Studien
 
Die Heselbacher Lehenshöfe in frühwürttembergischer Zeit 1595 - 1667 (Teil 2):
Die Hofbesitzer und ihre Höfe
 
2.1 Der Hof von Andreas Gierbach (Wolfenbauer)
2.2 Die Höfe von Alt Hans Seeger (Michelsbauer) und Hans Gierbach (Seidtenbauer)
2.3 Der Hof von Hans Balthasar Ziflen (Obermartesbauer)
2.4 Die Höfe von Michel Frey (Haus Stricker-Lampart) und Hans Bernhard Seidt (Klumppscher Hof)
2.5 Der Hof von Georg Schneider (Rappenhof)
2.6 Die Höfe von Hans Walter (Altschulzenhof) und Jung Hans Seeger (Mattheisenhof)
2.7 Die Güter von Hans Sommer (Untermartesbauer) und Conrad Mast
 
Untersucht werden nun im Detail die im Lagerbuch von 1667 genannten Hofbesitzer und Vorbesitzer nach ihrer regionalen und sozialen Herkunft; des weiteren wird der Versuch gemacht, anhand der nicht sehr genauen Beschreibungen im Lagerbuch, jedoch mit Hilfe der Fllurkarte von 1837 die gemeinten Höfe zu identifizieren und ihren Besitzern zuzuordnen.
 
2.1 Der Hof von Andreas Gierbach (Wolfenbauer)  
 
Andreas (Enderes) Gierbach besitzt 1667 (XXXV) ein Hofgut "oben im Dorff" mit einem ungewöhnlich großen Baumgarten von 1,5 Morgen. Allein diese beiden Merkmale legen die Vermutung nahe (vgl. dazu auch die Karte), dass es sich bei diesem Besitz um den Hof des Wolfenbauers (Foto) handeln müsste - eine Vermutung, die durch die weitere Lagebeschreibung bestätigt wird: "zwischen Alt Hans Seegers Garthen" (ist der Nachbar im Süden; vgl. 2.2) "und sein selbs Äckherlin gelegen, stost vornnen uff die gemeine Gaßen und hinden wider an denn Innhabern selbsten". Zum Gut gehören 36 Morgen Felder, davon 15 Morgen "uff denn Äckhern" - eine Gewannbezeichnung, die später im Primärkataster nicht wieder auftaucht; vielleicht ist der Scheuerlensacker gemeint, von dem um 1840 der Wolfenbauer Johannes Seidt 20 Morgen besitzt (LII). Aus dem Lagerbuch wird schließlich deutlich, dass Andreas Gierbach über einen Hof verfügt, "so vor Ihme sein Vatter Gregorius Gierbach inngehabt".

Auf den Vater stoßen wir schon 1598 im Musterungsregister (II), nicht jedoch 1588 (I), woraus zu schließen ist, dass Gregorius Gierbach zwischen 1570 und 1580 geboren sein müsste. 1635, zur Zeit des Schätzungsregisters (XLVII), in dem sein Name noch einmal erscheint, wäre er dann ungefähr 60 Jahre alt - das könnte passen. Im Jahr 1604 besitzt er bereits einen Hof, und zwar einen der vier größeren Höfe im Wert von 1.300 fl. (Gulden), hat aber noch über 1.000 fl. Schulden, so dass sein Vermögen, den Viehbesitz von 177 fl. eingerechnet, auf 450 fl. geschätzt wird (VI). Daraus kann man vielleicht folgern, dass er den Hof noch nicht lange besitzt, er ist ja auch noch jung. Von wem er den Hof erworben haben könnte, ist nicht erkennbar: von Adam Gierbach, auch wenn dieser sein Vater sein sollte, jedenfalls nicht, eher schon von einem nicht bekannten Schwiegervater. Wie dem nun sei, Gregorius Gierbach gelingt es offenbar, die Schulden rasch abzubauen: 1607 (XLVI) verfügt er über ein Vermögen von 550 fl., 1612 (IX) versteuert er ein Vermögen von 1.000 fl. und 1635 (XLVII) gehört sein Hof mit einem Schätzwert von 1.100 fl. weiter zu den vier größeren der Heselbacher Höfe.

Andreas Gierbach (1606 - 1675, F 364), der Sohn des Gregorii, ist seit 1636 verheiratet mit Catharina Frey († 1682), wahrscheinlich aus Röt. Beider Tochter, Anna Clara Gierbach (1649 - 1687) heiratet 1674 Johann Michael Ziflen (1647 - 1687, F 184) aus Obermusbach. Zwei Töchter dieser Ehe (Agatha, *1675 und Christina, *1677) werden früh Vollwaisen und heiraten später nach Haiterbach und Schernbach (L). So endet der Stamm Gregorius Gierbachs in Heselbach.


2.2 Die Höfe von Alt Hans Seeger (Michelsbauer) und Hans Gierbach (Seidtenbauer)  
 
Um 1600 hat Hans Gierbach, wie wir dem Schätzungsregister entnehmen können, "seinem Vater Adam Gierbach ain thaill ann seinem guot aberkhaufft umb 825 fl.". Dennoch bleibt der Hof des Vaters mit einem Schätzwert von 1.800 fl. deutlich größer und gehört auch weiterhin zu den vier größten der Heselbacher Höfe (VI). Zugleich scheint Adam Gierbach ein geachteter Mann zu sein, denn er ist zumindest zeitweise Schultheiß und führt alle Listen seiner Zeit an, vom Musterungsregister des Jahres 1588 (I) bis zum Bürgerbuch von 1610 (VIII). Auf den Sohn stoßen wir erstmals im Musterungsregister von 1598 (II); daraus kann man schließen, dass Hans Gierbach vor 1580 geboren sein muss und sein Vater, Adam Gierbach, um 1550, vielleicht auch deutlich früher. Der Vater stirbt zwischen 1610 und 1612, denn im Bürgerbuch ist er noch aufgeführt, während im Steuerbuch von 1612 bereits seine Witwe erscheint - zusammen mit Hans Iltis (IX), dessen Namen auch im Bürgerbuch den von Adam Gierbach ersetzt.

Hans Iltis ist wahrscheinlich nicht der neue Mann der Witwe, sondern eher der Schwiegersohn; auch ist er wohl etwas jünger als Hans Gierbach, denn wir finden seinen Namen erstmals im Bürgerbuch, von da an allerdings kontinuierlich: im Steuerbuch ist er (wie bereits erwähnt: mit Gierbachs Witwe) mit 1.200 fl. veranlagt, in der Schützenliste der Jahre 1625/26 ist er Schützenmeister (XLIII) und 1635 wird sein Hof als einer der vier größeren auf 1.400 fl. geschätzt (XLVII). Zum Vergleich dazu: 1612 wird Hans Gierbach mit 600 fl. veranlagt und 1635 mit 750 fl..

Der Name von Hans Gierbach begegnet uns auch noch im Lagerbuch von 1667 (XXXV), doch kommen natürlich Zweifel auf, ob es sich um die selbe Person handeln kann (der alte Hans Gierbach, vor 1580 geboren, wäre ja um die 90 Jahre alt). Tatsächlich finden wir sowohl im Bürgerbuch einen zweiten Hans Gierbach, der zwischen 1618 und 1622 huldigt (VIII), also um 1600 geboren sein müsste, als auch in der Schützenliste 1625/26 - dort unterschieden als Hans Gierbach "der Alt" und "Jung" Hans Gierbach (XLIII). Dem Totenbuch können wir entnehmen, dass der jüngere Hans Gierbach (F 339) 1668 mit fast 70 Jahren stirbt (L), also wie erwartet kurz vor 1600 geboren wurde.

Das Hofgut des jüngeren Gierbach liegt (XXXV) "unden im Dorff", und zwar an "Michel Braunen Witib Kirchwiß" (dass die Reichenbacher Gastherberg vorübergehend im Besitz der Heselbacher Kirchwies ist, haben wir im Teil 1 bereits gesehen). Ein Blick auf die Karte lässt rasch erkennen, dass drei der alten Höfe an die Kirchwies stoßen: der Altschulzenhof, der Klumppsche Hof und der Seidtenhof. Weil wir das Entstehungsjahr (1470) des Klumppschen Hofs kennen und der Altschulzenhof seiner Lage nach sehr alt sein muss, kommt für den Hof des Hans Gierbach, der ja erst um 1600 entstanden sein kann, nur der Hof des Seidtenbauers in Frage (Foto). Die Lagebeschreibung "unden im Dorff" würde zwar besser zum Klumppschen Hof passen, wird aber auch vom Seidtenhof erfüllt (im Primärkataster aus der Zeit um 1840 liegt auch die Kirche "unten im Dorf"; LII).

Auch Hans Iltis ist zur Zeit des Lagerbuchs bereits tot, vielleicht starb er schon zwischen 1635 (im Schätzungsregister wird er ja noch genannt) und 1638 (vor der Eröffnung des Totenbuchs, in dem sein Tod jedenfalls nicht registriert ist). Der Hof ist 1667 (XXXV) im Besitz seines Schwiegersohns Alt Hans Seeger (1607 - 1673, F 63), der um 1635 Anna Iltis (1613 - 1653), die Tochter des Hans Iltis, geheiratet hat. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Jung Hans Seeger (vgl. 2.6). Aus der zweiten, 1653 geschlossenen Ehe des Alt Hans Seeger geht die Tochter Anna Maria (1656 - 1683) hervor, die 1674 Martin Schneider (1646 - 1734, F 141) heiraten wird. Deren Tochter, Agnes Schneider (vor 1683 - 1758), wird schließlich 1705 durch ihre Hochzeit mit Conrad Frey (1681 - 1745, F 264) die Ära der Familie Frey auf dem Hof des Michelsbauern (Foto) begründen (L).

Sind demnach Alt Hans Seeger und vor ihm Hans Iltis und Adam Gierbach im Besitz dieses Hofes gewesen? Wir wissen ja bereits, dass Alt Hans Seeger der Nachbar von Andreas Gierbach ist (vgl. 2.1), was in der Lagebeschreibung seines Hofes bestätigt wird: "zwischen Enderes Gierbachen und der gemeinen Gaßen gelegen, stost vornen wider an die gemeine Gaßen und hinden uff Bernhardt Seydten" (XXXV). Es handelt sich demnach um ein Eckgrundstück in der Nachbarschaft von Andreas Gierbach und Hans Bernhard Seidt. Den Hof des letzteren werden wir allerdings als den Klumppschen Hof identifizieren (vgl. 2.4), doch gehören zu diesem Hof auch vier Morgen Felder auf dem Langacker, der im Nordwesten an den Hof des Michelsbauern grenzt (vgl. dazu auch die Karte). Dessen Felder, sie sind zur Zeit des Lagerbuchs mit gut 38 Morgen die ausgedehntesten, liegen allerdings mehr im Tal, Richtung Röt.


2.3 Der Hof von Hans Balthasar Ziflen (Obermartesbauer)  
 
Im April 1666 stirbt mit Alt Hans Ziflen ein Mann, der so alt geworden ist, dass vielleicht niemand mehr richtig weiß, wie alt er wirklich wurde. Und so schreibt der Pfarrer in die Rubrik "Aetas" (Lebensalter) des Reichenbacher Totenbuchs: "Nahe bey seinen hundert Jahren" (L). Hans Ziflen († 1666, F 255) ist also um 1570 geboren, erscheint 1588 jedoch nicht unter den gemusterten Männern (I). Dort finden wir nur Michel Ziflen, der wahrscheinlich der Vater, vielleicht der ältere Bruder ist, denn 1612, im Steuerbuch (IX), werden beide gemeinsam veranlagt. Davor, 1607 und 1604, ist Michel der reich begüterte Hofbesitzer und Hans nur wenig vermögend (XLVI, VI). Dazu passt nun, zumindest auf den ersten Blick, nicht gut, dass Hans Ziflen 1598 die Bewaffnung mit einer Hakenbüchse auferlegt wird, während der begüterte Michel Ziflen wie schon 1588 nur eine Hellebarde nachweisen muss (II). Vielleicht hat man dem alten Ziflen seine frühere Bewaffnung belassen und die Unterausrüstung beim jüngeren Ziflen kompensiert. Das spräche dann eher für ein Vater-Sohn-Verhältnis zwischen den beiden. Wenn dem so ist, dann wäre Michel Ziflen wohl schon vor 1550 geboren; er muss, weil sein Name im Bürgerbuch wieder gestrichen und durch den seines mutmaßlichen Sohnes Hans ersetzt wurde (VIII), vor 1634 gestorben sein, denn mit diesem Jahr enden die Einträge im Bürgerbuch.

Neben Alt Hans Ziflen finden wir sowohl im Bürgerbuch als auch in der Schützenliste 1625/26 (XLIII) einen Jung Hans Ziflen; da er 1618 huldigt, muss er 1600 oder kurz davor geboren sein. Aus den Kirchenbüchern wissen wir jedoch nur wenig über seine Person, erfahren jedoch aus den Inventuren und Teilungen vom November 1661 (XLVIII), dass er der Sohn des Alt Hans Ziflen ist und seit ungefähr 1628 mit seiner Frau Anna verheiratet ist. Wenn er den Hof des Vaters aus Anlass seiner Hochzeit übernommen hat, müsste es sich bei dem Hans Ziflen, der um 1635 auf 1.500 fl. geschätzt wird (XLVII), schon um seine Person handeln. Wir wissen es jedoch nicht. Kinder des Ehepaars Jung Hans Ziflen (F 637) und Anna, geb. Maulbetsch (1609 - 1669) finden wir ab 1635 im Taufbuch (L), Hans Balthasar Ziflen, Hofbesitzer zur Zeit des Lagerbuchs von 1667 (XXXV), ist jedoch nicht darunter. Doch helfen wieder die Inventuren und Teilungen (aus dem November 1704) weiter: Nach dem Tod des Simon Ziflen (1645 - 1704, F 788), unzweifelhaft ein Sohn des Jung Hans Ziflen, wird deutlich, dass Hans Balthasar Ziflen (1633 - 1693, F 139) sein Bruder war. Weil dieser vor 1635, bevor das Taufbuch angelegt wurde, geboren ist, finden wir seine Geburt noch nicht in den Büchern; er stirbt jedoch 1693 im Alter von 60 Jahren (L).

Zum Hof des Hans Balthasar Ziflen gehört laut Lagerbuch (XXXV) auch eine Schmiedewerkstatt, außerdem wird er in den Kirchenbüchern (L) mehrfach Wirt genannt. Die Kombination beruflicher Tätigkeit aus Schmied und Wirt ist nicht selten und kann vielleicht so erklärt werden: während der Schmied einem Ochsen das verlorene Eisen ersetzte oder den zerbrochenen Splint der Deichsel reparierte, schenkte die Frau des Schmieds dem wartenden Bauern einen Schnaps oder einen Krug Most aus - und so mag aus der Werkstatt des Schmieds Ziflen nach und nach die Heselbacher "Sonne" hervorgegangen sein. Müssen wir also den Standort von Ziflens Gut am Platz der alten "Sonne", heute des Obermartesbauern suchen (Foto)? Nach der Beschreibung im Lagerbuch handelt es sich bei dem Hof des Hans Balthasar Ziflen um ein Eckhaus, dessen Hofraite an den Besitz von Michel Frey stößt. Im folgenden Abschnitt 2.4 werden wir sehen, dass Michel Frey 15 Morgen auf dem Bergacker besitzt und sein Hof am Platz des Hauses Stricker-Lampart, also in unmittelbarer Nachbarschaft zu suchen ist (vgl. hierzu auch die Karte).

Auch Hans Balthasar Ziflen besitzt drei Morgen auf dem Bergacker, doch liegen die meisten seiner Feldstücke von insgesamt 27 Morgen unten im Tal der Murg, insbesondere in der Au und in der Rumelsau; ferner verfügt er über eine "Hofstatt im Dorff", die für ein Taglöhnerhaus vorgesehen ist (XXXV). Die Hofstatt war vielleicht früher bereits mit einem solchen Haus bebaut, das durch Kriegseinwirkung (der Dreißigjährige Krieg liegt ja kaum zwanzig Jahre zurück) oder durch Feuer zerstört wurde. Im Teil 1 haben wir die Hofstatt am Platz der späteren Taglöhnerhäuser mit den alten Nummern 12 und 13 lokalisiert.

Hans Balthasar Ziflen ist in erster Ehe, seit 1666, verheiratet mit Brigitta Frey (1641 - 1687) aus Röt und in zweiter Ehe, seit 1688, mit Magdalena Wolff. Von den insgesamt vier Kindern aus beiden Ehen, die erwachsen werden, bleibt nur die älteste Tochter Anna (1667 - 1735), seit 1688 mit Hans Peter Wolff (1656 - 1704, F 140) aus Röt verheiratet, am Ort. Um 1840 finden wir in Heselbach keine Nachkommen mehr der Anna Ziflen (L, LII).


2.4 Die Höfe von Michel Frey (Haus Stricker-Lampart) und Hans Bernhard Seidt (Klumppscher Hof)  
 
Stellen wir noch einmal zusammen, welche Erkenntnisse wir im Teil 1 der Studie über Michel Frey und Hans Bernhard Seidt gewonnen haben: Beide sind Schwiegersöhne des Ehepaars Andreas Iltis/Anna Seidt; daraus und wegen fehlender Alternativen haben wir den Schluss gezogen, dass die beiden je einen der zwei Höfe übernommen haben, die um 1635 in Händen von Andreas Iltis waren. Zwar wird Iltis im Lagerbuch von 1667 als Vorbesitzer nicht genannt, wohl aber Hans Werner, nach dem Tod von Iltis der zweite Mann der Anna Seidt, und Matthäus Seidt, der vielleicht der Vater der Anna ist, die dann den väterlichen Hof geerbt haben könnte. Trotz Namensgleichheit gibt es keine direkte Verwandtschaft zwischen Matthäus Seidt, dem Vorbesitzer, und Hans Bernhard Seidt, dem Hofbesitzer 1667.

Von Matthäus Seidt (desgleichen auch von Simon Seidt, vgl. 2.5) sind keine männlichen Nachkommen in Heselbach nachweisbar: der Name eines Jung Hans Seidt, der 1622 huldigt, ist im Bürgerbuch (VIII) wieder gestrichen, wohl weil die Person verstorben oder weggezogen ist; merkwürdig ist auch der Zusatz "Jung", denn ein korrespondierender Alt Hans Seidt ist zwar auf den Höfen und in Reichenbach, nicht jedoch in Heselbach belegt. So verschwindet auch der Name Seidt vorübergehend aus Heselbach, denn wir finden dort weder 1625/26 in der Schützenliste (XLIII) noch 1635 im Schätzungsregister (XLVII) einen Träger dieses Namens. Erst 1650, anlässlich der Hochzeit des Hans Bernhard Seidt († 1673, F 108) mit Anna Iltis (1613 - 1686) taucht der Name wieder auf. Vater des Hans Bernhard ist dem Ehebuch zufolge Bernhard Seidt (1591 - 1671, F 234), zu dieser Zeit offenbar in Heselbach ansässig (L). Er ist der Sohn des Hans Seidt (1563 - 1639, F 166) von den Höfen, wo er 1611 auch huldigt (VIII) und 1625/26 als Schütze belegt ist (XLIII).

Michel Frey (1632 - 1714, F124), der zweite Schwiegersohn des Ehepaars Iltis/Seidt, stammt aus Röt, wo er 1655 bis 1658 auch als Schütze nachweisbar ist (XLIV; es gibt allerdings zeitweise zwei Michel Frey in Röt). Im Jahr 1666 heiratet er in Heselbach Maria Iltis (1640 - 1704). Vergleicht man die Geburtsjahre, 1613 und 1640, der beiden Schwestern Anna und Maria Iltis, sind Zweifel erlaubt, ob Anna Seidt (1595 - 1670) die leibliche Mutter beider Töchter ist, zumal sie 1613 erst 18 Jahre alt ist. Doch in den Inventuren und Teilungen (XLVIII) wird 1661 unmissverständlich festgestellt, dass Anna Seidt, in zweiter Ehe mit Hans Werner verheiratet, die "rechte Mutter" der Anna Iltis ist. Andreas Iltis, wenn wir nicht von zwei Personen gleichen Namens ausgehen wollen, ist dagegen deutlich älter: er muss vor 1570 geboren sein, denn er wird 1588 bereits gemustert (I) und ist spätestens 1604 Hofbesitzer (VI). Vielleicht ist Anna Seidt seine zweite Frau.

Versucht man die Güter der beiden Schwiegersöhne zu identifizieren, dann gelingt das beim Hof von Michel Frey leichter: es muss sich wohl um einen Hof handeln, der früher ungefähr den Platz des Hauses Stricker-Lampart (alte Nummer 14/15) eingenommen hat (Foto). Das Lagerbuch sieht den Hof in der Nachbarschaft von Hans Balthasar Ziflen (Obermartesbauer, vgl. 2.3) und Georg Schneider, dessen Gut wir als den Rappenhof identifizieren werden (vgl. 2.5). Besonders signifikant erscheint der mit 14 Morgen reiche Besitz von Michel Frey auf dem Bergacker, der sich - wenn wir die Gewannbezeichnungen Bergacker (Lagerbuch) und Am Berg (Primärkataster) gleichsetzen dürfen - oberhalb des Hauses nach Osten erstreckt (Karte). Die übrigen Felder von insgesamt 25 Morgen liegen im Grund (2 Morgen), in der Au (ebenfalls 2 Morgen) und auf der Röswies (7 Morgen). Der Bauer Johannes Morlock, um 1840 zusammen mit seinem Vetter Michael Morlock, der keine Felder besitzt, Bewohner des Hauses 14/15, verfügt nach dem Primärkataster (LII) über 9,5 Morgen Am Berg, 4,5 Morgen in der Au, 3,5 Morgen auf der Röswies und 3,5 Morgen auf der Unteren Wies. Der Besitz 1840 hat also große Ähnlichkeit mit dem zur Zeit des Lagerbuchs von 1667.

Nachkommen des Michel Frey und seiner Frau Maria findet man um 1840 reichlich in Heselbach, zu ihnen zählen auch die Vettern Morlock, die das Haus 14/15 besitzen. Johannes Morlock (1743 - 1817, F 503), der Großvater der Vettern, hatte 1763 in sehr jugendlichem Alter mit Agatha Wolff (1736 - 1767) eine Enkelin des Johann Michael (Hans Michel) Frey (1667 - 1722, F 212 A) geheiratet, der wiederum ein Sohn des Michel Frey war (L). Ob der Hof tatsächlich in dieser Verwandtschaftslinie vererbt wurde, kann mangels einschlägiger Quellen nicht entschieden werden.

Die Linie von Hans Bernhard Seidt stirbt in Heselbach bald aus, was die Identifizierung seines Hofs erschwert. Zunächst zu den Nachkommen (L): Von den drei Töchtern, die dem Ehepaar Seidt/Iltis geboren werden, stirbt Christina früh, Anna Catharina heiratet nach Röt und zieht bald nach Besenfeld, nur Magdalena Seidt (1655 - 1709), die jüngste, bleibt in Heselbach, wo sie 1677 Hans Jacob Ziflen (1655 - 1696, F 235) aus Baiersbronn heiratet. Aus dieser Ehe geht nur die im Jahr 1692 recht spät geborene Tochter Anna Maria hervor, die 1735 - wie es nach den Inventuren und Teilungen scheint: ledig - in Röt stirbt (XLVIII).

Es gibt demnach keine Nachkommen, die bei der Identifizierung des Hofes von Hans Bernhard Seidt herangezogen werden könnten. Die Beschreibung im Lagerbuch von 1667 ist nichtssagend (XXXV): "zwischen der gemeinen Gaßen, und Ihme selbsten gelegen, vornnen uff die Allmeindt, und hinden uff gemeldte (vorgenannte) Gaß stoßendt". Fragt man nach ortsnahen Feldern, die 1667 im Besitz von Hans Bernhard Seidt sind, dann stößt man auf drei Morgen der "Oberwiß" in der Nachbarschaft (oder als Teil) der Kirchwies. Auf der Oberwies hat neben Hans Bernhard Seidt auch Hans Gierbach, dessen Gut wir als den Seidtenhof identifiziert haben (vgl. 2.2), ein Feldstück von 4 Morgen, und zum Altschulzenhof gehören drei Morgen auf der "Ober-oder Kirchwiß" (vgl. 2.6). Beide Höfe sind zugleich Anrainer dieser Wiesen (Karte); wenn das für Hans Bernhard Seidts Gut auch gälte, wäre dieses als der Klumppsche Hof zu identifizieren (Foto). Die oben zitierte Lagebeschreibung stünde dieser Zuordnung nicht entgegen.


2.5 Der Hof von Georg Schneider (Rappenhof)  
 
In der Lagebeschreibung des Hofs von Michel Frey (vgl. 2.4) wurde Georg Schneider als Nachbar genannt, merkwürdigerweise findet sich in der Beschreibung von dessen Gut keine genaue Entsprechung: jetzt liegt es "zwischen dem Innhabern selbsten allerseits" (XXXV). Aber vielleicht grenzt Freys Gut, weil die Entfernung zu groß ist, nicht direkt an den Hof von Schneider, sondern an eines seiner hofnahen Felder? Tatsächlich besitzt Georg Schneider 15 Morgen auf dem Grund- und Zielacker, das heißt - wenn diese Gewannbezeichnung ungefähr identisch ist mit den heute noch geläufigen Flurnamen "Grund" und "Zielacker" - im Nordosten und Süden in unmittelbarer Umgebung des Rappenhofs. Um 1840 gehören zu diesem Hof 20 Morgen der Parzellen 34 und 35 sowie 45, die zwar die Gewannbezeichnungen "Im Teich" tragen (Karte), aber durchaus auf den heutigen Gewannen Grund (Parzellen 34 und 35) und Zielacker (Parzelle 45) lokalisiert werden können. Von den Besitzern 1840 lässt sich allerdings keine Brücke in die Vergangenheit schlagen: Andreas Frey (1805 - 1861) stammt aus Reichenbach, seine Frau, Rosina Klumpp (1809 - 1891), ist zwar in Heselbach geboren, doch kommen deren Eltern aus Baiersbronn und wiederum aus Reichenbach (L). Dennoch erscheint es insgeamt gerechtfertigt, das Gut von Georg Schneider mit dem Rappenhof zu identifizieren (Foto).

Georg Schneider (1640 - 1670, F 132) ist der Sohn des älteren Georg Schneider († 1660, F 146), der 1635 ein Gütlein in Heselbach besitzt (XLVII), und vielleicht der Enkel des Martin Schneider, der zwischen 1588 und 1612 in Heselbach nachweisbar ist (I, IX). Doch ist weder der Vater noch der vermutete Großvater Vorbesitzer des Guts von Georg Schneider, sondern Hans Pregel (während Martin Schneider Vorbesitzer des Gütleins von Hans Sommer ist - vgl. 2.7 - und der ältere Georg Schneider als Vorbesitzer im Lagerbuch überhaupt nicht genannt ist). Hans (Johannes) Pregel (F 295) stammt aus Schwarzenberg, wo er 1614 auch huldigt (VIII) und demnach um 1595 geboren ist; 1625/26 ist er jedoch bereits Schütze in Heselbach (XLIII). Nach einer kurzen, 1627 geschlossenen ersten Ehe, heiratet er ungefähr zur Zeit des Schätzungsregisters, also um 1635, Anna Gierbach (1606 - 1662), die vielleicht aus Heselbach stammt, deren Herkunft aber unbekannt ist (L). Es ist demnach nicht erkennbar, wie Hans Pregel in den Besitz eines um 1635 mit 1.200 fl. durchaus hoch eingeschätzten Gutes gelangte (XLVII). Wenn wir ihn und seinen Besitz in der Tradition des eher bescheidenen Gütleins von Simon Seidt sehen (Teil 1), dann nur mangels besserer Zuordnungen.

Auch der Übergang des Guts von Hans Pregel, nach Lagerbuch unzweifelhaft Vorbesitzer, auf Georg Schneider ist völlig unklar. Von den, wahrscheinlich nur zwei Kindern Pregels bleibt die Tochter Anna Maria (1636 - 1680) ledig, während der Sohn, Johann Martin (1645 - 1690, F 676) nach Igelsberg heiratet. Umgekehrt ist über die Frau Georg Schneiders, Eva Frey (* 1643) von den Höfen, mit der er seit 1664 verheiratet ist, keinerlei Verwandtschaftsbeziehung zu Hans Pregel erkennbar (L). Schließlich wissen wir auch nicht, wie lange der Rappenhof in der Familie Schneider geblieben ist. Nachkommen Georg Schneiders um 1840 finden wir in den Häusern 9 und 12 sowie auf dem Mattheisenhof (L, LII).


2.6 Die Höfe von Hans Jacob Walter (Altschulzenhof) und Jung Hans Seeger (Mattheisenhof)  
 
Im ersten Teil der Studie haben wir gesehen, dass sich die Zahl der Hausbesitzer in Heselbach von neun im Jahr 1604 über zehn in den Jahren 1612 und 1635 auf elf im Lagerbuch von 1667 erhöht hat; gleichzeitig ist die Zahl von vier größeren Höfen auf zwei zurückgegangen. Die Vermehrung der Hausbesitzer zwischen 1635 und 1667 haben wir damit erklärt, dass das Taglöhnergütlein von Conrad Mast erst nach 1635 gebaut worden ist; die Vermehrung der Hofbesitzer von neun auf zehn zwischen 1604 und 1612 haben wir auf eine Teilung des Hofs von Sebastian Schneider, der ursprünglich zu den vier größeren zählte, zurückgeführt und so zugleich den Einzug von Martin Frey in den Kreis der Hofbesitzer erklärt. Zu den Käufern des Hofes von Schneider zählt, durch das Vermögensregister von 1604 belegt, aber auf alle Fälle auch Hans Artner.

Weiter werden im Lagerbuch von 1667 Jacob Artner als Vorbesizter des Hofs von Jung Hans Seeger und Martin Frey als Vorbesitzer des Hofs von Hans (Jacob) Walter genannt. Von einer Hofteilung weiß das Lagerbuch allerdings nichts zu berichten, immerhin fällt aber auf, dass die Reichenbacher Gastherberg vorübergehend die "Ober- oder Kirchwiß" besitzt, die ebenso in das Gut von Hans Jacob Walter gehört wie die "Bronn- oder Niderwiß", die vorübergehend im Besitz von Jung Hans Seeger ist. In den Inventuren und Teilungen der Jahre 1661 und 1668 wird aber ganz deutlich, dass sich zunächst Jacob Artner (1661) und nach ihm Jung Hans Seeger (1668) sowie die Gastherberg einen Hof mit Hans Jacob Walter teilen. Zieht man den Grundbesitz heran, dann zählen die beiden (Teil-) Höfe mit 15 Morgen (Walter) und 14,5 Morgen (Seeger) gewiß nicht zu den größeren. Dies alles ist im Teil 1 der Studie bereits berichtet worden, versuchen wir nun, die Geschichte der beiden Höfe und ihrer Eigentümer im einzelnen nachzuzeichnen.

Da ist zunächst Martin Frey. Im ersten Teil hatten wir offen gelassen, ob es sich um eine Person oder um zwei Personen handelt. Stellen wir daher einmal systematisch zusammen, was wir über die Person, ggf. die Personen namens Martin Frey in Heselbach wissen:

  • Wir finden einen Martin Frey bereits im Musterungsregister von 1588, bewaffnet mit einem "Khnebelspieß sambt Seitenwehr" (I) - die Person ist, ein waffenfähiges Alter von 18 Jahren unterstellt, demnach vor 1570 geboren, die Bewaffnung weist auf einen Besitz mittlerer Größe hin;
  • zehn Jahre später, 1598, wird Martin Frey die Bewaffnung mit einer Hakenbüchse auferlegt (II) - auch dies ein Zeichen mittleren Besitzes;
  • 1604, im Schätzungsregister (VI), besitzt Martin Frey jedoch "lediglich nichts";
  • 1607, in einem weiteren Schätzungsregister (XLVI), fehlt Martin Frey;
  • drei Jahre später, im Bürgerbuch (VIII), stoßen wir auf einen Martin Frey mit Ersteintrag (vgl. auch Faksimile Hes02), dessen Name nicht gestrichen ist - er könnte also 1634 noch leben, denn bis dahin gibt es Nachträge zum Bürgerbuch;
  • 1608 - 1620 hat ein Martin Frey, wahrscheinlich aus Heselbach, das alte Meiereigut in Reichenbach gepachtet (X; vgl. dazu auch die Teil 4 der Studie "Die Frühzeit der bürgerlichen Gemeinde Reichenbach 1595 - 1668");
  • im Steuerbuch von 1612 versteuert Martin Frey ein mittleres Vermögen von 800 fl. (IX);
  • in der Schützenliste 1625/26 fehlt Martin Frey (XLIII) - vielleicht ist er für den Schützendienst zu alt;
  • auch im Schätzungsregister aus der Zeit um 1635 fehlt Martin Frey (XLVII) - er ist also, auch wenn er noch leben sollte, nicht mehr unter den Hofbesitzern.

Martin Frey ist also zwischen 1588 und max. 1634 belegt, daraus ergibt sich ein Lebensalter von ungefähr 70 Jahren (vor 1570 - max. 1634), das nicht zur Annahme von zwei Personen gleichen Namens zwingt. Nimmt man nur eine Person an, dann bleibt der doppelte Bruch zwischen 1598 und 1604/07 unerklärt. Geht man von zwei Personen aus, dann ist der Vermögensverlust der ersten Person zwischen 1598 und 1604 und der Aufstieg der zweiten Person, sozusagen aus dem Nichts, wenigstens überraschend. Freilich ist nicht ausgeschlossen, dass eine zweite Person namens Martin Frey mit einem Barvermögen zuzog. Das würde gut zu unserer Hypothese passen, dass sich Hans Artner mit der Bezahlung des von Sebastian Schneider übernommenen Hofes vielleicht schwer tat. Allerdings findet man um 1600 in den Ortschaften des Klosteramts keinen zweiten Martin Frey. Sicher ist also nur, dass ein Martin Frey, der spätestens 1612 als vermögend belegt ist, Vorbesitzer des Hofs von Hans Jacob Walter war.

Doch ging das Gut von Martin Frey nicht unmittelbar auf Hans Jacob Walter über, sondern zunächst auf einen Zwischenbesitzer, der 1635 nachweisbar sein müsste. Geht man das Schätzungsregister (XLVII) aus dieser Zeit durch, dann kommen eigentlich nur Georg Schneider, der Ältere und Georg Plöchlin in Frage. Weil jedoch Hans Jacob Walter (1620 - 1677, F 748) mit Christina Plöchlin (1620 - 1666) eine Tochter Plöchlins geheiratet hat (1643; L), entscheiden wir uns für diesen, wissen aber nur sehr wenig über ihn. Er könnte aus Igelsberg oder Obermusbach stammen, wo es um 1600 etliche Plöchlins (auch Plochlins oder Plechlins) gibt. In Heselbach huldigt er zwischen 1616 und 1618 (VIII), müsste also auf alle Fälle vor 1600 geboren sein, was zum Geburtsjahr seiner Tochter passen würde. Wahrscheinlich führte ihn die Hochzeit mit der (späteren) Erbin des Hofs von Martin Frey nach Heselbach. Da Freys Name im Bürgerbuch weder gestrichen noch durch den Namen Plöchlins ersetzt wurde, ist wohl weniger an eine Hochzeit mit der Witwe, als vielmehr mit der Tochter Freys zu denken.

Damit haben wir die Abfolge von Eigentümern in der Linie von Sebastian Schneider über Martin Frey und Georg Plöchlin auf Hans Jacob Walter ausreichend beleuchtet. Unserer Hypothese einer Teilung des alten Hofes von Sebastian Schneider folgend ist nun die Linie zu untersuchen, die von ihm über Hans und Jacob Artner zu Jung Hans Seeger führt. Kurz vor 1604 verkauft Sebastian Schneider seinen Hof in Heselbach um 1.800 fl. an Hans Artner und zieht - wie das Schätzungsregister weiter dokumentiert - in das Dornstettener Amt (VI); die Gründe für den Umzug sind nicht erkennbar. Schneider ist bereits 1588 im Musterungsregister belegt (I), ist also vor 1570 geboren. Ob er der selben Generation angehört wie Martin Scheider (vgl. 2.7) und in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis er zu diesem steht, wissen wir nicht.

Hans Artner stammt wahrscheinlich nicht aus dem Klosteramt, denn sein Name kommt dort nicht weiter vor und verschwindet nach dem Tod seines Sohnes Jacob (1664) auch wieder aus Heselbach. Die schon mehrfach zitierte Stelle aus dem Schätzungsregister 1604 (VI) ist der erste Beleg für die Anwesenheit Hans Artners in Heselbach, zuletzt belegt ist er 1612 im Steuerbuch (IX). Im Bürgerbuch (VIII) ist sein Name nach dem 1610 erfolgten Ersteintrag wieder gestrichen und durch insgesamt drei Nachträge ersetzt (Faksimile): der erste Nachtrag heißt "Hanß Artners witib", dieser wird ersetzt durch "Jacob Artner und Hanß Artners wittib" und im dritten Nachtrag wird schließlich die Witwe gestrichen. Jacob Artner ist der 1596 geborene Sohn, der 1616 huldigt (VI) und 1624 heiratet (L) - wahrscheinlich datiert der zweite Nachtrag aus der Zeit der Verheiratung. Hans Artner, der Vater, müsste dann zwischen 1612 (Steuerbuch) und 1624 gestorben sein, und die Witwe zwischen 1624 und 1634. Ein zweiter Sohn des Ehepaars mit Vornamen Hans, wie der Vater, huldigt 1629, ist aber später nicht mehr nachweisbar.

Jacob Artner (1596 - 1664, F 147) ist dagegen seit 1616 durchweg belegt: 1625/26 ist er Schütze (XLIII), 1635 besitzt er ein Gütlein (XLVII), das er wie erwartet von seiner Mutter geerbt hat (XLVIII); viele Jahre und wohl bis zu seinem Tod amtiert er auch als Schultheiß (L). Verheiratet ist er mit Maria Pregel (* 1604) aus Schwarzenberg, die nach seinem Tod eine zweite Ehe eingeht mit Jung Hans Seeger († 1690, F 64), dem Hofbesitzer im Lagerbuch von 1667. Maria Pregel muss vor 1679 gestorben sein, denn in diesem Jahr heiratet Hans Seeger seinerseits ein zweites Mal, und zwar Catharina Schneider († 1735) aus Tumlingen. Erst aus dieser Ehe gehen einige Kinder hervor, darunter Hans Jacob Seeger (1680 - 1715, F151), der wahrscheinlich den Hof erbt. Dessen Sohn, Johann Jacob Seeger (1713 - 1759, F 299), ist schon der letzte Nachkomme dieses Familienzweigs in Heselbach. Seine Witwe heiratet 1760 Johannes Glaser (1731 - 1777, F 326), der zur Zeit des Tabellarischen Verzeichnisses (1769) wohl den Hof besitzt (XXXI).

Aus den beiden Ehen Hans Jacob Walters - er hat nach dem Tod der ersten Frau Maria Mast (* 1645) aus Göttelfingen geheiratet - sind zwar 15 Kinder hervorgegangen, doch sterben viele früh, einige ziehen weg und nur zwei bleiben in Heselbach: der Sohn Hans Heinrich Walter (1649 - 1696, F 965), der wahrscheinlich den Hof erbt, und die Tochter Anna Maria (1656 - 1713), die 1677 Adam Fahrner (1645 - 1703, F 573) aus Baiersbronn heiratet. Während aus der Ehe der Tochter Nachkommen noch bis ins 19. Jahrhundert hinein in Heselbach leben, allerdings ohne Hofbesitz, stirbt die Linie des Sohnes schon bald aus (L). In welche Hände der Hof gelangte, ist nicht erkennbar.

Doch um welchen Hof handelt es sich überhaupt? Leitend für die Identifizierung ist sicher die unbedingte Zuordnung der Ober- oder Kirchwies zum Hof von Hans Jacob Walter - eine Zuordnung, die auf den Altschulzenhof weist (Foto). Auch um 1840 gehören zu diesem Hof, dessen Felder sich wieder auf 33 Morgen vergrößert haben, vier Morgen auf der Kirchwies (LII). Zu dieser Lokalisierung passt auch die Beschreibung im Lagerbuch von 1667 (vgl. auch die Karte): "zwischen dem Innhabern selbsten an einer- (das wäre die Kirchwiesenseite) und sonst allerseits (das wären dann drei Seiten) der gemeinen Gaßen gelegen" (XXXV).

Schwieriger gestaltet sich die Identifizierung des Hofs von Jung Hans Seeger. Wenn unsere Hypothese richtig ist, dass dieser Hof durch die Teilung eines älteren, ursprünglich größeren Hofs, jetzt können wir sagen: des Altschulzenhofs hervorgegangen ist, dann muss er mehr am Rand des Dorfs gesucht werden. Ziehen wir das Lagerbuch von 1667 zu Rate, dann liegt das Gut "in dem Dorff" - das schließt eine Randlage nicht aus - "zwischen der Allmeindt allenthalben" (XXXV). Dies ist leider eine sehr unspezifische Lagebeschreibung und leider fehlen auch andere Indikatoren wie die genealogische Betrachtung oder ein Vergleich der Feldstücke im Lagerbuch und im Primärkataster. So bleibt nur das Ausschlussverfahren: weil alle anderen Höfe eher nicht für eine Identifizierung mit dem Mattheisenhof (Foto) in Frage kommen, bleibt für den Hof von Jung Hans Seeger nur diese Lokalisierung.


2.7 Die Güter von Hans Sommer (Untermartesbauer) und Conrad Mast  
 
Der Waldknecht Hans Sommer und der Taglöhner Conrad Mast sind 1667 nur wenig begütert (XXXV). Hans Sommer besitzt neben Haus, Hof und Garten nur vier Morgen Land, die zudem nicht auf Heselbacher Markung liegen, sondern teils in Röt (Abtswieslein), teils in Reichenbach (Hundsgrund). Conrad Mast besitzt außer einem Häuslein und Zwiebelgärtchen keine Liegenschaften. Beachtet man die Lagebeschreibung des Gütleins von Hans Sommer, "zwischen denn gemeinen Gaßen allenthalben gelegen", dann kommt als Standort eigentlich nur der Hof des Untermartesbauern (Foto) in Frage - vorausgesetzt die Karte von 1837 gibt insoweit auch die Situation des Jahres 1667 wieder. Für eine zentrale Lage spricht auch die Verpflichtung, durch den Garten einen Fußpfad zum Brunnen zu dulden. Die Lagebeschreibung des Häusleins von Conrad Mast, "zwischen der Allmeindt allenthalben gelegen", ist sehr unspezifisch und lässt keine nachvollziehbare Lokalisierung zu, am ehesten kommt wohl, wie im Teil 1 schon vorgeschlagen, ein Grundstück am Röter Weg in Frage (Häuser 4/5 und 6).

Hans Sommer († 1684, F 262) stammt sehr wahrscheinlich nicht aus dem Klosteramt, denn sein Name kommt und geht mit seiner Person. Weil das Lagerbuch Martin Schneider als den Vorbesitzer des Gütleins von Hans Sommer nennt, könnte man zu dem Schluß kommen, dass Sommers erste Frau, Magdalena (1624 - 1654), aus der Familie Schneider stammt. Doch gibt es dafür keinen Beleg, auch wurde die Ehe wohl nicht in Heselbach geschlossen, denn wir finden sie dort nicht registriert. Weil das erste Kind des Ehepaars Sommer 1650 ehelich in Heselbach geboren ist, muss die Hochzeit zuvor und wohl an einem anderen Ort gewesen sein. Zugleich wird deutlich, dass Hans Sommer spätestens 1650 in Heselbach sitzt; wahrscheinlich hat ihn das Amt des Waldknechts ins Klosteramt geführt. Nach dem frühen Tod der ersten Frau, sie starb im Kindbett, heiratete Hans Sommer 1656 ein zweites Mal, und zwar Rosina Erlenmeyer († 1682) aus Haigerloch (vielleicht auch: Hagelloch, bei Tübingen). Sechs der sieben Kinder aus den beiden Ehen sind nachweislich früh gestorben, beim siebten Kind, dem erstgeborenen Sohn Hans Ludwig, ist das nicht belegt, doch hat der Sohn außer dem Eintrag im Taufbuch keine Spuren hinterlassen (L).

Hans Sommer muss ein geachteter Mann gewesen sein, denn die Gemeinde macht ihn, den Zugereisten, zusätzlich zu seinem Amt als Waldknecht, das er vielleicht sei 1650 ausübt, zum Schultheiß. Wann das gewesen ist, ist nicht genau erkennbar. Doch gibt es seit etwa 1670 mit Bernhard Klumpp aus Reichenbach, wie früher schon, einen zweiten Waldknecht im Klosteramt. Möglich, dass die Teilung des Waldknechtsamts mit der Bestellung Hans Sommers zum Heselbacher Schultheiß zeitlich ungefähr zusammenfiel. Jedenfalls stirbt Hans Sommer 1684 als Waldknecht und Schultheiß (L; zum Waldknechtsamt vgl. die Studie "Der Waldknechtshof in der Tradition des Ochsenguts").

Conrad Mast (1601 - 1671, F 349) ist ein Sohn von Martin Mast († 1619, F 688), der aus Röt stammt und einige Jahre bis zu seinem Tod die Gastherberg in Reichenbach gepachtet hatte. Nachfolger dort als Gastmeister wurde der ältere Bruder Hans Mast († 1638, F 203; vgl. dazu auch Teil 4 der Studie "Die Frühzeit der bürgerlichen Gemeinde Reichenbach 1559 - 1668"). Conrad Mast kann erst spät nach Heselbach gekommen sein, denn wir finden ihn lange Zeit nur in Röt: dort huldigt er 1619 (VIII), dort ist er 1625/26 Schütze (XLIII), dort heiratet er 1641 Maria Nef (1612 - 1687), dort sind - vielleicht mit einer Ausnahme - seine Kinder geboren (L), dort ist er 1658 Schütze (XLIV) und dort wird noch im Februar 1661 sein und seiner Frau bescheidenes Inventar aufgenommen (XLVIII). Demnach kann Conrad Mast nicht vor 1661 nach Heselbach gezogen sein und wahrscheinlich ist das Taglöhnerhäuslein, über das er 1667 unzweifelhaft verfügt, sein erster Besitz.

Die Linie von Conrad Mast stirbt in Heselbach schon bald wieder aus (L): Von seinen zehn Kindern lässt sich nur die Tochter Magdalena (* 1645), die wohl ledig bleibt, und der Sohn Paulus (1654 - 1716, F 165) noch ein Stück weit verfolgen, die übrigen Kinder sind wahrscheinlich früh verstorben. In den beiden Ehen des Paulus Mast werden acht Kinder geboren, von denen später nur eines noch belegt ist, der Sohn Johann Peter Mast (1683 - 1752, F 350). Dessen fünf Kinder sterben alle schon früh, die Familie war, wie man den Inventuren und Teilungen vom Juni 1753 entnehmen kann, bettelarm (XLVIII).

 
Typoskript: 11/06
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Internetversion: 12/06
Aktualisierung: 12/06
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987)