Studien
 
Die Besiedlung des Roten Rains von Huzenbach im 18. Jahrhundert (Teil 1):
Einleitung
 
Um das Jahr 1840, als die ersten Flurkarten und Kataster entstanden (sie liegen im Vermessungsamt in Freudenstadt; LII), finden wir im Roten Rain von Huzenbach (Foto) die folgenden Häuser und Hausbesitzer:
  • Haus 5: Jacob Friedrich Pfeifle, Maurer
  • Haus 6: Gabriel Armbruster, Weber
  • Haus 7: Johannes Wahr, Bauer
  • Haus 8: Johann Georg Frey, Schuster
  • Haus 9: Georg Friedrich Kern, Taglöhner
  • Haus 10: Andreas Finkbeiner, Taglöhner
  • Haus 11: Daniel Ehmanns Wwe.
  • Haus 11½: Georg Finkbeiner, Schneider
  • Haus 39: Michael Ziefle, Küfer
  • Haus 42: Johannes Frey (Schuster) und Sabina Frey
  • Haus 54: Johannes Pfeifle, Taglöhner

(Der Name Pfeifle hat sich zwischen 1700 und 1840 aus Pfeifflin über Pfeifflen oder Pfeiflen zu Pfeifle entwickelt. Wir benutzen jeweils die zeitlich vorherrschende Schreibweise).

Die Häuser mit den Nummern 5 bis 11½ sind bis 1807 gebaut worden: in diesem Jahr wurde ein Brandversicherungsbuch angelegt, wobei die bereits vorhandenen Häuser durchnummeriert wurden. Die übrigen vier Häuser im Roten Rain sind zwischen 1807 und 1840 gebaut worden. Kurz vor 1840 entstehen gleich zwei Flurkarten, die beide auf Aufnahmen der selben Geometer aus dem Jahr 1836 beruhen. Die eine, vielleicht etwas ältere Karte wird "Urkarte" genannt, die andere, vielleicht etwas jüngere wird als "Nummernkarte" bezeichnet. Nur in der zweiten, damit für uns wichtigeren Karte stimmt die Parzellennummerierung mit dem Kataster, der ungefähr zur gleichen Zeit angelegt wird, überein. In beiden Karten ist das Haus mit der Nummer 54 bereits enthalten (Karte).

Im Jahr 1780, als das erste "Seelenregister" (LI) für Huzenbach aufgestellt wird, finden wir wahrscheinlich schon sechs der älteren Häuser im Roten Rain oder ihre Vorläufer, die von den folgenden Personen und ihren Familien bewohnt werden:

  • Haus 5: Michael Pfeiflen, Taglöhner
  • Haus 6: Johann Martin Pfeifflin sen., Taglöhner
    Johann Martin Pfeiflen jun., Taglöhner
  • Haus 7: Johann Peter Wahr, Söldner und Weber
    Johann Georg Wahr, Söldner und Weber
  • Haus 8: Johann Martin Frey, Taglöhner
    Johannes Frey, Taglöhner
    Michael Rothfuß, Taglöhner und Eva Rothfuß, geb. Wunsch, Wwe.
    Franz Kienzle, Taglöhner
  • Haus 9: Michael Kloz, Taglöhner (Totengräber)
    Eva Rothfuß, geb. Frey, Wwe.
    Johannes Dieterlin, Taglöhner
    Magdalena Kern, Wwe.
  • Haus 10: Johannes Bühler, Maurer
    Georg Friedrich Peter, Zargenmacher

Das Doppelhaus, das später die Nummern 11 und 11½ bekommen wird, gibt es 1780 noch nicht; es entsteht zwischen diesem Jahr und 1807, wahrscheinlich um 1785.

Geht man nun auf das Jahr 1769 zurück, in dem ein "Tabellarisches Verzeichnis" (XXXI) aller Einwohner Huzenbachs (und der anderen Ortschaften des Klosteramtes) angelegt wurde, dann findet man im Roten Rain die folgenden Häuser und Besitzer:

  • Haus 6: Johann Martin Pfeifflin, Taglöhner
  • Haus 8: Margaretha Wunsch, Wwe.
  • Haus 9: Michael Kloz, Taglöhner (½)
    Eva Rothfuß, geb. Frey, Wwe. (½)
  • Haus 10: Philipp Jacob Bühler, Maurer

Dies sind die ältesten Häuser im Roten Rain. Von dreien kennen wir das Jahr der Bauerlaubnis (XXXVI):

  • Haus 6: Bauerlaubnis 1753 an Johann Martin Pfeifflin
  • Haus 8: Bauerlaubnis 1765 an Georg Wunsch
  • Haus 9: Bauerlaubnis 1765 an Michael Kloz

Über die Errichtung des Hauses 10 liegt kein Dokument vor, es existiert aber, wie wir im Teil 3 sehen werden, bereits vor 1765. Es handelt sich also mindestens um das zweitälteste Haus im Roten Rain.

Das schon im Lagerbuch 1667 (XXXV) genannte Taglöhnergütlein von Jacob Hoch und Michael Wunsch, das später offenbar mit allen Rechten auf Johann Peter Wahr überging, hatte zwar Besitz im Roten Rain, der Hof selbst lag jedoch bis 1774 nördlich des Holdersbachs in der Nähe des Pfeiflesbauernhofs. Der Söldnerhof im Roten Rain, der später die Nummer 7 bekommt, wurde erst 1774 von Johann Georg Wahr, dem Sohn des oben genannten, errichtet (XXXII). Gleichwohl wollen wir unsere Erörterungen mit dem Taglöhnergütlein, das bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückreicht, beginnen (Teil 2). Danach skizzieren wir das Entstehen der Taglöhnerhäuser bis 1807 in der belegbaren oder vermuteten zeitlichen Reihenfolge (Teil 3). Die Studie schließt mit einer Liste der Siedler im Roten Rain im 18. Jahrhundert (Teil 4).

Der vorliegende Aufsatz über die Besiedlung des Roten Rains ergänzt die Besiedlungsgeschichte Huzenbachs, zu der ich zwei Arbeiten - über den Silberbuckel und über die Lehenshöfe - bereits vorgelegt habe. Die Besiedlungsgeschichte ist damit jedoch noch nicht ganz vollständig: zu berücksichtigen sind mindestens zwei Häuser im Tal ("an der Hauptstraße"), die beide vor 1807 entstanden sind.

Das ältere, das im Kataster die Nummer 15 bekommt, wurde erbaut von dem "Gassenwirt" Friedrich Sackmann (1748 - 1820, F 545) aus Besenfeld um das Jahr 1770 (in diesem Jahr wurde die Bauerlaubnis erteilt; XXXVI). Das Haus kam über den früh verstorbenen Sohn Christian Sackmann (1777 - 1807, F 713) an den Schmied Jacob Friedrich Grammel (1779 - 1848), der Christians Witwe geheiratet hatte. Dessen Sohn, Johann Michael Grammel (1812 - 1888), auch er ist Schmied, wird im Familienregister "Löwenwirt" genannt (LI). Den Platz des Hauses 15 nahm bis vor wenigen Jahren das Hotel "Bären" ein (Foto), das inzwischen abgerissen ist.

Das jüngere Haus, das im Kataster die Nummer 14 trägt (Foto), wurde sehr wahrscheinlich zwischen 1780 und 1807 gebaut. Es ist bisher nicht genau zu erkennen, wer der Erbauer des Hauses war; vielleicht der Schuhmacher Michael Wetzel (1761 - 1830, F 114), dessen Nachkommen um 1840 nicht mehr in Huzenbach leben. Zu diesem Zeitpunkt ist das Haus 14 im Besitz des Bäckers Georg Friedrich Braun (geb. 1792), der aus Spielberg stammt. Dort wurde auch seine Ehe mit Anna Barbara Schaible (geb. 1797) aus Grömbach geschlossen, und zwar 1817. Erst danach also konnte Georg Friedrich Braun nach Huzenbach gezogen sein. Der Geburtsort seiner Kinder - bis Januar 1831 Spielberg, danach Huzenbach - macht einen Umzug im Jahr 1831 wahrscheinlich. Das wäre dann kurz nach dem Tod von Michael Wetzel geschehen (LI).

Nun aber zum Roten Rain. Wir beginnen mit der Geschichte des Taglöhnergütleins von Jacob Hoch und seinem Schwiegersohn Michael Wunsch, aus dem Mitte des 18. Jahrhunderts der Söldnerhof des Johann Peter Wahr hervorgeht.

 
Typoskript: 02/95
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Internetversion: 07/04
Aktualisierung: 07/04
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987)