Igelsberg 1595 - 1667: Güter und ihre Besitzer |
1.
Güterverteilung und Sozialstruktur 2. Besitzer der größeren Höfe 3. Besitzer der Güter mittlerer Größe 4. Besitzer der kleineren Güter |
Das Lagerbuch 1667/68 (XXXV), dessen Igelsberger Teil
aus dem Jahr 1667 stammt, führt für diesen Ort 23
selbständige Güter auf. Terminologisch werden sie
unterschieden nach Hof oder Gut, Gütlein und
Taglöhnergütlein. Doch ist die Terminologie nicht
stringent, denn etliche Besitztümer, die Gut genannt
werden, verfügen über einen geringeren Felderbestand
als manches Gütlein. Legt man als Unterscheidungsmerkmal
den Bestand an Feldern zugrunde (Tabelle
1), dann kommt man 1667 auf sechs Höfe mit
Feldern im Umfang von mehr als 24 Morgen (M) - das sind
die größeren Güter. An Gütern mittlerer Größe mit
einem Felderbestand zwischen 10 und 24 M zählen wir zehn
und an kleineren Gütern mit Feldern im Umfang von
weniger als 10 M schließlich sieben. Der Schwerpunkt in
den Besitzverhältnissen scheint also mehr auf den
mittleren und kleineren Gütern zu liegen, denn auf den
größeren. Man findet eine ganz ähnliche Proportion im Jahr 1604, aus dem ein Register der Vermögensschätzung (VI), das der Erhebung von Reichssteuern diente, erhalten geblieben ist. Dort wird neben anderen Schätzungen der Wert eines jeden Gutes, bestehend aus Hofgebäuden und Feldern, geschätzt: vier Höfen wird ein Wert von mehr als 800 Gulden (fl) zugerechnet, zehn Güter kommen auf einen mittleren Wert zwischen 400 und 800 fl und sechs Güter liegen in ihrem Schätzwert unter 400 fl. Während das Lagerbuch seinem Zweck nach nur die Besitzer von Grund und Boden aufführt, erfasst das Schätzungsregister auch Bürger ohne Grundbesitz, aber mit Vermögenswerten in Form von Geld oder Vieh, die - wenn einer seinen Hof gerade verkauft hat - recht hoch sein können. Im Falle der acht Personen in Igelsberg sind die Vermögen allerdings gering: sie liegen durchweg unter 100 fl. |
Grundbesitz | 1604 | 1667 | 1635 | 1612 | Vermögen | |
< 800 fl / < 24 M | 4 (13) | 6 (8) | 5 (9) | 6 (13) | < 1000 fl | |
400 - 800 fl / 10 - 24 M | 10 (5) | 10 (8) | 11 (4) | 10 (5) | 400 - 1000 fl | |
> 400 fl / > 10 M | 6 (2) | 7 (4) | 6 (2) | 8 (2) | > 400 fl | |
Igelsberg (Röt) | 20 (20) | 23 (20) | 22 (15) | 24 (20) |
Tabelle 1: Güterverteilung nach Grundbesitz oder Vermögen in Igelsberg (in Klammern Röt) |
Das
Gesamtvermögen der Einwohner Igelsbergs ohne
Differenzierung wird in einem Steuerbuch aus dem Jahr
1612 (IX) und in einem Vermögensregister
aus der Zeit um 1635 (XLVII) erfasst. Unterscheidet man auch
dort größere, mittlere und kleinere Vermögen, dann
stellt sich das vertraute Bild wieder ein: der
Schwerpunkt liegt auf den mittleren und kleineren
Vermögen. Auf die genannten Haptquellen - Schätzungsregister 1604 (VI), Steuerbuch 1612 (IX), Vermögensregister 1635 (XLVII), Lagerbuch 1667/68 (XXXV) - wird im weiteren Verlauf der Studie nicht mehr eigens verwiesen. Ist Igelsberg demnach ein eher armes Dorf? Es sieht so aus. Vergleicht man die ermittelten Kennzahlen mit denen von Röt, das ungefähr die gleiche Einwohnerzahl aufweist wie Igelsberg, dann erkennt man in allen Jahren deutliche Unterschiede: In Röt liegt der Schwerpunkt auf den größeren und mittleren Gütern, bzw. auf den größeren und mittleren Vermögen (die vergleichsweise geringe Zahl von 15 Vermögensbesitzern in Röt um 1635 ist das Ergebnis einer vorübergehenden starken Ballung mehrerer Höfe in einer Hand: Schultheiß Conrad Frey verfügt über vier, Hans Frey über drei Güter; zwei weitere Bürger Röts besitzen je zwei Höfe). Es gibt noch andere Vergleichszahlen, die den strukturellen Unterschied zwischen Igelsberg und Röt erkennen lassen: So liegt die Summe aller Vermögen in Igelsberg 1604 bei 12.289, 1612 bei 15.520 und 1635 bei 13.750 fl; die Vergleichszahlen für Röt lauten dagegen: 20.488, 24.425 und 22.505 fl. Bürger Igelsbergs haben 1667 Felder von knapp 20 M, das ist selten, auf fremder Markung, überwiegend auf dem Gebiet von Pfalzgrafenweiler. Man könnte nun meinen, dass vor allem die Besitzer kleinerer und mittlerer Güter ihren knappen Bestand an Igelsberger Feldern etwas aufbessern. Doch dem ist nicht so: mehr als die Hälfte der "Ausgüter", wie sie im Lagerbuch genannt werden, rundet den Felderbestand von dreien der sechs größeren Güter ab. Diese sechs Güter sind auch die einzigen, die 1667 privaten Wald besitzen, insgesamt sind es 23 M. Privatwald ist Mitte des 17, Jahrhunderts noch äußerst selten, war Wald doch nach altem Herkommen Besitz der Herrschaft, ursprünglich "Königsforst"; schon Kommunalwälder galten als Zugeständnis an die Siedler. Der frühe Waldbesitz der sechs größeren Höfe in Igelsberg könnte auf ein hohes Alter dieser Güter hinweisen, nämlich auf eine Zeit, in der Siedler durch allerlei Vergünstigungen in die noch unerschlossene Wildnis des Schwarzwalds gelockt wurden. Die Besitzer der größeren Höfe hatten sicher ihr Auskommen aus der landwirtschaftlichen Produktion. Das mag auch noch schlecht und recht für die Inhaber der Güter mittlerer Größe gegolten haben, doch der zahlreiche kleine Besitz reichte kaum weiter als zur Selbstversorgung. Es verwundert daher nicht, dass wir in Igelsberg auf eine ausgeprägte gewerbliche Tätigkeit stoßen, die nach Auflösung des Klosters nur von Reichenbach übertroffen wird. Zwar wird die gewerbliche Orientierung der kleinen Besitzer in den Quellen nicht systematisch festgehalten, doch finden wir, wenn auch verstreut, genügend Hinweise. Da gibt es Zimmerleute in den Familien Henßler und Schaiblen, aber auch Peter Schneider ist Zimmermann (1667); dazu finden wir einen Dachdecker (Hans Senner, 1610). Weiter stoßen wir im Bürgerbuch 1610ff. (VIII) auf einen Kübler (Hans Miller), einen Schneider (Jerg Braun), einen Weber (Matthäus Seher), einen Säger (Anstett Braun). Hinzu kommen die Taglöhner mit sehr geringem Vermögen, 1604 sind es nicht weniger als neun. Wir erkennen also in Igelsberg in der betrachteten Epoche eine stark geschichtete Gesellschaft mit einem Schwerpunkt auf dem mittleren und kleineren Besitz, der mindestens die kleinen Besitzer zwingt, neben der landwirtschaftlichen Betätigung, die nicht mehr als die Selbstversorgung sichert, einer gewerblichen Tätigkeit nachzugehen. Den Einwohnern ganz ohne Grundbesitz bleibt überhaupt keine Wahl: sie müssen sich als Taglöhner verdingen. Nach dieser Untersuchung der Güterverteilung und Sozialstruktur in Igelsberg insgesamt werden in den folgenden Teilen der Studie die individuellen Besitzverhältnisse untersucht. Um die Übersicht zu erleichtern, geschieht dies in drei Blöcken nach der Größe der Güter unter Beibehaltung der in diesem Kapitel eingeführten Klassifikation. |
2.1 Übersicht |
Im ersten Kapitel wurden für das Jahr 1667 sechs Besitztümer in die Kategorie der größeren Güter eingeordnet. In der Tabelle 2 werden nun in der vorletzten Spalte die Besitzer dieser Güter mit den im Lagerbuch dokumentierten Namen aufgeführt. Glücklicherweise nennt das Lagerbuch (bis auf eine Ausnahme bei den kleineren Gütern) auch den Vorbesitzer eines Gutes, wobei der Vorbesitzer (wiederum bis auf eine Ausnahme) in der Zeit unmittelbar vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) gesucht werden muss, sagen wir: im Jahr 1617. Auf die einzige Ausnahme von dieser Regel stoßen wir im Falle des Hofs von Hans Mast: dessen Vorbesitzer Bernhard Ziflen kann, wie im Abschnitt 2.4 gezeigt wird, auf keinen Fall schon 1617 Besitzer eines Hofguts gewesen sein. Sein Name ist daher in der Tabelle eingeklammert. |
1604 | 1612 | "zuvor" | 1635 | 1667 | |
Matthäus Plöchlin | Matthäus Plöchlin | Matthäus Plöchlin | M. Plöchlins Wwe | Hans Philipp Henßler | 2.2 |
Jörg Seeger | Hans Seeger | Hans Seeger | Hans Seeger | Michel Seeger | 2.3 |
Jörg Seeger | Jacob Seeger | (Bernhard Ziflen) | Jacob Seeger | Hans Mast | 2.4 |
Hans Mutz | Hans Mutz | Georg Mutz | Georg Mutz | Hans Mutz | 2.5 |
? | Jacob Pfaff | Jacob Pfaff | Jacob Pfaff | Georg Mutz | 2.6 |
? | ? | Hans Pfeifflen | Hans Pfeifflen | Adam Mutz | 2.7 |
Moritz Glesers seel. Erben |
Moritz Glesers hinterl. Kinder |
? | ? | ? |
Tabelle 2: Besitzer der größeren Höfe 1604 - 1667 |
Nicht alle
Höfe sind über die 70 Jahre hinweg, die hier betrachtet
werden, in ihrer Größe gleich geblieben. Weil wir 1604
nach den im ersten Kapitel angelegten Kriterien nur vier
größere Güter haben (Tabelle 1), müssen zwei der sechs Höfe,
die wir 1667 haben, auf Güter mittlerer Größe
zurückgehen. In einem Fall, dem Gut von Hans Mutz,
lässt sich das belegen: der Besitz des älteren Hans
Mutz, wahrscheinlich der Großvater, hat 1604 und 1612
nur mittlere Größe, der Name des Besitzers ist daher
kursiv gesetzt. Im zweiten Fall, dem Hof von Georg Mutz,
der wahrscheinlich auch auf ein mittleres Gut
zurückgeht, ist der Besitzer im Jahr 1604 nicht namhaft
zu machen. Mit Jörg Seeger, der zwei große Höfe
besitzt, und Matthäus Plöchlin sind allerdings erst
drei der vier im Jahr 1604 erwarteten Besitzer größerer
Hofgüter einer Personenkette zugeordnet. Das vierte
größere Gut, es ist das von Moritz Glesers Erben, passt
am ehesten, wie im Abschnitt 2.7 gezeigt wird, zu den späteren
Hofbesitzern Hans Pfeifflen und Adam Mutz. Weil Hans
Pfeifflen 1635 nur auf ein mittleres Vermögen (500 fl)
kommt, wird auch sein Name kursiv gesetzt, sodass wir in
diesem Jahr (in Übereinstimmung mit Tabelle
1)
fünf Besitzer größerer Vermögen haben. Zu den
größeren Vermögenden im Jahr 1612 (ingesamt sechs, Tabelle
1)
wäre noch Felix Pfeifflen zu zählen, dessen Hof aber
über die Jahre hinweg eher in die Gruppe der mittleren
Güter einzuordnen ist (vgl. Abschnitt 3.3). Wenden wir uns nun den einzelnen Gütern zu, deren Besitzer wir vom Jahr 1667 zurückverfolgen. |
Hans Philipp
Henßler (um 1605 - 1675, F 351), seit einigen Jahren
(1658 ist Hans Jacob Seidt noch in diesem Amt; XLIV) auch Schultheiß von Igelsberg,
hat 1667 den wohl bedeutensten Hof des Ortes inne, der im
Lagerbuch als einziger auch einen Namen hat:
"Mengelers Hof". 1604 wird der Wert des Hofs
auf 1.600 fl geschätzt, das Vermögen seines damaligen
Besitzers, Matthäus Plöchlin, auch er ist Schultheiß,
auf insgesamt 2.010 fl. Zum Hof gehören mit einem Ausgut
auf Pfalzgrafenweiler Markung 34,5 M Felder, das ist der
zweithöchste Felderbestand unter den Igelsberger Bauern,
und 3,5 M Wald. Das größte Feld, der Reutacker, umfasst
allein 20 M. Vielleicht ist der Hof einer der ältesten
im Ort, denn große zusammenhängende Feldgüter deuten
(ebenso wie der Privatbesitz an Wald) auf eine frühe
Ansiedlung hin. Auch der Name des Ackers könnte an
frühe Rodungen erinnern. Hans Philipp Henßler stammt aus der Zimmermannsfamilie und übte vielleicht, bevor er in den Besitz des Hofes kam, auch selbst den Beruf des Zimmermanns aus; jedenfalls ist es bei seinem Sohn, Hans Georg Henßler (* um 1635, F 925), wieder so (vgl. Abschnitt 3.8). Die Familie Henßler lebt zunächst in bescheidenen Verhältnissen: Hans Henßler (vor 1580 - nach 1635), wahrscheinlich der Vater des Hans Philipp, besitzt wohl Zeit seines Lebens kein eigenes Haus. 1604 besteht sein Besitz aus einigem Vieh ohne Wertangabe, 1607 wird sein Vermögen auf 0 gesetzt, 1612 und 1635 versteuert er jeweils 100 fl. Wie kommt nun der mutmaßliche Sohn Hans Philipp in den Besitz des bedeutsamen Plöchlin-Hofs? Denn dass er diesen besitzt, ist durch das Lagerbuch hinreichend belegt. Matthäus Plöchlin, so viel ist sicher, lebt um 1635 nicht mehr. In der Vermögensliste wird seine Witwe aufgeführt, im Bürgerbuch ist er gestrichen (VIII). Dort ist sein Name zwar ersetzt durch den von Jacob Pfaff, aber - wie wir im Abschnitt 2.5 sehen werden - wohl ohne Bedeutung, jedenfalls heiratet Jacob Pfaff nicht die Witwe. Aber auch zwischen Hans Philipp Henßler und der Witwe, deren Namen und Herkunft wir nicht kennen, ist eine Beziehung nicht erkennbar. Aus den Inventuren- und Teilungsakten (Igelsberg, 19.02.1662; XLVIII) wird deutlich, dass Henßler "vor ungefähr 30 Jahren", also um 1632, seine Frau Agatha Ehmann ( 1675) geheiratet hat. Das junge Paar ist nicht vermögend und scheint vor 1640 (Geburt der Tochter Anna) nicht in Igelsberg zu wohnen. Hans Philipp Henßler hat demnach weder die Witwe noch eine Tochter Matthäus Plöchlins geheiratet, ist nicht vermögend und wird dennoch Besitzer eines großen Hofs. Gibt es keine Erben Plöchlins? Im Bürgerbuch 1610 ff. (VIII) stoßen wir nach Matthäus Plöchlin auf nicht weniger als fünf Männer namens Plöchlin (Aufnahmejahre ins Bürgerbuch in Klammern):Jacob (1611), Bastian (1615), Michel (1617/19), Stoffel (1619) und ein weiterer Matthäus (1628). Jacob und Stoffel verfügen 1635 über ein kleines, bzw. mittleres Vermögen, Bastian ist nachweislich 1639 gestorben (L), sonst wissen wir nichts. Insbesondere finden wir in den Schützenlisten 1655 - 58 (XLIV) keinen Schützen mit dem Nachnamen Plöchlin. Das Geschlecht scheint zumindest im Mannesstamm ausgestorben. Wenn man bedenkt, dass wir uns in der Zeit des verheerenden Dreißigjährigen Krieges bewegen, der 1635 von einer Pestwelle begleitet war, dann ist das Verlöschen eines ganzen Geschlechts nicht ausgeschlossen. Es könnte also sein, dass Hans Philipp Henßler 1640 oder einige Jahre später ein verwaistes Gut übernahm, dessen Gebäude vielleicht durch Kriegseinwirkungen auch beschädigt waren. Doch haben diese Überlegungen, auch wenn sie schlüssig sein mögen, nur den Status von Hypothesen, belegt sind sie nicht. |
"Alt"
Michel Seeger (um 1615 - 1687, F 185), so berichtet das
Lagerbuch 1667, hat den Hof seines Vaters Hans Seeger
übernommen. Wir begegnen dem Vater erstmals im
Musterungsregister von 1598 (II), er ist demnach mit Sicherheit
vor 1580 geboren. Der Großvater ist vermutlich Jörg
Seeger, ein reicher Bauer, der zwei Güter sein Eigen
nennt; sie werden 1604 mit 1.770 fl bewertet, das
Gesamtvermögen übertrifft mit 2.817 fl das von M.
Plöchlin noch um einiges. Jörg Seeger stirbt zwischen
1610 (im Bürgerbuch ist er eingetragen und wieder
gestrichen) und 1612: Im Steuerbuch finden wir seine
Witwe mit einem mittleren Vermögen von 610 fl, Hans
Seeger mit 1.200 fl und einen Jacob Seeger, offenbar der
zweite Sohn des verstorbenen Jörg, ebenfalls mit 1.200
fl. Die beiden Höfe des Vaters scheinen also, das ist
naheliegend, unter den beiden Söhnen aufgeteilt worden
zu sein. Auch 1635 werden beide auf das gleiche
Vermögen, jetzt 1.300 fl, geschätzt. Michel Seeger, der
Sohn des Hans, erscheint noch nicht auf der
Vermögensliste, er ist noch zu jung. Der Übergang des
Hofs von Hans auf Michel Seeger könnte 1640 erfolgt
sein, dem Jahr der Hochzeit (L) des Sohnes mit Anna Pfeiffllen
(1618 - 1658). Zum Hof des Michel Seeger gehören 1667 Felder im Umfang von 29 M und 4 M Wald. |
Hans Mast
(1625 - 1675, F 70) aus Huzenbach hat 1649 die Witwe
Bernhard Ziflens (1609 - 1649, F 31) geheiratet, der laut
Lagerbuch der Vorbesitzer des Gutes von Hans Mast war.
Dass Ziflen als Vorbesitzer genannt wird, überrascht
angesichts seiner Lebensdaten, denn sonst sind die
Vorbesitzer eine Generation älter; so finden wir
Bernhard Ziflen auch noch nicht im Vermögensregister
1635. Er stammt aus Heselbach, muss also in den
Igelsberger Hof eingeheiratet haben. Im Reichenbacher
Ehebuch (L) können wir erkennen, dass im
Juni 1644 (der Tag ist nicht festgehalten) "Bernhart
Zifflin" aus Heselbach "Anna Maria
Segerin" geheiratet hat. Der Name der Braut lässt
natürlich aufhorchen. Wir haben eben gesehen, dass die
beiden Höfe Jörg Seegers auf seine mutmaßlichen Söhne
Hans und Jacob aufgeteilt wurden; und weiter haben wir
gesehen, dass der Hof von Hans Seeger 1667 im Besitz
seines Sohnes Michel ist. Sollte es sich bei dem Hof
Ziflen-Mast um das frühere Gut Jacob Seegers handeln? Es ist schon eigenartig: Jacob Seeger, 1612 und 1635 als Besitzer eines beachtlichen Guts belegt, taucht 1667 als Vorbesitzer überhaupt nicht auf; wohl aber mit Bernhard Ziflen ein von auswärts kommender, viel zu junger Mann (es gibt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auch keinen zweiten Bernhard Ziflen im Klosteramt). Den Grund für das Verschweigen des Namens von Jacob Seeger, wenn es denn nicht bloß ein Versehen ist, kennen wir nicht. Im weiteren Verlauf werden wir auch sehen, dass es keine Anhaltspunkte für die Annahme gibt, Jacob Seegers Hof sei vielleicht in anderen Händen als von Hans Mast. Denn alle potentiellen "Konkurrenten" der Anna Maria Mast, geb. Seeger um das Erbe Jacob Seegers verfügen 1667 über eigenen Besitz und namhaft gemachte Vorbesitzer. Erwartungsgemäß hat das Hofgut von Hans Mast 1667 beachtliche Ausmaße: 29 M Felder und 7,5 M Wald. |
Hans Mutz
ist laut Lagerbuch Sohn und Erbe von Georg Mutz (F 286
A). Über beide, Vater und Sohn, haben wir nur wenige
Lebensdaten. Hans Mutz ist 1634 im Bürgerbuch (VIII) nachgetragen, also nicht nach
1616, vielleicht aber etliche Jahre früher geboren.
Georg Mutz, der Vater, ist zwischen 1625 und 1635 als
Schultheiß belegt, erscheint 1635 noch in der
Vermögensliste, muss aber wenige Jahre später gestorben
sein (vgl. Abschnitt 2.7). Gemessen an den Lebensdaten
seiner Söhne ist er nicht viel später als 1580 geboren
(im Musterungsregister 1598 findet man ihn jedoch noch
nicht), im Bürgerbuch ersetzt er einen älteren Hans
Mutz (VIII), wahrscheinlich seinen Vater. Dieser ältere Hans Mutz ist indes nicht vermögend: 1604 besitzt er ein Gütlein im Wert von 500 fl und ein Gesamtvermögen, abzüglich aktueller Schulden, ebenfalls von 500 fl; 1612 beläuft sich sein Vermögen auf 650 fl. Es handelt sich also nach den im 1. Kapitel angewandten Kriterien um ein Gut mittlerer Größe. Der Sohn Georg Mutz, der 1635 auf 1.200 fl geschätzt wird, muss also den väterlichen Besitz kräftig ausgebaut haben. Der Enkel Hans Mutz verfügt 1667 über 25 M Felder und 1,5 M Wald. |
Georg Mutz
(1610 - 1680, F 284), der Jüngere, ist ein weiterer Sohn
des älteren Georg Mutz (F 286 A). Bei seinem Hof wird
als Vorbesitzer Jacob Pfaff genannt, über den wenig
bekannt ist. Er könnte aus Hochdorf stammen und ist im
Igelsberger Bürgerbuch (VIII) so nachgetragen, dass er
Matthäus Plöchlin ersetzt. Normalerweise bedeutet eine
Ersetzung dieser Art, dass der Träger des neuen Namens
die Witwe des alten Namensträgers geheiratet hat -
einschließlich des hinterlassenen Vermögens. Doch geht
der Hof, wie oben nachvollzogen, zweifelsfrei in den
Besitz von Hans Philipp Henßler über; auch erscheinen
die Witwe Plöchlins und Jacob Pfaff sowohl 1612 als auch
1635 je für sich. Pfaff ist sowohl 1612 als auch 1635
Besitzer eines Guts und eines beachtlichen Vermögens von
jeweils 1.300 fl. Woher stammt aber der Besitz, über den Jacob Pfaff spätestens seit 1612 verfügt? Geht man das Schätzungsregister 1604 nach Besitzern größerer Güter durch, für die kein Nachfolger erkennbar wird, dann stößt man auf "Moritz Glesers seel. Erben", die ein Gut im Wert von 1.000 fl und ein Gesamtvermögen, nach Abzug von Schulden, von 1.085 fl besitzen. Hat Jacob Pfaff dieses Gut durch Kauf oder durch Heirat erworben? Das scheint nicht so zu sein, denn 1612 taucht neben Pfaff auch die Erbengemeinschaft Gleser in der Steuerliste auf. Damit ist vorläufig nicht erkennbar, auf wen das Gut von Jacob Pfaff vor 1612 zurückgeht. Auf jeden Fall handelt es sich um einen namhaften Besitz mit gut 30 M Feldern und 4 M Wald zur Zeit des Lagerbuchs. |
Adam Mutz
( 1690, F 286) ist wahrscheinlich der jüngste der
Mutz-Brüder. Er besitzt 1667 einen Hof, den vor ihm Hans
Pfeifflen (um 1595 -1656, F 579) innehatte, das ist sein
Stiefvater. Sein leiblicher Vater, der ältere Georg Mutz
(F 286 A), lebt um 1635 noch, denn er erscheint im
Vermögensregister; sein Tod ist im Totenbuch, das erst
ab 1638 erhalten ist, nicht vermerkt, woraus man
schließen könnte, dass er zwischen 1635 und 1638 starb.
Die zweite Ehe der Witwe Anna mit Hans Pfeifflen, es ist
auch seine zweite Ehe, könnte dann um 1640 geschlossen
worden sein; das wahrscheinlich erste Kind zweiter Ehe,
Johannes Petrus, ist jedenfalls am 5. August 1641 geboren
(L). Das Vermögen Hans Pfeifflens wird 1635 auf 500 fl geschätzt. Ob sich dahinter ein größerer Hof verbirgt, der vielleicht mit Schulden belastet ist, ist nicht erkennbar. Im Steuerbuch 1612 erscheint Hans Pfeifflen noch nicht, dafür ist er zu jung. Damit stellt sich auch in seinem Falle die Frage, woher der Besitz gekommen sein mag. Man könnte an Felix Pfeifflen denken, der 1604 ein Gütlein besitzt, das aber wahrscheinlich an Stephan Pfeifflen (1587 - 1655, F 598) übergeht (vgl. Abschnitt 3.3). Bleibt unter den größeren Gütern ohne namhaft zu machende Erben wieder der Hof des verstorbenen Moritz Gleser: nach 1612 und vor 1635, jetzt passt der Anschluss, könnte der Gleser-Hof durch Heirat oder Kauf (der eine hohe Schuldenlast begründen könnte) von der Erbengemeinschaft an Hans Pfeifflen übergegangen sein und von diesem an Adam Mutz. Dieser Hof ist 1667 am Felderbestand gemessen mit 37,5 M der größte in Igelsberg (dazu kommen 2 M Wald), auch könnte er recht alt sein: das größte Feldstück, ein Acker "die Halden genannt", umfasst 18 M. |
3.1 Übersicht |
Nach den im 1. Kapitel festgelegten Kriterien fallen 1667 zehn Höfe unter die Kategorie der Güter mittlerer Größe (Tabelle 1). Neun von diesen lassen sich über den im Lagerbuch genannten Vorbesitzer gut auf das Jahr 1604 zurückführen. Bei dem Hof von Hans Georg Henßler stößt man allerdings auf ein Problem: dort ist wie bei dem im 4. Kapitel zu behandelnden kleinen Gut von Hans Martin Schanz als Vorbesitzer Jacob Gleser genannt. Wahrscheinlich handelt es sich aber nicht um eine, sondern um zwei Personen gleichen Namens, die dem Alter nach unterschieden werden können. Es bleibt dann die Frage, die wir insbesondere im Abschnitt 3.8, später auch im Abschnitt 4.7 erörtern werden, welche der beiden Personen wohin gehört. Die Vermutung, dass wir es zunächst mit "Alt" Jacob Gleser, vielleicht auch mit seiner Witwe, zu tun haben, ist zwar naheliegend, aber nicht eindeutig nachzuweisen. Daher ist die Präposition "Alt" in den Spalten 1612 und "zuvor" eingeklammert. |
1604 | 1612 | "zuvor" | 1635 | 1667 | |
Sebastian Gierbach | Adam Gierbach | Adam Gierbach | ? | Simon Seeger | 3.2 |
Felix Pfeifflen | Felix Pfeifflen | Stephan Pfeifflen | Stephan Pfeifflen | Felix Pfeifflen | 3.3 |
Michel Ruhenbach | Michel Ruhenbach | Michel Ruhenbach | ? | Jacob Weißer | 3.4 |
Bernhard Rechberger | Bernhard Rechberger | Bernhard Rechberger | Hans Rechberger | Christian Klaiß | 3.5 |
Ulrich Schneider | Michel Scheider | Michel Schneider | Michel Schneider | Franz Gierbach | 3.6 |
Matthäus Seyer | Matthäus Seher | Matthäus Seher | Matthäus Seher | Christoph Fritz | 3.7 |
"Alt" Jacob Gleser | ("Alt") Jacob Gleser | ("Alt") Jacob Gleser | ? | Hans Georg Henßler | 3.8 |
Philipp Weißer | Philipp Weißer | Philipp Weißer | "Jung" Hans Seeger | Christina Seeger | 3.9 |
Balthasar Leix | Balthasar Leix | Balthasar Leix | Moritz Schneider | Hans Jacob Seidt | 3.10 |
Wendel Mayer | Wendel Mayer | Wendel Mayer | M. Wolff / A. Mayer | Hans Jacob Seidt | 3.10 |
Hans Mutz > 2.5 | Hans Mutz > 2.5 | Hans Pfeifflen > 2.7 | |||
Conrad Klumpp | Jörg Seegers Wwe | Peter Schneider > 4.5 | |||
Adam Mutz | |||||
Stoffel Plöchlin |
Tabelle 3: Besitzer der Güter mittlerer Größe 1604 - 1667 |
1604 haben wir wie
1667 zehn Güter mittlerer Größe (Tabelle
1). Die
Besitztümer von Michel Ruhenbach und "Alt"
Jacob Gleser erreichen in diesem Jahr zwar nicht mittlere
Größe (und sind deshalb kursiv gesetzt), passen aber -
zumindest das von Ruhenbach - gut in die Reihe. Mittlere
Größe in diesem Jahr haben statt dessen die Höfe von
Hans Mutz (im Abschnitt 2.5 bereits behandelt) und Conrad Klumpp, der
allerdings zwischen 1604 und 1610 nach Röt zog. Der
Verbleib seines Besitzes ist unklar. Im Jahr 1612 fallen neun Besitztümer unter die Kategorie der mittleren Größe (Tabelle 1). Gut in die Besitzerreihen passen zwar Felix Pfeifflen und Matthäus Seher, doch liegen zu diesem Zeitpunkt das Vermögen von Pfeifflen in der Kategorie der größeren Güter (Tabelle 2) und das Vermögen von Seher in der Kategorie der kleineren Güter (Tabelle 4). Auch "Alt" Jacob Gleser, wenn er wirklich hierher gehört, gebietet 1612 nur über ein kleines Vermögen. Die Namen Pfeifflen, Seher und Gleser sind daher in der Spalte 1612 kursiv gesetzt. Mittlere Größe haben dagegen die Vermögen wiederum von Hans Mutz sowie von Jörg Seegers Witwe, die jedoch in keine Reihe passt. 1635 schließlich sind elf Besitzer mittlerer Vermögen zu erwarten (Tabelle 1). Weil jedoch in Tabelle 3 drei Lücken zu schließen sind, müssen vier weitere Besitzer mittlerer Vermögen namhaft gemacht werden. Das sind Hans Pfeifflen, der bereits passend in Tabelle 2 eingereiht ist, und Peter Schneider, der gut in die Besitzerreihe der Tabelle 4 passen wird. Dazu kommen ein älterer Adam Mutz ( 1644, F 285) und Stoffel Plöchlin aus der Plöchlin-Familie (Abschnitt 2.2). Doch ist nicht erkennbar, inwiefern diese beiden Personen die mit Fragezeichen markierten Lücken schließen könnten. Nun zu den Besitzverhältnissen im einzelnen. |
3.2 Das Gut von Simon Seeger |
Simon Seeger (
1673, F 937) gehört der verzweigten und begüterten
Seeger-Familie an. Er ist der Sohn von Jacob Seeger (vgl.
Abschnitt
2.4), jedoch
nicht der Erbe des väterlichen Hofs. Als Vorbesitzer
seines Guts wird vielmehr Adam Gierbach (
1642, F 726) genannt. Das ist jedoch deshalb gut
nachvollziehbar, weil Simon Seeger 1643 mit Anna Maria
Gierbach ( 1675) eine Tochter des alten Gierbach
geheiratet hat. Erstaunlich ist jedoch, dass sowohl Adam
Gierbach, der 1635 noch lebt, als auch Simon Seeger, der
vielleicht noch zu jung ist, im Vermögensregister aus
der Zeit um 1635 fehlen. Damit stellt sich die Frage, in
wessen Händen sich das Gierbach-Gut 1635 befinden mag. In Frage kommen könnten zwei Personen, die 1635 über Besitz mittlerer Größe verfügen, dessen späterer Verbleib unklar ist: Adam Mutz wird auf 600 fl geschätzt und Stoffel Plöchlin mit einem "gietlen" auf 500 fl. Über Adam Mutz wissen wir, dass er zwischen 1611 und 1613 im Bürgerbuch (VIII) nachgetragen ist (er ist also um 1590 geboren) und 1644 gestorben ist (L); er ist demnach nicht identisch mit dem jüngeren Adam Mutz ( 1690, F 286) aus dem Abschnitt 2.7. Stoffel Plöchlin ist 1619 im Bürgerbuch (VIII) nachgetragen und nach 1635 nicht mehr belegt (vgl. dazu auch Abschnitt 2.2), vielleicht ist er zwischen 1635 und 1638 (Beginn der Aufzeichnungen im Totenbuch) gestorben. Wenn das so ist, käme er als Zwischenbesitzer des Guts von Adam Gierbach eher in Betracht als der ältere Adam Mutz. Dass Adam Gierbach ein Gut besessen hatte, ist nicht nur im Lagerbuch von 1667 belegt, sondern auch im Steuerbuch aus dem Jahr 1612: "Adam Gierbach ist geachtet worden für 400 fl". 1604 besitzt Sebastian Gierbach ein Gütlein im Wert von 800 fl und ein Gesamtvermögen nach Abzug erheblicher Schulden - er hat sein Gütlein erst in diesem Jahr gekauft - von 242 fl. Weil Sebastian Gierbach weder 1598 noch 1588 in den Musterungslisten verzeichnet ist, handelt es sich wahrscheinlich nicht um den Vater, sondern vielleicht eher um einen älteren Bruder des Adam Gierbach. Dazu passt, dass Sebastian Gierbach 1604 als Pfleger zweier nicht namentlich genannter Geschwister 400 fl verwaltet. Vater der drei Kinder könnte dann Andreas Gierbach sein, der 1588 im Musterungsregister (I) belegt ist, jedoch nicht 1598. Vielleicht ist er früh verstorben, und der älteste Sohn Sebastian übernahm - teils treuhänderisch für die Geschwister - den Besitz. Auch er muss früh gestorben sein: 1607 ist er noch nachgewiesen (XLVI), 1610 im Bürgerbuch schon nicht mehr. Dort finden wir mit Ersteintrag nur Adam Gierbach. Das Gut Gierbach - Seeger liegt sowohl 1612 mit 400 fl als auch 1667 mit 12 M an der unteren Grenze der Güter mittlerer Größe; 1667 kommen allerdings noch 3,5 M Ausgut auf Pfalzgrafenweiler Markung dazu. |
3.3 Das Gut von Felix Pfeifflen |
Mit 23,5 M deutlich größer und an der Obergrenze mittlerer Güter liegend ist der Hof von Felix Pfeifflen (1617 - 1693, F 517). Als Vorbesitzer wird im Lagerbuch Stephan Pfeifflen (1587 - 1655, F 598) genannt - zwar ohne genealogischen Hinweis, doch handelt es sich zweifellos um den Vater, belegt zum Beispiel anlässlich der zweiten Eheschließung des Sohnes im Jahr 1659 (L). Stephan Pfeifflen ist im Bürgerbuch (VIII) zwischen 1611 und 1613 nachgetragen, dazu finden wir mit Ersteintrag wieder einen Felix Pfeifflen, der - weil sein Name wieder gestrichen ist - wohl vor 1634 starb. Dieser Mann könnte der Vater des Stephan und der Großvater des jüngeren Felix sein; man findet ihn schon 1588 in der Musterungsliste (I), er ist daher gewiss vor 1570 geboren. 1604 besitzt er ein "güetlin" im Wert von 600 fl und ein Gesamtvermögen von 750 fl, das überraschend bis 1612 auf 1.280 fl anwächst und Felix Pfeifflen in die Klasse der großen Besitzer hievt. Die Vorgänge, die sich hinter diesem Vermögenssprung abgespielt haben müssen, sind mit den heute verfügbaren Quellen nicht zu beleuchten. Stephan Pfeifflen, mutmaßlich der Sohn, wird 1635 auf 700 fl geschätzt - die alte Größenordnung. |
3.4 Jacob Weißers Gut mittlerer Größe |
Jacob Weißer (1590 -
1675, F 546) besitzt 1667 zwei Güter: ein Gut knapp
mittlerer Größe, das hierher gehört, und ein
Taglöhnergütlein, das im Abschnitt 4.2 vorgestellt wird. Obwohl Jacob Weißer
einer ortsansässigen Familie entstammt, werden für
beide Güter andere Vorbesitzer genannt, während das
Familiengut, das auf Philipp Weißer zurückgeht, 1667 in
Händen der Witwe Christina Seeger ( 1681) ist,
vielleicht einer Schwester Jacob Weißers (vgl. Abschnitt
3.9). 1635 wird Jacob Weißer, obwohl bereits 45 Jahre alt und (in erster Ehe) verheiratet, im Vermögensregister nicht genannt; er wohnt aber wahrscheinlich im Ort, denn er wurde 1613 ins Bürgerbuch (VIII) eingetragen und ist 1625/26 Igelsberger Schütze (XLIII). Doch auch der im Lagerbuch verzeichnete Vorbesitzer, Michel Ruhenbach (auch: Rauenbach und andere Varianten), ist 1635 nicht aufgeführt, so dass wir eine Lücke zwischen Vorbesitzer und Besitzer 1667 haben (vgl. Tabelle 3). Michel Rauwenbach (so die Schreibweise jetzt) ist zuletzt belegt 1612 im Steuerbuch mit einem Vermögen von 450 fl; 1604 besitzt er ein "güetlin" im Wert von 375 fl und ein Gesamtvermögen - er ist nicht frei von Schulden - von 312 fl. Michel Ruhenbach ist schon 1588 im Musterungsregister (I) belegt, also bestimmt vor 1570 geboren. Der Besitz, der auf ihn zurückgeht, liegt 1667 mit Feldern im Umfang von 11 Morgen dicht an der Untergrenze der mittleren Güter. Das Hofgebäude scheint zerstört zu sein, vielleicht noch aus dem Dreißigjährigen Krieg, denn das Lagerbuch berichtet nur von einer "Hofstatt". Doch findet die Familie Jacob Weißers wohl in dem zweiten Besitz, dem Taglöhnergütlein ihr Obdach. |
3.5 Das Gut von Christian Klaiß |
Christian Klaiß
(1624 - 1694, F 1020) stammt nicht aus Igelsberg, er muss
zugezogen sein, vielleicht aus Obermusbach. Aus den
"Inventuren und Teilungen" (Igelsberg,
19.02.1662; XLVIII) geht hervor, dass er um 1647 seine Frau
Anna ( 1688) geheiratet hat. Zum Zeitpunkt der
Hochzeit, Christian Klaiß ist erst 23 Jahre alt, sind
beide Partner nicht vermögend, gleichwohl könnte der
Besitz, über den Klaiß 1667 verfügt, nach 1647 im
Erbgang an seine Frau gegangen sein. Als Vorbesitzer des Guts wird im Lagerbuch Bernhard Rechberger genannt, den wir bis zum Musterungsregister 1588 zurück verfolgen können (I); er muss also vor 1570 geboren sein. 1604 besitzt er ein "güetlin" im Wert von 600 fl und ein Gesamtvermögen, abzüglich vorhandener Schulden von 220 fl, in Höhe von 380 fl. Er hat, wie das Register vermeldet (und die Rechnung bestätigt) "kain aigens, sondern allein bestandtvieh" - er hält also Vieh des Klosteramts in Reichenbach. 1612 versteuert er 450 fl, um 1635 gehört er nicht mehr zu den Besitzenden, vielleicht ist er tot, im Bürgerbuch (VIII) ist er allerdings nicht gestrichen. Im Vermögensregister aus dieser Zeit (um 1635) finden wir Hans Rechberger mit einem Vermögen von 500 fl. Er ist 1621 im Bürgerbuch nachgetragen (VIII), also um 1600 geboren. Er ist wahrscheinlich Bernhards Sohn und vielleicht der Vater von Anna Klaiß. Leider gibt es in den Kirchenbüchern keine Lebensdaten über ihn. In den Schützenlisten 1655 ff. erscheint er nicht, könnte also zwischen 1635 und 1655 gestorben sein. Mit seinem Tod wäre dann das Gut über die vermutete Tochter Anna an Christian Klaiß gegangen. Es liegt mit Feldern im Umfang von 13,5 M an der unteren Grenze der Güter mittlerer Größe. |
3.6 Das Gut von Franz Gierbach |
Franz
Gierbach ( 1679, F 701) ist sicher Sproß der
ortsansässigen Familie, Adam Gierbach ( 1642, F
726) ist vielleicht sein Vater. Doch haben wir im Abschnitt
3.2
gesehen, dass das Gierbach-Gut über die Tochter Anna
Maria Gierbach ( 1675) an Jacob Seeger ging. Als
Vorbesitzer des Guts von Franz Gierbach - es hat 1667 mit
wenig mehr als 11 M nur knapp mittlere Größe - wird im
Lagerbuch denn auch Michel Schneider genannt. Eine engere
Beziehung zwischen den beiden ist nicht erkennbar,
jedenfalls stammen weder die Frau erster Ehe, Maria
Müller (1623 - 1663), noch die Frau zweiter Ehe,
Catharina Braun (* 1635), aus der Schneider-Familie.
Damit ist nicht rekonstruierbar, auf welchem Wege das
Schneider-Gut in die Hand von Franz Gierbach kam, zumal
Michel Schneider, der vor 1649 stirbt, zwei Töchter
hinterlässt: Agathe (1626 - 1666), die Hans Ganß (F
425) in Reichenbach heiratet, und Anna, die Frau des
Ochsenwirts Adam Hauff (F 1046) in Dornstetten. Michel Schneider, der Vorbesitzer, ist - neben Moritz Schneider (Abschnitt 3.10) und Peter Schneider (Abschnitt 4.5) - noch 1635 im Register mit einem Vermögen von 500 fl belegt. Weil er im Bürgerbuch Ulrich Schneider ersetzt (VIII), ist dieser mit einiger Sicherheit sein Vater. Der Wechsel vom Vater auf den Sohn muss schon bald nach 1610 geschehen sein, denn 1612 im Steuerbuch erscheint schon Michel Schneider, auch dort mit einem Vermögen von 500 fl. Grundstock dieses Vermögens ist ein Gut, das 1604 mit 700 fl bewertet wird; weil Ulrich Schneider Schulden hat, reduziert sich sein Gesamtvermögen in diesem Jahr auf 441 fl. Man kann Ulrich Schneider zurück verfolgen bis in das Musterungsregister 1588 (I) und stößt dann wieder auf einen Michel Schneider, der wahrscheinlich eine Generation älter und vielleicht der Vater von Ulrich ist. |
3.7 Das Gut von Christoph Fritz |
Auch der
Besitz von Christoph Fritz ( 1675, F 228) umfasst
einschließlich eines Ausguts auf Pfalzgrafenweiler
Markung nur wenig mehr als 10 M; im Lagerbuch wird der
Besitz Gütlein genannt. Christoph Fritz ist Forstknecht,
stammt aus Forbach und kommt über Dießen (heute:
Ortsteil von Horb) und Besenfeld erst im Frühjahr 1667
nach Igelsberg. In Dießen hat er 1649 seine Frau Anna
Maria Thalmüller aus "Dettelfingen" (gemeint
vielleicht: Dettlingen, ebenfalls Horb) geheiratet.
Seiner regionalen Herkunft wegen finden wir über
Christoph Fritz nur wenig Informationen in den
Klosteramtsakten. In Igelsberg werden noch zwei von den
insgesamt acht Kindern des Ehepaars geboren, Anna Maria
heiratet in zweiter Ehe 1683 Conrad Ziflen (F 756) in
Obermusbach (L). Als Vorbesitzer des Guts wird im Lagerbuch Matthäus Seher genannt. Er übt laut Bürgerbuch (VIII), in dem er mit Ersteintrag 1610 verzeichnet ist, den Beruf des Webers aus. Wir finden ihn als "Mattheiß Seyer" bereits 1604 im Vermögensregister: Er ist Besitzer eines Gütleins im Wert von 550 fl; weil er, vielleicht durch den Kauf des Gütleins, relativ hohe Schulden hat, beläuft sich sein Vermögen auf 200 fl. 1607 wächst es auf 250 fl, 1612 sind 350 fl und 1635 schließlich 400 fl erreicht. Nach 1635 und vor 1604 ist Matthäus Seher nicht durch Quellen belegt. Er ist jedoch mit einiger Sicherheit vor 1580 geboren und um 1600 nach Igelsberg gezogen. Weil Seher nach 1635 nicht mehr belegt ist und Christoph Fritz erst recht spät nach Igelsberg kommt, muss es wohl zwischen beiden noch mindestens einen Zwischenbesitzer gegeben haben, der vorerst nicht ermittelt werden kann. |
3.8 Das Gut von Hans Georg Henßler |
Hans Georg
Henßler (F 925) ist der Sohn des amtierenden
Bürgermeisters Hans Philipp Henßler (Abschnitt
2.2)
und Zimmermann wie sein Vater. Er hat 1665 Anna Maria
Mutz (* 1641) geheiratet. Sie stammt aus der weit
verzweigten Mutz-Familie: Ihr Vater ist der jüngere
Georg Mutz (F 284), der den Hof von Jacob Pfaff
übernommen hatte (Abschnitt 2.5). Das Gut von Hans Georg Henßler
hat mit insgesamt 11 M nur knapp mittlere Größe. Als Vorbesitzer wird im Lagerbuch Jacob Gleser genannt. Möglicherweise ist er identisch mit "Alt" Jacob Gleser, der 1604 ein Gütlein im Wert von 340 fl und ein Gesamtvermögen von 350 fl (so auch 1607) besitzt. Stutzig macht nur, dass dieser Jacob Gleser im Bürgerbuch fehlt und, wenn er mit diesem identisch ist, im Steuerbuch 1612 ohne den Zusatz "Alt" registriert ist; das zu versteuernde Vermögen wird wieder auf 350 fl geschätzt. Im Jahr 1616 wird ein wahrscheinlich zweiter und jüngerer Jacob Gleser im Bürgerbuch nachgetragen (VIII). Es ist nicht wahrscheinlich, dass diese Person schon 1612 ein Vermögen von 350 fl versteuerte, vielmehr scheint ein jüngerer Jacob Gleser 1621 das bis dahin kirchliche "Heiligengütlein" erworben zu haben, das später in den Besitz von Hans Martin Schanz überging (Abschnitt 4.7). Denkbar ist, dass "Alt" Jacob Gleser vor 1610 verstorben ist und das Gütlein 1612 in Händen der Witwe war, ohne dass dies im Steuerbuch eigens vermerkt wurde. Als Hypothese schlage ich demnach vor, in "Alt" Jacob Gleser den Vorbesitzer des Guts von Hans Georg Henßler zu sehen. Der jüngere Jacob Gleser ist ohne Zweifel der Besitzer des "Heiligengütleins", das später an Hans Martin Schantz überging. Dass dieser Gleser vor 1621 schon Besitz gehabt hätte, ist nicht erkennbar und eher unwahrscheinlich. |
3.9 Das Gut von Christina Seeger |
Christina
Seeger ( 1681) ist die Witwe von "Jung"
Hans Seeger, der 1635 noch verzeichnet ist mit einem
Gütlein und einem Vermögen von 550 fl. Er ist
wahrscheinlich ein Enkel des reichen Jörg Seeger und
Bruder entweder des Michel Seeger (Abschnitt 2.3) oder der Anna Maria Mast, geb.
Seeger (Abschnitt
2.4).
Im Bürgerbuch (VIII) sind zwei "Jung" Hans
Seeger nachgetragen: 1621 und 1625. Der Gesuchte ist also
mit einiger Sicherheit nach 1600 geboren. Der Besitz, über den Christina Seeger 1667 verfügt, geht laut Lagerbuch zurück auf Philipp Weißers Witwe. Daraus kann man schließen, dass Christina eine Tochter der Weißers ist und das Gut vor 1635 in die Ehe mit "Jung" Hans Seeger, der am Seeger-Erbe keinen sichtbaren Anteil hat, eingebracht hat. Philipp Weißers Witwe wird schon 1610 im Bürgerbuch (VIII) genannt, der Mann ist also schon tot; 1612 versteuert sie 650 fl. Philipp Weißer findet man noch 1604 mit einem Gütlein im Wert von 500 fl und, weil er 150 fl Schulden hat, mit einem Gesamtvermögen von 350 fl. Eigenes Vieh besitzt er zu diesem Zeitpunkt nicht, vielmehr versorgt er das Vieh der (Kirchen-) Gemeinde, wohl gegen Entgelt. Philipp Weißer lässt sich zurückverfolgen bis zum Jahr 1598, in dem er als einfacher Schütze gemustert wird (II). Der Besitz, er wird "Gütlein" genannt, der 1667 in den Händen von Christina Seeger ist, verfügt immerhin über 16 M. |
3.10 Die Güter von Hans Jacob Seidt |
Hans Jacob Seidt (F
71) stirbt 1676, wie das Totenbuch vermerkt (L), im Alter von 92 Jahren, ist demnach 1584
geboren. Er stammt nicht aus Igelsberg, denn dort wird er
nicht vor 1638 (Geburt seines Sohnes Johannes) fassbar.
Ob er der Sohn von Hans Seidt (1563 - 1639, F 166) auf
den Höfen ist, ist ungewiss: Wenn die Lebensdaten
beider, die wir besitzen oder erschließen, stimmen, dann
spricht der Altersunterschied von 21 Jahren eher gegen
ein Vater-Sohn-Verhältnis. Sucht man in den
Klosterdörfern nach dem Namen Seidt, dann wird man sehr
früh in Heselbach fündig: Dort wird bereits 1588 ein
Michael Seidt gemustert (I), der folglich vor, vielleicht sehr lange
vor 1570 geboren ist. Hans Jacob Seidt muss also nicht
von den Höfen, er könnte auch aus Heselbach stammen
(was einen vorübergehenden Aufenthalt auf den Höfen, wo
1617 ein Hans Jacob Seidt ins Bürgerbuch eingetragen
wird, nicht ausschließt - wenn es sich denn um die selbe
Person handelt). 1667 besitzt Hans Jacob Seidt zwei Güter, von dem zweiten, deutlich kleineren Gut (Felderbestand: 11,5 M) ist allerdings nur die "Hofstatt" vorhanden, das Hofgebäude offenbar zerstört, vielleicht aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Das zweite Gut, ein respektabler Besitz von 24 M, geht laut Lagerbuch auf Wendel Mayer zurück. Weil die Ehefrau Martha des Hans Jacob Seidt eine geborene Mayer ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Martha den Hof des Vaters in die Ehe eingebracht hat. Die Eheschließung erfolgte nach einem Hinweis in den "Inventuren und Teilungen" (Akte vom 2. Juni 1662; XLVIII) im Jahr 1634. Seidt ist also schon 50 Jahre alt und wahrscheinlich Witwer, denn er bringt bereits eine Tochter mit. Er muss übrigens schnell ein sehr angesehener Bürger geworden sein, denn schon bald nach seiner Niederlassung in Igelsberg, spätestens 1641, wurde er Schultheiß und blieb es, wie das Totenbuch vermeldet, 23 Jahre (L). Wendel Mayer, der im Lagerbuch genannte Vorbesitzer, ist zwischen 1588 und 1612 in allen Quellen nachgewiesen, im Steuerbuch wird sein Vermögen auf 800 fl geschätzt. Im Bürgerbuch (VIII) ist sein Name wieder gestrichen und gleich durch zwei Namen ersetzt: Adam Mayer und Michel Wolff - wahrscheinlich Sohn und Schwiegersohn. 1635, im Vermögensregister, finden wir beide Personen noch einmal: sie werden zusammen mit der Bemerkung "halbtheil" auf 800 fl geschätzt. Nach 1635 sind beide nicht mehr belegt, namentlich nicht in den Kirchenbüchern. Möglicherweise sind beide Opfer der Pestwelle oder des Krieges geworden. An ihrer Stelle könnte dann Martha Mayer, die ab 1638 mit ihrem Mann in Igelsberg belegt ist (L), als legitime Nacherbin des väterlichen Hofs aufgetreten sein. Noch einige Erkenntnisse zu dem zweiten, kleineren Gut des Hans Jacob Seidt, von dem nur die Hofstatt erhalten ist: Als Vorbesitzer wird Balthasar Leix genannt, der tatsächlich zwischen 1598 und 1612 nachgewiesen werden kann, im Steuerbuch mit einem Vermögen von 400 fl. Im Bürgerbuch (VIII) ist sein Name ersetzt durch den von Moritz Schneider, der auch 1635 in der Vermögensliste registriert ist, und zwar mit einem Vermögen von 500 fl. Das legt den Schluss nahe, dass zu diesem Zeitpunkt das Hofgebäude noch steht. Danach verschwindet der Name von Moritz Schneider in den Akten. Vielleicht übernahm Hans Jacob Seidt im Laufe des langen Krieges ein verwaistes und zerstörtes Gut. |
4. Besitzer der kleineren Güter |
4.1 Übersicht |
1604 | 1612 | "zuvor" | 1635 | 1667 | |
Christmann Föhrer | Christmann Föhrer | Christmann Föhrer | Christian Föhrer | Jacob Weißer | 4.2 |
Hieronymus Schaiblen | Lorenz Schaiblen | Lorenz Schaiblen | Lorenz Schaiblen | Hans Schaiblen | 4.3 |
- | - | ? | - | Brigitta Weißenmantel | 4.4 |
(Hans Müller) | Hans Müller | Hans Müller | (Peter Schneider) | Peter Schneider | 4.5 |
? | Georg Braun | Georg Braun | Georg Braun | Jacob Seeger | 4.6 |
? | Anstett Braun | Anstett Braun | ? | Jacob Seeger | 4.6 |
(Kirche) | (Kirche) | Jacob Gleser | Jacob Gleser | Hans Martin Schanz | 4.7 |
Mich. Ruhenbach > 3.4 | Matthäus Seher > 3.7 | Jacob Plöchlin | |||
"Alt" J. Gleser > 3.8 | ("Alt") J. Gleser > 3.8 | Hans Henßler | |||
Georg Gack | Hans Henßler | ||||
Jacob Lummell |
Tabelle 4: Besitzer der kleineren Güter 1604 - 1667 |
Auf fünf
der Vorbesitzer stoßen wir schon 1612 im Steuerbuch. Über
Jacob Gleser berichtet das Lagerbuch, dass er 1621 das
"Heiligengütlein" gekauft hat, das demnach
1612 (und 1604) noch in Händen der Kirche war. Hans
Müller versteuert 1612 ein Vermögen von 100 fl, hinter
dem sich ein kleines, noch mit Schulden belastetes Gut
verbergen könnte, benannt wird es im Steuerbuch jedoch
nicht; 1604 (und 1607; XLVI) besitzt Hans Müller nachweislich
noch keine Immobilien. Weil wir im Jahr 1612 nach Tabelle1 acht kleine Besitzer erwarten
dürfen, fehlen noch drei. Mit Matthäus Seher und
("Alt") Jacob Gleser, deren Besitztümer 1612
zwar in die Kategorie der kleineren Güter fallen,
insgesamt aber eher in die Gruppe der Höfe mittlerer
Größe passen (Abschnitte 3.7 und 3.8), können zwei namhaft gemacht
werden; hinzu kommen die 100 fl an Vermögen von Hans
Henßler, die ein kleines, noch nicht schuldenfreies Gut
repräsentieren könnten. 1604 können die erwarteten sechs Kleinbesitzer benannt werden, doch nur von vieren lässt sich eine Brücke ins Jahr 1612 schlagen: Christmann Föhrer, Hieronymus Schaiblen, "Alt" Jacob Gleser und Michel Ruhenbach, dessen rasch wachsendes Vermögen im Abschnitt 3.4 behandelt wurde. Umgekehrt bleibt die Herkunft des Vermögens, über das 1612 Georg Braun, Anstett Braun, Hans Müller und Hans Henßler verfügen, unbestimmt. Schließlich zum Jahr 1635, in dem wir nach Tabelle 1 mit sechs kleinen Gütern rechnen können: Vier von diesen passen gut in die Besitzerreihen; der Besitz des älteren Peter Schneider, der mit 450 fl leicht über der Grenze der kleinen Güter liegt, kann nicht mitgezählt werden und gehört wahrscheinlich generell nicht in die Reihe (vgl. Abschnitt 4.5). Über kleinen Besitz verfügen 1635 jedoch Jacob Plöchlin und wieder Hans Henßler und machen die Zahl von sechs komplett; Herkunft und Verbleib dieser beiden kleinen Güter sind freilich nicht erkennbar. |
4.2 Jacob Weißers Taglöhnergütlein |
Neben dem
Hof mittlerer Größe (Abschnitt 3.4), dessen Hofgebäude zerstört
ist, besitzt Jacob Weißer (1590 - 1675, F 546) auch ein
Taglöhnergütlein, in dem die Familie wohl ihre
Unterkunft hat. Zum Gütlein gehören 3 M Felder - eine
Größe, die wahrscheinlich nur der Selbstversorgung
dient. Der im Lagerbuch genannte Vorbesitzer, Christmann
Föhrer, musste seine und seiner Familie Existenz im
wesentlichen wohl als Taglöhner im Dienste von Bauern
und Handwerkern sichern. Er scheint nach Igelsberg
zugewandert zu sein, dort erscheint er erstmals 1604 in
den Quellen: im Schätzungsregister dieses Jahres ist
vermerkt, dass er unlängst ("unlangsten") ein
Gütlein im Wert von 207 fl gekauft und davon 100 fl
abbezahlt hat. 1607 und 1612 beläuft sich sein Vermögen
auf 150 fl. Im Bürgerbuch (VIII) erscheint Christmann Föhrer erwartungsgemäß mit Ersteintrag 1610, nachgetragen im Jahr 1622 ist ein Christian Föhrer, wohl sein Sohn. Diesen findet man 1635 im Vermögensregister mit einem Besitz von 150 fl; Christmann Föhrer ist nicht mehr belegt, vielleicht ist er bereits tot. Doch haben wir weder von ihm noch von Christian Föhrer genaue Lebensdaten. Aus den verfügbaren Daten kann man schließen, dass Christmann Föhrer mit einiger Gewissheit vor 1580 geboren und möglicherweise vor 1635 gestorben ist (zuletzt belegt ist er 1625/26 in der Schützenliste; XLIII). Christian Föhrer ist wahrscheinlich um 1600 geboren und bald nach 1635 gestorben oder weggezogen, denn in den Kirchenbüchern Reichenbachs findet man weder ihn noch Familienmitglieder. Vielleicht hat Jacob Weißer, um noch einmal auf ihn zurück zu kommen, bald nach 1635 den kleinen Besitz übernommen. |
4.3 Das Gütlein von Hans Schaiblen |
Hans Schaiblen (um 1615 - 1683, F 1023) ist Zimmermann wie schon sein Vater Lorenz Schaiblen ("Zimmerlenzen"). Vom Vater stammt auch das kleine Gut mit einem Felderbestand von 5,5 M. Hans Schaiblen ist erstmals 1634 belegt, in diesem Jahr wird er im Bürgerbuch (VIII) nachgetragen; er ist noch nicht vermögend und übernimmt vermutlich erst nach seiner Hochzeit - mit Maria Berger aus Schwarzenberg - den väterlichen Besitz. 1635, im Vermögensregister findet man noch den Vater mit einem geschätzten Vermögen von 200 fl; es hat die gleiche Höhe wie schon 1612 im Steuerbuch. Lorenz Schaiblen ist mit Ersteintrag 1610 im Bürgerbuch (VIII) aufgeführt, aber wohl kaum vor 1580 geboren, denn in den älteren Quellen findet man ihn noch nicht. Statt seiner aber einen Hieronymus Schaiblen, der vielleicht der Vater von Lorenz ist. 1604 verfügt Hieronymus Schaiblen mit einem Taglöhnergütlein über ein Vermögen von 150 fl, im Musterungsverzeichnis 1598 stellt er eine Hellebarde (II), 1588 ist er noch nicht belegt. Wahrscheinlich ist er nach Igelsberg zugewandert, denn vom Alter her müsste er in der Musterungsliste von 1588 eigentlich verzeichnet sein. |
4.4 Das Gütlein von Brigitta Weißenmantel |
Über Brigitta Weißenmantel ( 1675) und ihr Gütlein mit Feldern von 2 M ist nur wenig bekannt. Sie ist laut Lagerbuch die Witwe von (Hans) Georg Weißenmantel, der offenbar nicht aus Igelsberg stammt, sondern zugezogen sein muss, sehr wahrscheinlich aus Röt (F 2037). Dort findet man in der Schützenliste 1625/26 einen "Jerg" Weißenmantel (XLIII), der 1614 auch im Bürgerbuch von Röt (VIII) nachgetragen ist. Er ist wahrscheinlich identisch mit dem Johann Georg Weißenmantel aus Igelsberg, der 1648 im Ehebuch als Trauzeuge genannt ist; die Braut (von F 753) ist Maria Weißenmantel, sehr wahrscheinlich die Tochter. Weitere Belege für Georg Weißenmantel in Igelsberg sind nicht zu finden, namentlich fehlt er im Schätzungsregister aus der Zeit um 1635. Da im Lagerbuch auch kein Vorbesitzer genannt wird, bleibt die Herkunft des Gütleins von Brigitta Weißenmantel im Dunkeln. |
4.5 Das Gütlein von Peter Schneider |
Der
Zimmermann Peter Schneider ( 1675, F 759) ist 1667
wahrscheinlich noch ein junger Mann, der vielleicht kurz
vor 1635 geboren ist, denn im Taufbuch, das in diesem
Jahr beginnt, ist er nicht zu finden. Er ist seit 1663
verheiratet mit Anna Henßler (1640 -1692), einer Tochter
des Schultheißen und Hofbesitzers Hans Philipp Henßler
(Abschnitt
2.2).
In den Schützenlisten aus der Mitte des Jahrhunderts
taucht er nicht vor 1665 auf (XLV). Aus diesen Daten kann man
schließen, dass er nicht identisch ist mit dem Peter
Schneider (F 885), der um 1635 ein Gütlein und ein
Vermögen von 450 fl besitzt. Dieser ältere Peter
Schneider ist 1617 im Bürgerbuch nachgetragen (VIII) und ist vielleicht ein Bruder
sowohl von Michel Schneider (Abschnitt 3.6) als auch von Moritz Schneider (Abschnitt
3.10)
sowie der Vater des jüngeren Peter. Als Vorbesitzer des kleinen Guts wird im Lagerbuch Hans Müller genannt, der schon im Musterungsregister 1588 (I) belegt, also vor 1570 geboren ist. Er ist zunächst nicht vermögend: 1604 wird er als "armer taglohner" auf 32 fl geschätzt und 1607, jetzt als Kübler, auf 20 fl (XLVI); erst 1612 im Steuerbuch kommt er auf ein Vermögen von 100 fl, hinter dem sich ein bescheidener Haus- und Grundbesitz verbergen könnte. Irritierend ist jedoch, dass das Lagerbuch einerseits Hans Müller als Vorbesitzer des kleinen Guts von Peter Schneider nennt, andererseits aber auch berichtet, dass "Häußlin und Pläzlen" des jungen Schneider "vor disem von der Gemeindt erkaufft worden" seien. Dann ginge Schneiders Gütlein nur insoweit auf Hans Müller zurück, als dieser schon über den sehr geringen Felderbestand von 1,5 M verfügte, nicht jedoch über Haus und Hof. Dies würde auch die geringe Einstufung Müllers 1612 erklären. Haus und Hof Peter Schneiders wären dann sehr junger Besitz. Dazu passt, dass Schneider zu Handlohn und Weglöse verpflichtet wird, einer Abgabe beim Besitzerwechsel, die es in der Klosterzeit nicht gab. Wenn diese Interpratation richtig ist, dann mag zwar der ältere Peter Schneider Vater des jüngeren gewesen sein, Besitzer des Gütleins zwischen Hans Müller und dem jungen Peter Schneider war er dann wohl nicht (daher ist sein Name in der Tabelle 4 eingeklammert), denn sein Vermögen von 450 fl im Jahr 1635 repräsentiert gewiss mehr als ein oder zwei Morgen Ackerfelds. Dann wissen wir allerdings auch nicht, woher der Besitz des älteren Schneider kam und wohin er ging. |
4.6 Die beiden Taglöhnergütlein von Jacob Seeger |
Jacob Seeger
(1605 - 1691, F 703) ist nach Michel Seeger (Abschnitt
2.3),
Anna Maria Mast, geb. Seeger (Abschnitt 2.4), Simon Seeger (Abschnitt
3.2)
und "Jung" Hans Seeger (Abschnitt 3.5) der fünfte Spross aus der
Seeger-Familie, die ihren gemeinsamen Ahnherrn wohl in
Jörg Seeger hat, der einstmals zwei Höfe besaß (Abschnitt
2.3).
Doch hat Jacob Seeger keinen Anteil mehr am Familienerbe,
vielmehr gehen seine beiden Taglöhnergütlein auf
Anstett und Georg Braun zurück, die im Lagerbuch als
Vorbesitzer je eines Gütleins genannt werden. Wie aber
kommen diese beiden kleinen Güter in die Hand von Jacob
Seeger? Im Ehebuch (L) bekommen wir einen Hinweis: Am 7.
Februar 1644 heiraten "Jacoby Seger et Christina
Breinin". Es ist aber nicht erkennbar, wessen
Tochter Christina Braun ist und welchen Besitz sie in die
Ehe eingebracht hat. Schauen wir die beiden Besitztümer genauer an. Der Besitz, der auf Georg Braun zurückgeht, besteht 1667 aus Haus und Feldern, einschließlich eines Ausguts, im Umfang von 6 M. Vom Besitz Anstett Brauns ist dagegen nur noch die Hofstatt vorhanden, das Gebäude ist also zerstört, dazu kommen immerhin 7,5 M Land. 1635 ist "Jerg" Braun mit einem Vermögen, zu dem ein "gietlen" gehört, von 200 fl registriert. Anstett Braun wird 1635 nicht mehr genannt, sein kleines Gut - woraus auch immer es bestehen mag - muss einen Zwischenbesitzer gefunden haben. In Frage kommen könnten (Tabelle 4) Jacob Plöchlin oder Hans Henßler, doch ist keine Verbindung zu Anstett Braun oder Jacob Seeger erkennbar. Diese Konstellation legt die Vermutung nahe, dass Christina Braun Tochter und Erbin Georgs gewesen ist. Wie Seeger zu Hofstatt und Feldern des zweiten Taglöhnergütleins kam, ist nicht nachzuvollziehen. Anstett scheint der ältere der beiden Brauns zu sein, ohne dass man an ein Vater-Sohn-Verhältnis denken könnte. Anstett Braun erscheint früher in den Quellen, allerdings nicht vor 1607 (XLVI): in diesem Jahr wird er auf ein Vermögen von 250 fl geschätzt. 1610 sind sowohl Anstett Braun als Säger und Georg ("Jerg") Braun als Schneider ins Bürgerbuch mit Ersteintrag aufgenommen (VIII). 1612 versteuern Anstett Braun 200 fl und Georg Braun 250 fl. In der Schützenliste 1625/26 fehlt Anstett Braun, vielleicht ist er schon verstorben, im Bürgerbuch ist er auch gestrichen. Die Brauns stammen sehr wahrscheinlich nicht aus Igelsberg, jedenfalls ist der Name vor 1607 in den Quellen nicht zu finden. |
4.7 Hans Martin Schanz und das alte "Heiligengütlein" |
Hans Martin
Schanz ( 1689, F 578) ist ein Schneider aus
Unterwaldach. Er kam über Reichenbach, wo er 1656 Anna
Maria Pfeiffer (1630 - 1705) aus Schwarzenberg geheiratet
hatte, 1661 nach Igelsberg. Dort kauft er von Barbara
Gleser ( 1662), der Witwe Jacob Glesers, ein
kleines Gut mit 5 M Feldern, das frühere
"Heiligengütlein". Zins und andere Abgaben auf
das Gut sind ihm erlassen, dafür versieht er, wie schon
sein Vorgänger, das Amt des Mesners. Der Vorbesitzer Jacob Gleser (F 1024), der ebenfalls Schneider war, hatte das "Heiligengütlein" 1621 für 300 fl von der Kirche - nominell vom Kirchenherr, dem Herzog - gekauft. Er ist 1616 im Bürgerbuch nachgetragen (VIII), könnte also ein Sohn des alten Jacob Gleser sein (Abschnitt 3.8) oder - dies ist wahrscheinlicher, denn er zahlt den Kaufpreis für das Gütlein sofort - einer der Erben Moritz Glesers (Abschnitt 2.7). Allerdings wissen wir sehr wenig über den jüngeren Jacob Gleser. Wir finden ihn nicht in den Schützenlisten der Jahre 1625/26, vielleicht ist er als Mesner vom Schützendienst befreit. In einem der beiden erhaltenen Exemplare des Vermögensregisters aus der Zeit um 1635, das der Erhebung von Abgaben und Steuern dient, ist er von anderer Hand mit einem Vermögen von 300 fl nachgetragen, im zweiten Exemplar fehlt er ganz. Auch dies könnte seinen Grund darin haben, dass er, weil er das Amt des Mesners versah, zu Abgaben und Steuern nicht herangezogen wurde oder seine Pflichtigkeit wenigstens strittig war. Es ist auch nicht erkennbar, wann Jacob Gleser starb; das könnte jedoch schon früh, das heißt bald nach 1635, gewesen sein, denn im Totenbuch, das ab 1638 erhalten ist, ist sein Tod nicht verzeichnet. |
Internetversion:
10/12 Aktualisierung: 10/12 |
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987) |