin | Hans Großmann | Fridt Stribich | Hans Stribich |
1667 | Andreas Finkbeiner | Peter Braun | Martin Keck | Martin Frey | Michael Sackmann jun. |
1769 | Michael Faißt sen. | Christian Sackmann | Johann Michael Frey | Johann Adam Wunsch | Johannes Pfeifflen |
1801 | Michael Faißt jun. | Johannes Sackmann "Jung" Christian Sackmann |
Friedrich Frey Johann Georg Frey |
Georg Adam Frey | Michael Frey + Christian Sackmann |
1840 | Georg Friedrich Bühler | "Jung" Johann Michael
Frey + Johannes Sackmann Johann Georg Sackmann |
Friedrich Frey | Ludwig Gaiser | Jacob Friedrich Frey + Friedrich Sackmann. |
Tafel 3: Die Besitzer der Huzenbacher Lehenshöfe in einigen ausgewählten Jahren zwischen 1604 und 1840 |
Wenn es nun darum geht, die Brückenteile zwischen den Pfeilern zu konstruieren, also die kompletten Besitzerlisten der einzelnen Höfe zu finden, dann spielen, neben den bereits zitierten Dokumenten, genealogische Untersuchungen eine wichtige Rolle. Quellen für diese Untersuchungen sind die Kirchenbücher von Reichenbach und Schwarzenberg (L, LI). Daneben gibt es als vorzügliche Auswertung und Aufbereitung genealogischer Daten das Ortssippenbuch Klosterreichenbach I von G. Frey, 1987. Für die meisten Zwecke dieser Arbeit war das OSB I völlig ausreichend, nur zur Klärung spezieller Fragen insbesondere der Frühzeit habe ich die Kirchenbücher benutzt. Seit 1755 für Reichenbach und 1780 für Schwarzenberg gibt es Seelen- und Familienregister, die genealogische Recherchen erleichtern. Für die Zeit nach 1800 wird das Alte Familienregister (AFR) wichtig, das ab 1808 angelegt wurde. (Zum Schluss noch zwei alte Fotos: Heumahd, Kornschnitt.) |
Typoskript:
08/94 Druckversion: - Internetversion: 11/03 Aktualisierung: 11/03 |
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987) |