Studien
 
Die Besiedlung des Silberbuckels von Huzenbach im 18. Jahrhundert (Teil 3):
Die ersten Taglöhner (1736 - 1769)
 
Im "Tabellarischen Verzeichnis" von 1769 finden wir sechs Familien auf dem Silberbuckel (XXXI). Neben dem "Buckelbauern" Johannes Wurster und seiner Familie sind es die Familien von Joseph Ziflen, Johannes Maulbetsch, Jacob Waidelich, Johann Martin Kübler und Johann Georg Sackmann. Waidelich und Kübler teilen sich ein Haus, Sackmann hat das Bürgerrecht noch nicht erhalten und wohnt im Stande eines "Beisitzers" auf dem Silberbuckel.
 
Joseph Ziflen (1710 - 1783)
 
Als der Feldmesser Schaible seinen "Riß" anfertigt, ist Joseph Ziflen (F 616) schon lange tot: er stirbt 1783 im 73. Lebensjahr. Obwohl wir daher seinen Namen auf der Karte vergeblich suchen, können wir sein Haus bzw. das, was davon erhalten blieb, dennoch identifizieren: es ist um 1800 im Besitz seines Schwiegersohnes Michael Sackmann (F 839, 1746 - 1822), dessen Namen wir auf dem "Riß" finden. Das Haus ist wahrscheinlich nach dem Hof Mast/Wurster das zweitälteste auf dem Silberbuckel.

Joseph Ziflen stammt aus einer alten Baiersbronner Familie, die im Tonbach ("auf dem Bühel") ansässig war. Sein Großvater, Jacob Ziflen, war an jener denkwürdigen "Aktion" beteiligt, mit der 1678 eine plündernde Schwadron der kaiserlichen Armee aus Baiersbronn vertrieben wurde. Jacob Ziflen saß dafür sechs Monate auf dem Asperg. Der Enkel Joseph Ziflen, das fünfte Kind seiner Eltern, zieht zunächst als "Dienstknecht" nach Schwarzenberg. Dort lernt er Agatha Braun kennen, die er 1736 ehelicht. Agatha ist eine Tochter des Hofbauern, Mesners und späteren Richters und Heiligenpflegers Michel Braun (F 446, 1677 - 1758), der in zwei Ehen nicht weniger als 22 Kinder zeugt. Vielleicht mit Hilfe des Schwiegervaters lässt sich Joseph Ziflen mit seiner jungen Frau bald nach der Hochzeit auf dem Silberbuckel nieder. Das älteste, früh verstorbene Kind, Johanna, ist 1737, wie das Taufbuch belegt, schon in Huzenbach geboren.

Joseph Ziflen ist Taglöhner, d.h. er kann von den Erträgen seines Grund und Bodens allein nicht leben und muss sein "Auskommen" durch die Übernahme von Gelegenheitsarbeiten aller Art - im Wald, beim Wegebau, auf den Höfen der Bauern - suchen. Sein Besitz um 1769 ist in der Tat bescheiden: knapp eineinhalb Morgen Land, zwei Stück "Horn- und Rindvieh" (vielleicht eine Kuh und eine Ziege) und ein Schwein (XXXI). Aber bereits 1770 und dann noch einmal 1773, als Allmandfelder an die Siedler verkauft werden, erwirbt er je einen Morgen beim Plochhaus und auf dem Silberbuckel am Omersberg (XXXVI).

Mit Hilfe der Flurkarten und des Katasters aus der Zeit um 1840 lässt sich der Grundbesitz des Joseph Ziflen genau lokalisieren (LII). Haus sowie Grund und Boden sind jetzt im Besitz von Johann Georg Wurster (1799 - 1852). Dieser, ein Enkel des Johannes Wurster, hat 1826 Regina Sackmann geheiratet, eine Stieftochter des Enkels von Joseph Ziflen. Das Haus (Foto), das von dem Ehepaar Wurster-Sackmann bewohnt wird, ist im Kataster unter der Nummer 19 aufgeführt und steht dem Augenschein nach an derselben Stelle wie das des Joseph Ziflen. Die Häuser sind aus Holz gebaut und werden oft durch Brand zerstört - es muss daher nicht, es könnte aber durchaus noch dasselbe Haus sein, das auch Joseph Ziflen bewohnte. Es besteht aus Wohnhaus und Scheuer ("unter einem Dach") und hat mit einem Grundmaß von 99 qm (12,1 Ruten) für den Wohnteil und von 77 qm (9,4 Ruten) für den Wirtschaftsteil die Größe der älteren Taglöhnerhäuser. Zum Haus gehört ein Hofraum sowie eine "Bakofen- und Branntweinhütte". Um das Haus herum (Parzelle 162) finden wir dann wohl den ältesten Grundbesitz des Joseph Ziflen (Karte). Tatsächlich machen Haus, Hofraum und Parzelle 162 ziemlich genau jene eineinhalb Morgen aus, die er 1769 besitzt.

Auch die beiden von Joseph Ziflen 1770 und 1773 hinzu erworbenen Felder lassen sich aus dem Besitz des Johann Georg Wurster rekonstruieren und lokalisieren: es sind wahrscheinlich die Parzellen 291 beim Plochhaus und 135 am Omersberg (einem Teil des Silberbuckels). Parzelle 135, ein langes und schmales Feld, liegt tatsächlich, wie 1773 beschrieben, "an ermeltem (= vorgenannten) Ohmersberg, zwischen Michael Müller und der Allmand", wobei um 1840 die Allmand natürlich längst verteilt ist und wir inzwischen die Erben des Michael Müller, Johann Georg und Andreas Müller, vorfinden. Wir kommen im Teil 4 auf sie zurück.

Als Ziflens Tochter Anna 1774 Michael Sackmann heiratet, einen Taglöhner und Holzhauer aus Besenfeld, scheint das junge Paar mit im Haus von Annas Eltern zu wohnen: im "Seelenregister" des Jahres 1780 sind neben dem Ehepaar Ziflen auch die Eheleute Sackmann mit ihren drei Kindern als gemeinsame Bewohner des Hauses Ziflen aufgeführt. Vermutlich nach dem Tod des Joseph Ziflen (1783) ging das Haus in den Besitz des Ehepaares Sackmann über. Die Mutter und Schwiegermutter, Agatha Ziflen, lebt bis zu ihrem Tod (1800) weiter im Haus (LI).

 
Johannes Maulbetsch (1729 - 1811)
 
Johannes Maulbetsch (F 877) erhielt 1763 knapp zwei Viertel (= einen halben Morgen) Land auf dem Silberbuckel und 1764 einen Morgen Ackerland beim Plochhaus und zwei Viertel Weideland im Schutterloch (XXXVI). Im "Tabellarischen Verzeichnis" von 1769 verfügt er über zwei Morgen Land (XXXI), das stimmt überein. Das Haus des Johannes Maulbetsch muss auf den zwei Vierteln Land auf dem Silberbuckel, die er 1763 erwarb, errichtet worden sein, vielleicht noch im selben Jahr. Es ist das drittälteste auf dem Silberbuckel. 1802 muss es umgebaut, erweitert oder vielleicht auch neu gebaut worden sein - jedenfalls kauft Johannes Maulbetsch (vielleicht auch sein Sohn gleichen Namens) in diesem Jahr "Holz zu einem Hausbau" aus den klösterlichen Waldungen (LIV). Das Haus, das seine Enkel, Michael und Johannes Maulbetsch, um 1840 bewohnen, ist auf den ersten Flurkarten (LII) ziemlich genau dort zu finden, wo der Feldmesser Schaible auf seinem "Riß" das Haus des alten Maulbetsch lokalisiert hat. Ob das Haus von 1840 dasselbe ist wie das von 1802 und inwieweit dieses dem ursprünglichen Haus von 1763 ähnlich ist, wissen wir nicht.

Versuchen wir, anhand der frühen Flurkarten und Kataster aus der Zeit um 1840 den Grundbesitz des Johannes Maulbetsch nachzuzeichnen, so kommen wir im Schutterloch in Schwierigkeiten. Die Besitzverhältnisse dort, namentlich im unteren Teil, scheinen sich gründlich verändert zu haben. Dies steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Bau der Sägmühle und der Anlage des "Seebachkanals" sowie des "Holzweihers" ganz unten im Schutterloch, kurz vor der Mündung des Kanals in die Murg. Der Kanal, der hinter der "Rohrmiß" vom Seebach abzweigte, diente wohl dem Betrieb der Sägmühle, die um 1840, wie die Flurkarten beweisen, noch am Kanal liegt (also noch nicht an der Murg). Ob über den Kanal auch Stämme oder wenigstens "Plöcher" geflößt wurden? Die Bezeichnung "Holzweiher" im Kataster deutet jedenfalls auf eine Lagerung von Holz im Weiher hin. Zurück zu den Besitzverhältnissen: die Parzellen um den Weiher herum sind um 1840 im Besitz der Betreiber der Sägmühle, Gottfried Großmann und Gottfried Klumpp von Schwarzenberg.

Die anderen Felder des Johannes Maulbetsch lassen sich dagegen besser wiederfinden. Das Haus (Foto), es hat im Kataster die Nummer 21, stand und steht auf der Parzelle 161 auf dem Silberbuckel; die Parzelle misst, wie erwartet, zwei Viertel. Das Haus hat mit Wohnteil und Scheuer eine Wohnfläche von 159 qm (19,4 Ruten), auf dem Hof befindet sich ferner ein "Holzstall mit Wagenschopf" und ein Backofen (Karte 5). Den Morgen Ackerland beim Plochhaus entdecken wir wieder in den Parzellen 289 und 290, die zusammen tatsächlich knapp einen Morgen ausmachen (Karte 7). Die drei Parzellen auf dem Silberbuckel und beim Plochhaus sind um 1840 im Besitz von Maulbetsch-Erben. Doch wer ist Johannes Maulbetsch, und wer sind seine Erben (LI)?

Johannes Maulbetsch ist 1729 in Göttelfingen geboren und ehelicht 1760 Johanna Christina Braun, eine Schwester von Joseph Ziflens Frau Agatha. Johanna Christina bringt eine uneheliche Tochter mit in die Ehe: Anna Maria Reutter, sie ist vierzehn Jahre alt und wird später den Zimmermann Michael Faißt heiraten. Von ihrem Mann, Johannes Maulbetsch, bekommt Johanna Christina zwei Söhne: Andreas (F 744, 1760 - 1834), der später ein eigenes Haus auf dem Silberbuckel baut, und Johannes (F 650, 1763 - 1834), der das väterliche Haus (oder jedenfalls Parzelle 161, auf der es stand) erben wird (LII). Die Johannes-Söhne, Michael und Johannes, haben wir bereits kennengelernt, auf Andreas und dessen Kinder kommen wir später (im Teil 5) noch zu sprechen.

   
Jacob Waidelich (1738 - 1800) und Johann Martin Kübler (1741 - 1777)
 
Jacob Waidelich (F 838), ein Schuster aus Besenfeld, ist der Vater des Joseph Waidelich (F 714, 1774 - 1843) aus der Skizze des Feldmessers und ein weiterer Schwiegersohn des Joseph Ziflen: er heiratet 1765 dessen älteste Tochter Magdalena (LI). 1766 wird er durch herzogliches "Reskript" (Erlass), das erhalten geblieben ist (Faksimile), ins Bürgerrecht von Huzenbach aufgenommen (XXX). Im selben Jahr erwirbt er drei Viertel Land auf dem Silberbuckel und erhält die herzogliche Genehmigung zum Bau eines Hauses. Haus und Feld liegen laut urkundlicher Beschreibung zwischen Johannes Wurster und Joseph Ziflen, wie es der "Riß" des Feldmessers erwarten lässt (XXXVI). Im "Tabellarischen Verzeichnis" von 1769 ist zu unserer Überraschung der junge Besitz jedoch geteilt: Jacob Waidelich verfügt nur noch über ein halbes Haus und über zweieinhalb Viertel Land, während die andere Hälfte des Hauses und ein halbes Viertel Land im Besitz von Johann Martin Kübler (F 1032) sind (XXXI).

Johann Martin Kübler ist ein Taglöhner aus Beuren und seit 1767, das entsprechende herzogliche "Reskript" ist ebenfalls erhalten, Bürger zu Huzenbach (XXX). Er hat 1766 Anna Maria Braun aus Schwarzenberg geheiratet, die eine Nichte der Agatha Ziflen (geb. Braun) und damit auch eine Cousine der Magdalena Waidelich (geb. Ziflen) ist (LI). Doch erklärt die verwandtschaftliche Beziehung noch nicht die Teilung des Hauses. Den Grund dafür können wir nur vermuten: Es waren wahrscheinlich schon damals wie heute die Kosten, die zum Bau eines Doppelhauses zwingen. Denn Holz ist teuer geworden in Huzenbach, und die Neusiedler - anders als die Lehensbauern, die alte Rechte besitzen - müssen es bezahlen, den "wahren Preis", wie es in den Dokumenten heißt. Gut möglich also, dass Jacob Waidelich den geplanten Hausbau finanziell nicht durchhielt.

Entstanden ist ein Doppelhaus - jedenfalls weisen die frühen Karten ein solches mit den Nummern 18 und 181/2 nach (Foto). Es muss, diese Einschränkung ist immer notwendig, natürlich nicht identisch sein mit dem ursprünglichen, zwischen 1766 und 1769 gebauten. Ein Doppelhaus entsteht, wenn man statt dem sonst üblichen Wirtschaftsteil, der Scheuer, einen zweiten Wohnteil baut, und das Doppelhaus links und rechts um kleine Scheuern ergänzt. Genau dies scheint geschehen zu sein: im ältesten Kataster aus der Zeit um 1840 (LII) finden wir zwei Wohnhälften mit 69 qm (8,4 Ruten) und 77 qm (9,4 Ruten) sowie zwei kleine Scheuern mit 26 qm (3,2 Ruten) und 23 qm (2,8 Ruten).

 Um 1840 (Karte) ist die eine Hälfte des Doppelhauses (Nummer 18) im Besitz der Brüder Johann Georg und Jacob Friedrich Waidelich, Enkeln des Jacob Waidelich. Die andere Hälfte (Nummer 181/2) besitzt Johann Friedrich Hehr, der Anna Barbara, die Tochter des Johann Peter Günther (F 841, 1749 - 1817), geheiratet hat. Günther, ein Taglöhner vom Maßberg, ist der zweite Mann der Anna Maria, verwitwete Kübler (Johann Martin Kübler ist 1777 mit 36 Jahren gestorben). Peter Günther finden wir als Mitbesitzer des Doppelhauses sowohl im "Seelenregister" von 1780 (LI) als auch auf dem "Riß" des Feldmessers Schaible. Dort ist Peter Günther ferner ein Feld zugeschrieben, das zwischen zwei Wegen zum Plochhaus liegt. Auch Michael Faißt besitzt dort ein Feld. Die Frage, warum der Feldmesser gerade diese beiden Felder bezeichnet hat und andere nicht, wird uns im Teil 4 beschäftigen. Dort werden wir auch versuchen, die Feldstücke anhand der alten Flurkarten zu identifizieren.

Auf dem "Riß" von 1800 taucht schließlich noch der Name des Jacob Bernhard Klumpp auf (F 1033, *1768): er ist Taglöhner aus Baiersbronn und hat 1794 Anna Maria Kübler, die Tochter des Johann Martin Kübler, geheiratet. Das Ehepaar Klumpp zieht 1803 nach Polen, weitere Lebensdaten fehlen daher (LI).

 
Johann Georg Sackmann (1744 - 1829)
 
Der Beisitzer Johann Georg Sackmann (F 840), der ältere Bruder des Michael Sackmann, lebt vermutlich seit 1767 auf dem Silberbuckel. In diesem Jahr hat er Sabina Ziflen, die dritte Tochter des Joseph Ziflen, geheiratet. Auch er ist also ein Schwiegersohn des alten Ziflen, in dessen Haus er wahrscheinlich zunächst lebt (LI). Im "Tabellarischen Verzeichnis" von 1769 ist er ohne jeden Besitz (XXXI), die Familie zählt drei Köpfe: das Ehepaar mit dem Sohn Gottfried, der 1768 geboren ist. Im Jahre 1770 reicht Johann Georg Sackmann eine "Supplikation" (eine Bittschrift) zur Aufnahme ins Bürgerrecht ein, die aber mit herzoglichem "Reskript" vom 9. April 1770 abgelehnt wird. Abgelehnt am selben Tag wird auch der Antrag seines Bruders Friedrich, des späteren "Gassenwirts" von Huzenbach; dort finden wir auch eine Begründung für die Ablehnung: "gleichwie wir aber einmahl nicht zugeben können, daß der Orth Huzenbach mit allzuvielen Bürgern beschwehret werde" (XXX). Tatsächlich ist der Ort schnell gewachsen und wird noch schneller wachsen. Andererseits werden die Arbeitskräfte für den großen Holzeinschlag, der die herzoglichen Kassen füllen soll, auch gebraucht.

So ist die Haltung der Regierung in Stuttgart durchaus zwiespältig: nicht ganz drei Monate später, am 5. Juli 1770, erhält der Beisitzer Johann Georg Sackmann die Erlaubnis zur "Erbauung eines Wohnhäuslens", dazu erwirbt er knapp zwei Viertel "öd Allmand Felds". In den folgenden Jahren muss er auch das Bürgerrecht bekommen haben, denn als er 1773 erneut Land aus der Allmand kauft, ist er, wie die anderen Käufer, "bürgerlicher Innwohner zu Huzenbach" (XXXVI). Auch sein Bruder Friedrich, der dritte der Sackmann-Brüder aus Besenfeld, ist spätestens 1775 Bürger von Huzenbach (XXVIII).

Wie oft bei Neuansiedlungen sind die ersten Bewohner eng verwandt und verschwägert. Auf dem Silberbuckel sind es die Schwestern Magdalena, Anna und Sabina Ziflen und die beiden Brüder Johann Georg und Michael Sackmann (der "Gassenwirt" Friedrich Sackmann wohnt unten im Tal), die im Zentrum des Sippengeflechts stehen: zwei der Schwestern heiraten die beiden Brüder, die dritte Schwester (Magdalena) heiratet Jacob Waidelich. Aber auch die älteren Bürger Joseph Ziflen und Johannes Maulbetsch sind verwandtschaftlich verbunden: ihre Frauen Agatha und Johanna Christina sind Schwestern (LI).

Das Grundstück, das Johann Georg Sackmann 1770 für den Bau seines Hauses kauft, wird im Beilagerbuch so beschrieben (XXXVI): "auf dem sogenannt Silberbuckel, an dem Rohrwiesen Weeg, zwischen dem Weeg und der Allmand gelegen, vornen an Jacob Waidelich, Schuhmacher, und hinten die Closter Waldung stoßend". Der Rohrwiesenweg ist auf dem "Riß" des Feldmessers nur bis zum Scheitelpunkt zwischen den Häusern Sackmann und Maulbetsch eingezeichnet; nach den Flurkarten führt er aber - wie wohl früher schon und heute noch - weiter nach Westen in den Wald bis zur "Rohrmiß", deren ostwärts vorgelagerter Teil "Rohrwiese" genannt wird. Zwischen diesem Weg und der Allmand, also südlich des Weges, liegt Georg Sackmanns Grundbesitz. Er stößt "hinten", also im Westen, an den Wald, und "vornen", also im Osten, an Jacob Waidelichs Grund und Boden.

Südlich des Weges (Karte) liegen von Ost nach West die Parzellen 99, 100 und 102. Die Parzelle 99 ist nach dem Kataster um 1840 tatsächlich im Besitz von Johann Georg und Jacob Friedrich Waidelich, den Enkeln von Jacob Waidelich. Die Parzelle 100 gehört dem Enkel Johann Georg Sackmann - er trägt die gleichen Vornamen wie der Großvater. Auf dieser Parzelle steht 1840 das Haus 47, das vermutlich der Enkel um das Jahr seiner Hochzeit (1830) gebaut hat. Das großväterliche Haus, wenn es noch dasselbe ist, hat auf der Karte die Nummer 20 und steht auf der Parzelle 102. Haus und Parzelle sind nun im Besitz des Küfers Friedrich Widmann (LII), der 1829 Regina Sackmann, die Schwester des Johann Georg jun., geheiratet hat. Der Vater der beiden Geschwister und eines weiteren Sohnes, Johannes, der uns später als Besitzer des Hauses 311/2 begegnen wird, ist Gottfried Sackmann (F 1031, 1768 - 1840), den der Feldmesser Schaible als den Besitzer des Hauses 20 um das Jahr 1800 namhaft macht ("Riß").

Um das Haus 20 herum liegen eine Wiese von gut einem Viertel Morgen und ein Gemüsegarten: wir dürfen darin den frühesten Besitz von Johann Georg Sackmann sen. vermuten. Für den Bau des Hauses werden "sibenzig Stamm gemeinthannen Bauholz" benötigt, die Sackmann "gegen Bezahlung" von der herzoglichen Behörde überlassen werden (XXXVI). Die Holzmenge deutet auf ein kleineres Haus hin. Zum Vergleich: als der "Pfeiflesbauer" 1774 seinen abgebrannten Hof neu bauen will (XXXII), veranschlagt er dafür 260 Stämme Bauholz (und 140 "Sägklöz"). Der Unterschied: Johannes Pfeifflen, als alter Lehensbauer mit alten Rechten ausgestattet, bekommt sein Holz gratis, der Taglöhner Sackmann muss es bezahlen. Das Haus 20 (Foto) hat um 1840 ein Grundmaß von 110 qm (13,4 Ruten). Es ist, wie erwartet, kein großes Haus und besteht aus Wohnteil (65 qm), kleiner Scheuer (30 qm) und Holzschopf (15 qm). Das Haus 47, das 1840 Johann Georg Sackmann jun. gehört, ist übrigens noch kleiner: es misst alles in allem 92 qm (11,2 Ruten).

Die ersten beiden Etappen der Besiedlung des Silberbuckels können wir nun so zusammenfassen: in drei großen Schritten - 1728 oder früher der Hof Mast/Wurster, um 1736 das Haus Ziflen, um 1763 das Haus Maulbetsch - ging es den Berg hinauf. Dann folgte bis 1770 die Bebauung der beiden "Baulücken" durch die Häuser Waidelich/Kübler und J.G. Sackmann. Alle anderen Häuser auf dem Silberbuckel wurden später gebaut. Doch die dritte Phase der Besiedlung schließt sich unmittelbar an.

Typoskript: 02/94
Druckversion: -
Internetversion: 04/04
Aktualisierung: 04/04
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987)