Studien
 
Die Lehenshöfe zu Huzenbach 1600 - 1840 (Teil 2):
Der Hof auf dem Huzenberg (Bühlerhof)
 
Wir beginnen mit dem nördlichsten der fünf Huzenbacher Lehenshöfe, dem Hof auf dem Huzenberg oder - wie er später genannt wird - dem Bühlerhof. Er ist der einzige der drei Urhöfe, der bis ins 19. Jahrhundert hinein ungeteilt blieb, und so war und blieb er auch stets der größte. Sein Besitzer um 1840, der Maurer Georg Friedrich Bühler, verfügt noch immer über mehr als 30 Morgen kompakten Landes auf dem Huzenberg.

Der erste Besitzer des Hofes, von dem wir sicher wissen, ist Benedict Mast sen. (F 130) gewesen. Aus den Lebensdaten seiner Söhne können wir das Jahr seiner Geburt ungefähr erschließen: es muss um 1550 gewesen sein. Im Jahr 1588, aus dem eine Musterungsliste (I) erhalten geblieben ist, scheint er bereits Besitzer des Hofes zu sein: er ist mit einem "Lang Rohr", wohl einer Feuerwaffe, ausgerüstet (Faksimile) - Zeichen eines größeren Besitzes. Benedict Mast war zweimal verheiratet: nachdem seine erste Frau, Brigitta, 1611 gestorben war, heiratete er 1613 Barbara, die Witwe des Martin Ziflen (F 277) aus Röt; bei beiden Frauen kennen wir die familiäre Herkunft nicht. Im November 1618 stirbt Benedict Mast sen., "Bauer auff dem Hutzenberg". Zu den Umständen seines Todes hat der Pfarrer im Totenbuch vermerkt: "die handt Gottes hatt ihn zum drittenmahl gerufen" (LI) - das könnte auf drei Infarkte hindeuten. Bei einem angenommenen Geburtsdatum um das Jahr 1550 wäre Benedict Mast 68 Jahre alt geworden, das ist nicht unwahrscheinlich.

Beim Tod von Benedict Mast sen. leben mit Sicherheit noch vier Söhne aus erster Ehe, möglicherweise auch Töchter, doch diese sind nicht nachweisbar. Die Söhne sind alle vor dem Jahre 1603, d.h. vor den Kirchenbüchern geboren, so dass wir ihre Geburtsdaten nicht kennen, also auch nicht wissen, in welcher Reihenfolge sie geboren sind. Nimmt man die Hochzeitsdaten, so ergibt sich die folgende Reihung unter den Söhnen:

  • Hans Mast (F 275/584) heiratet zum ersten Mal 1606, ein zweites Mal 1624 und lebt in Huzenbach;
  • Bernhard Mast (F 162) heiratet ebenfalls zweimal, 1608 und zwischen 1609 und 1612, er besitzt den Unteren Friedersbauernhof in Huzenbach;
  • Peter Mast (F 60) heiratet 1611 und lebt in Schwarzenberg, wo er viele Jahre Schultheiß ist;
  • Stoffel Mast (F 276), wahrscheinlich der jüngste der Söhne, heiratet 1618 und lebt in Huzenbach.

Von einem fünften Sohn, Benedict Mast jun. (F 274), er heiratet vor 1612 (Geburt des ersten Kindes), haben wir Lebenszeichen nur bis zum Jahre 1615. (Der 1615 in Huzenbach geborene Benedict Mast - F 73, der 1634 in Huzenbach huldigt, 1640 heiratet und auf den Höfen im Tonbach lebt, ist ein Sohn von Bernhard Mast und damit Neffe von Benedict Mast jun., mit diesem also nicht identisch). Schließlich erscheint im Musterungsregister des Jahres 1598 (II), aber nur dort, mit Enderiß Mast vielleicht noch ein sechster Sohn von Benedict Mast.

Für die Besitzer des Bühlerhofes ist das gelegentliche Auftreten des Attributs "auf dem Huzenberg" charakteristisch. Dieses Attribut finden wir - wie oben zitiert - bei Benedict Mast sen., bei Peter Mast im Jahr 1635 und bei Andreas Finkbeiner, aber auch bei Hans Mast, z.B. am 9. Mai 1624 im Taufbuch als Pate. Daraus wäre zu schließen, dass Hans Mast zwischen seinem Vater und seinem Bruder Peter, der über den Hof freilich nur kurze Zeit verfügte, Besitzer des Bühlerhofes war. Doch warum blieb der Hof nicht in der Familie des Hans Mast?

Hans Mast heiratet 1606 Catharina Raußer aus Hallwangen. Dem Ehepaar werden 1607 und 1613 zwei Töchter geboren, die um 1635 im heiratsfähigen Alter wären, über beide haben wir aber keine weiteren Informationen. Hans Masts Ehefrau Catharina stirbt zwischen dem Herbst 1622 (sie ist am 13. Oktober 1622 letztmals Patin) und dem Winter 1623/24. Die zweite Ehe des Hans Mast wird im Juni 1624 geschlossen, und zwar mit Magdalena Braun, einer Tochter Christmann Brauns (F 231) aus Schwarzenberg. Aus dieser Ehe gehen zwischen 1625 und 1634 sechs Kinder hervor, die aber keine weiteren Spuren hinterlassen; auch wären sie um das Jahr 1635 viel zu jung, um den Hof übernehmen zu können. Den letzten Hinweis auf Hans und Magdalena Mast in den Büchern von Schwarzenberg finden wir im Taufbuch anlässlich der Geburt der Zwillinge Conrad und Georg im Februar 1634. Danach endet vorläufig das Taufbuch von Schwarzenberg.

Sucht man in den Büchern von Reichenbach, die ab 1635 geführt werden, nach Hinweisen auf Hans Mast und seine Frau Magdalena, dann muss man aufpassen: Bis 1638 lebt nämlich in Reichenbach der Gastmeister Hans Mast (F 203), dessen Frau zu allem Überfluss ebenfalls Magdalena heißt. Doch durch die Attribute "Gastmeister" und "Gastmeisterin" (manchmal auch "hospita") oder den Ortshinweis Reichenbach kann in fast allen Fällen entschieden werden, wer gemeint ist: fast durchweg das Gastmeister-Ehepaar. Nur zweimal, im November und im Dezember 1635, fehlen im Taufbuch von Reichenbach ergänzende Hinweise auf die Funktion oder den Wohnort. In diesen beiden Fällen aus dem Jahr 1635 können wir in der Tat nicht entscheiden, ob die Huzenbacher oder die Reichenbacher Masts gemeint sind. Allenfalls hätten wir also aus dem Jahr 1635 von dem Huzenbacher Ehepaar noch Lebenszeichen, die allerdings nicht gesichert sind.

Finden wir nun einerseits nach 1634 keine sicheren Lebenszeichen mehr von Hans und Magdalena Mast aus Huzenbach, so haben wir andererseits auch keine Gewissheit über ihren Tod. Während Taufbuch und Ehebuch von Reichenbach mit dem Jahr 1635 einsetzen, beginnt das Totenbuch erst mit dem Jahr 1638 (der erste Eintrag dort registriert übrigens den Tod des Gastmeisters Hans Mast). Das ist sehr bedauerlich, denn 1635 ist ein Pestjahr, und der Dreißigjährige Krieg hat längst auch das obere Murgtal erreicht. Wenn also der Lehensbauer Hans Mast um 1635 starb, was wir vermuten, dann ist ein Nachweis aus dem Totenbuch prinzipiell nicht zu erbringen.

In der undatierten Schätzungsliste, die nicht vor 1634 und nicht nach 1636 entstanden sein kann, ist Peter Mast Bauer "uf dem Hutzenberg". Er ist Schultheiß in Schwarzenberg sowie Bruder des Hans Mast und Vater der Johanna Mast, der Frau des Andreas Finkbeiner. Peter Mast (F 60) ist also wohl das Bindeglied, über das der väterliche Hof vom Bruder auf die Tochter übergeht. Peter Mast selbst musste kein Interesse am Huzenberger Hof haben: er besaß in Schwarzenberg, wie das Schätzungsregister ebenfalls belegt, nicht weniger als drei Hofgüter und die Mühle mit einem Gesamtwert von 3850 Gulden. Er war aber zudem ein mächtiger Mann, der es im Zweifel zu verhindern wusste, dass der - vielleicht buchstäblich verwaiste - Hof auf dem Huzenberg, der Stammsitz der Familie, in fremde Hände geriet. So sicherte er den elterlichen Hof und gab ihn wahrscheinlich schon bald an seine Tochter Johanna weiter.

Johanna Mast heiratet am 27. Juni 1638 in Schwarzenberg Andreas (Enderes) Finkbeiner (F 131) aus Baiersbronn. Trauzeugen sind die Schultheißen von Schwarzenberg und Röt, Peter Mast (der Brautvater) und Conrad Frey (F 48), sowie der Gastmeister von Reichenbach, Hans Mast (er stirbt am 21. Juli 1638). Aus dem Ehebuch geht die familiäre Herkunft der Braut übrigens nicht hervor, jedoch wird durch Überprüfung des Taufregisters von Schwarzenberg wahrscheinlich, dass Johanna das vierte Kind von Peter Mast und seiner Frau Anna ist. Zu diesem Ergebnis ist auch Pfarrer Unz, der Verfasser des "Urregisters" gekommen; und lange vor ihm hat vielleicht einer seiner Vorgänger beim Eintrag der Johanna im Taufbuch am 19. Oktober 1617 in Klammern vermerkt: "ist die Johanna ufm Hutzenberg". Gewissheit über die Herkunft der Johanna Mast haben wir durch einen Hinweis in den Inventar- und Teilungsbüchern vom 2. Dezember 1656, den G. Frey (1987) gefunden hat: Andreas Finkbeiner ist der "dochtermann" von Peter Mast (AS 4 zu F 131; Quelle: XLVIII).

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Peter Mast den Hof auf dem Huzenberg schon 1638, im Jahr der Hochzeit seiner Tochter, an das junge Paar weitergab. Zweifel kommen indes auf bei den im Taufbuch angegebenen Geburtsorten der ersten Kinder von Andreas und Johanna Finkbeiner. Als Geburtsort ("patria") nennt das Taufbuch

  • beim ersten Kind, der Tochter Anna Maria, geboren am 17. April 1639, Schwarzenberg;
  • beim zweiten Kind, der Tochter Catharina, geboren am 7. Oktober 1640, Huzenbach;
  • beim dritten Kind, der Tochter Eva, geboren am 12. Oktober 1641, erneut Schwarzenberg;
  • beim vierten und fünften Kind, den Zwillingen Anna und Magdalena, geboren am 9. Januar 1644, wieder Huzenbach (genau: "Hutzenberg").

Am 17. Dezember 1642 ist Johanna Finkbeiner erstmals Patin, dazu finden wir im Taufbuch den folgenden Eintrag: "Johanna Mastin vom Hutzenberg" (es wird in jener Zeit auch bei verheirateten Frauen oft der Geburtsname benutzt).

Nach 1642 finden wir, wenn Ortsangaben überhaupt gemacht werden, bei Andreas und Johanna Finkbeiner durchweg den Hinweis auf Huzenbach oder den Huzenberg; bis 1641 haben wir zwischen Huzenbach und Schwarzenberg konkurrierende Angaben. Aber vielleicht konkurrieren die Angaben gar nicht, sondern sind nur nicht so genau. Huzenbach ist zweifellos ein Teil der Gemeinde Schwarzenberg, dort ist auch die Kirche. Ein Pfarrer in Schwarzenberg mag nun zwar bei seinen Vermerken in den Kirchenbüchern unterscheiden zwischen Schwarzenberg und Huzenbach, dem Pfarrer (das Amt wird in diesen Jahren meist vom Subprior ausgeübt) in Reichenbach jedoch, der seit 1635 für viele Orte zuständig ist, mag diese Unterscheidung unwesentlich erscheinen. Also muss der zweimalige Hinweis im Taufbuch auf Schwarzenberg einer Übernahme des Hofes auf dem Huzenberg durch Andreas und Johanna Finkbeiner schon im Jahre 1638 nicht widersprechen.

Andreas und Johanna Finkbeiner haben zehn Kinder, allerdings können wir nur fünf von ihnen weiter verfolgen (die übrigen sind vielleicht schon jung verstorben):

  • Anna Maria, die älteste Tochter, heiratet 1674 Georg Faißt (F 188) und lebt in Huzenbach;
  • Anna heiratet 1665 den Hofbauern und späteren Schultheißen Georg Kürblin (F 278) in Schwarzenberg;
  • Johannes (F 279) heiratet 1674 die Müllerstochter Anna Maria Völlmlin und lebt als Müller in Schwarzenberg;
  • Maria heiratet um 1685 Hans Michael Sackmann (F 453), den Erben des Pfeiflesbauernhofes in Huzenbach (Teil 6);
  • Claus (F 280) ist zweimal verheiratet und lebt in Schwarzenberg.

Damit wird erkennbar, dass wohl Anna Maria, die älteste Tochter, den Hof erbt und durch ihre Hochzeit mit Georg Faißt die Stamm-Mutter der Faißts auf dem Huzenberg wird.

Anna Maria Finkbeiner (1639 - 1733) ist bei ihrer Hochzeit (1674) schon 35 Jahre alt, aber ein langes Leben - sie wird 94 Jahre alt - steht ihr gleichwohl noch bevor. So überlebt sie ihren Mann, Georg Faißt (1648 - 1703), der neun Jahre jünger ist, noch um dreißig Jahre. Er stammt von den Höfen im Tonbach (Reichenbacher Höfe), wo seine Eltern ein Hofgut besitzen. Das Ehepaar Faißt hat sieben, vielleicht auch acht Kinder, von denen beim Tod des Vaters noch vier leben (AS 31 zu F 188):

  • Johannes (F 110), der 1699 Anna Catharina Klumpp aus Heselbach geheiratet hat und dort auch wohnt;
  • Hans Jörg (F 259), der noch im selben Jahr heiratet und in Huzenbach lebt;
  • Anna Maria, die 1702 den Witwer Georg Sackmann (F 83), Besitzer des Christenmichelshofes, geheiratet hat (Teil 3);
  • Johann Jacob (F 534), der 1718 Martha, die Witwe des Wirts Nicolaus Muz in Igelsberg heiraten wird.

Erbe des Hofes ist also sehr wahrscheinlich Hans Jörg Faißt - ein Schluss, der sich im Weiteren bestätigen wird.

Hans Jörg Faißt (1679 - 1753) heiratet 1703 Anna Maria Bauer (1679 - 1725), wahrscheinlich aus Grömbach. Die Ehe bleibt offenbar kinderlos. Nach dem Tod der Anna Maria (1725) heiratet Hans Jörg Faißt noch im selben Jahr Agatha Frey (1705 - 1795) aus Schwarzenberg. Sie ist bei der Hochzeit erst zwanzig Jahre alt und überlebt, da sie neunzig Jahre alt wird, ihren Mann um 42 Jahre. Sie bleibt übrigens Witwe. Als solche ist sie sowohl im "Tabellarischen Verzeichnis" von 1769 ("Agatha, Hans Jerg Faißten Wittib") als auch im Seelenregister von 1780 ("Agatha Faißtin, Wittib") verzeichnet. Sie wohnt offenkundig im Haus ihres Sohnes Michael Faißt (F 1308), der jetzt den Hof auf dem Huzenberg besitzt.

Michael Faißt (1739 - 1813) ist das sechste von sieben Kindern aus der zweiten Ehe des Hans Jörg Faißt, doch kennen wir nur noch von zwei Schwestern etwas mehr als das Geburtsdatum:

  • Anna heiratet 1753 Johann Georg Frey (F 206) in Röt,
  • Eva Maria heiratet nach Lengenloch.

Über das Schicksal der anderen Kinder haben wir keine Informationen. Nun ist Michael Faißt beim Tod seines Vaters (1753) erst 14 Jahre alt, also zu jung, um den Hof schon übernehmen zu können. Da die Mutter nicht wieder heiratet, könnte ein anderer Mann den Hof vorübergehend geführt haben - ein treuer Knecht oder einer der älteren, dann vielleicht bald verstorbenen Brüder: am ehesten Johann Georg, der älteste, 1722 geborene Sohn, vielleicht aber auch der 1734 geborene Johannes. Wahrscheinlich im Jahr seiner Hochzeit (1762) wird Michael Faißt den Hof übernommen haben, sicher ist, dass er ihn 1769 besitzt.

In diesem Jahr leben einschließlich der alten Mutter zehn Personen auf dem Hof: neben dem Hofbauern seine Frau Regina, geb. Klumpp (1745 - 1831) aus Schwarzenberg und seine drei Kinder, darunter der Hoferbe Michael Faißt jun. Die vier weiteren Personen sind wohl Knechte und Mägde. Neben dem umfangreichen Grundbesitz von fast 50 Morgen verfügt der Hof über 22 Stück "Horn- und Rindvieh" und - im 18. Jahrhundert gewiss auch ein Statussymbol - über zwei Pferde.

Den Hoferben kennen wir bereits aus der Lagerbuch-Abschrift des Jahres 1801: es ist Michael Faißt jun. (1761 - 1821, F 1309); das Geburtsjahr stimmt durchaus: Michael ist von der sehr jungen Mutter vorehelich geboren. Er heiratet 1793 Magdalena Waidelich (1770 - 1801) aus Ettmannsweiler, die Tochter eines Hofbauern. Wohl noch im selben Jahr übernimmt Michael Faißt jun. den Hof, denn als 1794 ein neues Seelenregister eröffnet wird, ist der Junior bereits Hofbauer und der Senior "Leibdinger". In der Ehe des Michael Faißt jun. mit Magdalena werden vier Kinder geboren, drei Wochen nach der Geburt des vierten im Jahre 1801 stirbt die Mutter (und das neugeborene Kind). Ein Jahr später heiratet der noch junge Witwer die Rosina Friederika Stockinger (1783 - 1855), die Tochter des "Sonnenwirts" von Igelsberg.

Michael Faißt jun. stirbt 1821 mit 60 Jahren. Seine älteste Tochter aus erster Ehe, Regina, hat 1813 Sebastian Frey in Schwarzenberg geheiratet. Die zweite Tochter aus erster Ehe, Eva Maria, ist bei seinem Tod 22 Jahre alt und noch unverheiratet; sie wird 1824 Christian Frey heiraten. Das älteste Kind aus der zweiten Ehe, die Tochter Franziska, ist 1821 erst 16 Jahre alt und kommt als Erbin des Hofes nicht in Frage. Es spricht daher einiges dafür, dass nach einer dreijährigen Übergangszeit Eva Maria und ihr Mann Christian Frey den Bühlerhof übernehmen. Christian Frey, von 1826 bis 1837 auch Schultheiß von Huzenbach, wird im Familienregister "Hofbauer" genannt. Er stammt zwar von einem Hof in Schwarzenberg (F 451), ist dort aber nicht Hoferbe. Den Status eines Hofbauern hat er demnach durch die Heirat mit Eva Maria Faißt vom Bühlerhof erworben (LI).

Im Jahre 1840 zieht das Ehepaar Frey-Faißt, wir entnehmen auch dies einem Vermerk im Familienregister, nach Rohrdorf. Wohl auch in diesem Jahr erwirbt der Maurer Georg Friedrich Bühler (1799 - 1854) vom Roten Rain den Hof, der einmal seinen Namen tragen wird. Ehe wir uns den Bühlerhof des Jahres 1840 näher anschauen, wollen wir die Besitzer des Hofes von 1600 bis 1840 in einer Übersicht zusammenfassen (Tafel 4). Die Liste ist relativ gut gesichert, kleine Unsicherheiten gibt es in der Frühzeit und beim Übergang des Hofes von Hans Jörg Faißt auf Michael Faißt sen.

 
F 130 Benedict Mast († 1618) 1.
2.
?
1613

2.
Brigitta († 1611)
Barbara, verw. Ziflen
F 275 Hans Mast 1.
2.
1606
1624
  Catharina Raußer
Magdalena Braun (* 1606)
F 60 Peter Mast   1611 2. Anna, verw. Frey
F 131 Andreas Finkbeiner (* 1613)   1638   Johanna Mast (* 1617)
F 188 Georg Faißt (1648 - 1703)   1674   Anna Maria Finkbeiner (1639 - 1733)
F 259 Hans Jörg Faißt (1679 - 1753) 1.
2.
1703
1725
  Anna Maria Bauer (1679 - 1725)
Agatha Frey (1705 - 1795)
Übergang unklar: Michael ist beim Tod des Vaters erst 14 Jahre alt
F 1308 Michael Faißt sen. (1739 - 1813)   1762   Regina Klumpp (1745 - 1831)
F 1309 Michael Faißt jun. (1761 - 1821) 1.
2.
1793
1802
  Magdalena Waidelich (1770 - 1801)
Rosina Friederika Stockinger (1783 - 1855)
  Christian Frey (* 1794)   1824   Eva Maria Faißt (* 1799)
ziehen 1840 nach Rohrdorf
  Georg Friedrich Bühler (1799 - 1854) 1.
2.
1825
1833
  Agatha Armbruster (1805 - 1833)
Sybilla Henßler (1805 - 1860)
Tafel 4: Die Besitzer des Hofes auf dem Huzenberg (Bühlerhof) 1600 - 1840
 
Mit Hilfe des Katasters und der Flurkarten aus der Zeit um 1840 können die Größe und die Lage des Besitzes von Georg Friedrich Bühler ermittelt werden: Der Hof - er trägt die Nummer 16 - besteht aus Wohnhaus und Scheuer "unter einem Dach" sowie aus zwei Nebengebäuden ("Kellerhütte", "Waschhütte und Holzschopf"). Das Hauptgebäude ist ein stattliches Haus mit 213 qm (25,9 Ruten) für den Wohnteil und 147 qm (17,9 Ruten) für den Wirtschaftsteil, die Gesamtlänge bemisst sich auf ungefähr 26 m, die Breite auf ungefähr 14 m. Das Gebäude hat ein "Stiegenhaus", also eine umbaute Außentreppe, mit der man in das obere Wohngeschoß gelangt (Lageplan). Natürlich vermittelt ein Grundriss keine genaue Vorstellung vom Aussehen eines Gebäudes, das wir vor allem über den Aufriss wahrnehmen. Doch kann man sich den Bühlerhof von 1840 durchaus so vorstellen wie den heutigen Hof (es ist natürlich der Hof westlich des Weges), der gewiss in wesentlichen Teilen auf den alten Hof zurückgeht: auch das "Stiegenhaus" ist erhalten (Foto).

Der Hof liegt an der Südostecke der großen Parzelle 169 mit gut 11 Morgen; zu ihr gehört auch ein Gemüsegarten unmittelbar südlich des Hofes. Noch größer als Parzelle 169 ist die sich im Süden und Osten anschließende Parzelle 170 mit beinahe 20 Morgen. Beide Parzellen sind 1840 im Besitz von Georg Friedrich Bühler. Man geht sicher nicht fehl, wenn man in diesen Parzellen den Kernbestand der Feldstücke des alten Lehenshofes auf dem Huzenberg sieht - wie denn ganz generell die Faustformel gilt: groß parzelliertes Land ist altes Land. Da mögen nun dem Hof da und dort im Laufe der Zeit einige Morgen verloren gegangen sein - im Norden an die Betreiber der Sägmühle im Schutterloch, im Westen an die neuen Siedler auf dem Silberbuckel - dennoch blieb ein erstaunlich großer und kompakter Besitz erhalten.

Im Lagerbuch von 1667/68 (XXXV) ist der Landbesitz des Andreas Finkbeiner auf dem Huzenberg so beschrieben: "Ein Hauß, Hofraithen, Scheuher und darzuegehörige Äckher, auch Wißvelder - alles aneinander, ohngefahrlich fünfzig Morgen, zwischen der Murg und der gemeinen Gaß gelegen". Wenn fünfzig Morgen zwischen der Murg und der "gemeinen Gaß" gelegen haben, dann konnte die "gemeine Gaß" an dieser Stelle nicht im Tal verlaufen sein, dann musste sie ihren Lauf über die Höhen nehmen und beim Rauhen Felsen wieder ins Tal stoßen. Dann wird auch eine Auflage an Andreas Finkbeiner im Lagerbuch verständlich: "So mueß der Innhaber (Andreas Finkbeiner) über sein Aiblen (Feldstück an der Murg) ... einen Fueßweg, so von Reichenbach gehn Schwartzenberg gehet, pahsiren laßen". Die Auflage, einen Fußweg über das eigene Feld an der Murg zu dulden, macht offenkundig nur einen Sinn, wenn die "gemeine Gaß" diesen Abschnitt umgeht.

Leider weisen die frühen Karten zum oberen Murgtal die Wege entweder gar nicht oder nur ansatzweise nach, so dass wir aus ihnen keinen Aufschluss über die genaue Wegführung bekommen können. Eine Lageskizze des Feldmessers Schaible vom Silberbuckel aus der Zeit um 1800 belegt immerhin, dass es einen durchgehenden "gemeinen Fahr- und Kirchweg" über den Silberbuckel und den Rauhen Felsen hinüber nach Schwarzenberg (dort ist auch die Kirche!) gegeben hat. Auch die Flurkarten aus der Zeit um 1840 weisen noch einen Fahrweg nach, der den Rappenriss mit zwei weiten Kehren überwindet. Es gibt aber spätestens um das Jahr 1800, wie die Skizze des Feldmessers beweist, auch einen befahrbaren Weg, "Hauptstraße" genannt, durchs Tal (XXXIII).

Betrachtet man die Talstrecke zwischen Huzenbach und Schwarzenberg, so ist ihre Gefährdung durch Erdrutsch, Steinschlag und Hochwasser auch heute noch gut zu erkennen, wenngleich sie für den modernen Straßen- und Gleisbau natürlich kein Problem mehr ist (die Bahnlinie wird an dieser Stelle durch einen Tunnel geführt und umgeht so den gefährlichen Engpass). Anders beim frühen Wegebau: er meidet die Täler, quert sie meist nur, versucht rasch die Höhen zu gewinnen und zieht die Trasse über weite Strecken entlang des Bergkamms (F. Hertlein, 1925). Die wichtigste Nord-Süd-Verbindung in der Nähe, die alte "Weinstraße" von Gernsbach nach Besenfeld, wo es eine Abzweigung nach Reichenbach gab (und gibt), ist ein gutes Beispiel für die Trassierung alter Wege: sie verläuft, von den Anschlüssen bei Gernsbach und Reichenbach abgesehen, fast durchweg in Kammlage.

Typoskript: 08/94
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Aktualisierung: 11/03
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987)