Studien
 
Reichenbach zur Zeit des Tabellarischen Verzeichnisses von 1769 (Teil 6):
Bürger und ihre Güter - Jenseits der Murg
 
Noch im Jahr 1769 gibt es jenseits der Murg wahrscheinlich nur das Haus 30, das altberechtigt und auch im Mühlenplan verzeichnet ist (Karte). Alle anderen Häuser westlich der Murgbrücke sind wohl erst später entstanden.
 
  Matthäus Haist, Nachtwächter und Totengräber /
Bernhard Mast, Taglöhner
Haus 30
 
Das Haus mit der alten Nummer 30 ist 1769 wahrscheinlich in Händen des Taglöhners Bernhard Mast (1719 - 1792, F 157 A), der 1760 Anna Catharina Haist (1733 - 1808), die Tochter des Nachtwächters und Totengräbers Matthäus Haist (auch: Haisch; 1702 - 1785, F 157 B) aus Baiersbronn geheiratet hat (L). Matthäus Haist besitzt 1769 kein Haus und wohnt wahrscheinlich beim Schwiegersohn. Dieser könnte vom Alter her das Haus 30 vor seiner Hochzeit und vor 1755 selbst gebaut haben. Es ist aber auch möglich, dass er es aus dem Besitz der Familie übernommen hat: sein Vater, Johann Peter Mast, war der Besitzer des Reichenbachs und seine Mutter stammt aus der Klumpp-Familie vom Ochsengut (vgl. 3.3 und 3.5). Weniger wahrscheinlich ist, dass der Schwiegervater Matthäus Haist das Haus gebaut hat, bedenkt man seinen sozialen Status und seine regionale Herkunft. Weil Belege fehlen, haben wir jedoch keine Gewissheit.

Für unsere Vermutung, dass Bernhard Mast das Haus 30 jenseits der Murgbrücke besitzt, finden wir aus dem Jahr 1777 eine Bestätigung: In diesem Jahr bittet der Schneider Johannes Raus (1752 - 1807, F 686) um die Erlaubnis, "auf das von meinem Schwager, Bernhard Mast, Taglöhner allda erkaufte Stücklen Feld, nechst bei dessen Hauß, jenseits der Murgbrücke, unterhalb der Vogelherd gelegen, ein Wohnhäuslen erbauen zu dörffen" (XXVII; auch: XXXVI). Johannes Raus hat im selben Jahr Christina Haist (1749 - 1824), die Schwester der Anna Catharina und Frau des Bernhard Mast geheiratet (L). Sein Enkel, (Jacob) Bernhard Raus (1808 - 1868), Schneider auch er, ist um 1840 Besitzer des Hauses mit der alten Nummer 31 (LII).

An Wiesen und Feldern besitzt Bernhard Mast 1769 gut vier Morgen und an Vieh ein Stück "Horn- und Rindvieh", vielleicht eine Milchkuh, und - etwas überraschend - ein Pferd, das er wahrscheinlich gewerblich nutzt, vielleicht im Wald. Das Haus 30 und die Feldstücke, auch sie liegen jenseits der Murg unterhalb der Vogelherd (eigentlich: -hardt), finden wir 1789 wieder (XXII), doch jetzt ist der Besitz geteilt (Faksimile): Die eine Hälfte besitzt weiterhin Bernhard Mast, während die andere Hälfte im Besitz seines ältesten Sohnes Johann Georg (* 1762) ist, wahrscheinlich seit dessen Heirat im Jahr 1786. Johann Georg Mast wandert 1832 nach Amerika aus (L). Die Hälfte des Bernhard Mast wird nach dessen Tod (1792) auf die Witwe überschrieben, die den Besitz 1795/96 an ihren "Tochtermann" Jacob Wurster (1763 - 1799, F 330) verkauft. Jacob Wurster ist seit 1794 der erste Ehemann der Christina Barbara Mast (1770 - 1835). Deren unehelicher Sohn, der Taglöhner Bernhard Mast (1792 - 1871), besitzt um 1840 das Haus 30 ungeteilt und knapp zwei Morgen Land an der Vogelherd (LII).

Internetversion: 04/06
Aktualisierung: 04/06
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987)